Einleitung Planungsgebiet Bestandserfassung Zielkonzept Maßnahmen Umsetzungshinweise

3 Gegenwärtiger Zustand von Natur und Landschaft sowie voraussichtliche Änderungen

Der Landschaftsplan beinhaltet eine das gesamte Planungsgebiet umfassende Bestandsaufnahme der verschiedenen Elemente der Landschaft – die so genannten Schutzgüter:

Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
Groß Steinum
Feldweg Lauinger Fuhren
Klima
Arten und
Biotope
Landschaftsbild Boden und
Wasser
Klima und
Luft

Diese Bestandsaufnahme ist die Grundlage für:

  • die langfristige Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen mit Bedeutung für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten,

  • den Schutz von Grund- und Oberflächenwasser vor Beeinträchtigungen,

  • den Schutz des Bodens vor Erosion und Verschmutzung,

  • die Sicherung klimatischer Funktionen der Landschaft,

  • den Aufbau eines Konzeptes zur Kompensation von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch Siedlungsentwicklung oder Bodenabbau.

Hintergrundinformationen zu den Schutzgütern finden Sie auf der Seite Natur und Landschaft.

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3.1 Arten und Biotope

Biotope

Innerhalb des Stadtgebietes kommen knapp 200 verschiedene Lebensraumtypen wie beispielsweise der Wälder, Fließgewässer, Acker- und Grünländer, aber auch seltene Lebensräume der Magerrasen, Sümpfe und Quellen vor (siehe Pflanzen, Tiere, Lebensräume). Die Verteilung der Lebensraumtypen ist in den verschiedenen Naturräumen je nach Standortbedingungen und Nutzungsgeschichte unterschiedlich. So finden sich im Elm Waldbereiche, die seit dem Mittelalter ununterbrochen mit Wald bedeckt sind und damit einen über Jahrhunderte bestehenden Lebensraum gefährdeter Tier- und Pflanzenarten darstellen. Eine historische Waldnutzungsform, die auch eine besondere Artenvielfalt ermöglicht, stellen die Hudewälder dar, in die im Mittelalter das Vieh zur Beweidung getrieben wurde. Hudewälder sind in der Wohldrühme, im Lenebruch und am Rieseberg zu finden. Dagegen weist beispielsweise das Schuntertal traditionell einen hohen Grünlandanteil auf.

Schunter bei Beienrode
Schunter bei Glentorf im Winter
Blick auf die Schunter im Wechsel der Jahreszeiten bei Beienrode und Glentorf

Ein anderes Beispiel für landschaftsprägende Biotopstrukturen mit einer großen Bedeutung für den Naturschutz sind Hecken und Gebüsche. Zu diesem Thema gibt es auf den Internetseiten des Landschaftsplanes computererzeugte Ansichten, die die Veränderungen der Landschaft bei Groß Steinum durch Heckenpflanzungen zeigen (siehe "Heckensimulation"). Neue Gehölzbestände sind bereits stellenweise in strukturarmen Ackergebieten auf Grund von Initiativen Einzelner oder von Vereinen im Rahmen des Anpflanzungsprogramms des Landkreises Helmstedt angelegt worden. Das hierfür erforderliche Pflanzmaterial wurde vom Landkreis Helmstedt kostenlos zur Verfügung gestellt. Dieses Beispiel zeigt das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ihre Landschaft. Ein Engagement, dass durch den Landschaftsplan neue Anregungen und Handlungsmöglichkeiten bekommt.

NSG Rieseberger Moor
NSG Rieseberger Moor

Mit dem Naturschutzgebiet "Rieseberger Moor" liegt eines der größten Naturschutzgebiete (ca. 150 ha) des Landkreises Helmstedt im Stadtgebiet Königslutters. Das Rieseberger Moor ist auf Grund seiner Bedeutung für Tiere und Pflanzen auch als FaunaFloraHabitat(FFH)-Gebiet zur Entwicklung eines europäischen Schutzgebietssystems – Natura 2000 – gemeldet. Kennzeichnend für dieses reich strukturierte Niedermoorgebiet ist ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen wie nährstoffarmen Bruchwäldern, Feucht- und Nassgrünländern sowie Seggen-, Binsen- und Staudensümpfen.

Rieseberger Moor
Ehemalige Abtorfungsstelle im Rieseberger Moor

Im Rieseberger Moor sind naturnahe, nährstoffarme Torfstichgewässer zu finden, die noch aus jener Zeit stammen, in der im Rieseberger Moor Torf gestochen wurde (bis nach dem 2. Weltkrieg, vorrangig aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts). Diese Gewässer sind Zeugnis der wechselvollen Nutzungsgeschichte der Landschaft in Königslutter und haben sich bis heute wieder zu wertvollen Feuchtbiotopen entwickelt. Die Besonderheit des Rieseberger Moors ist seine Nährstoffarmut. Nährstoffarme Lebensräume sind selten geworden und Heimat einer ganz eigenen Tier- und Pflanzenwelt.

Das Stadtgebiet Königslutters weist mehrere Quellen und damit ein selten gewordenes Landschaftselement auf. Die Lutterquelle – eine Sturzquelle – ist mit Abstand die bekannteste Quelle und fördert täglich durchschnittlich 20.000 m³ Wasser. Sie zählt damit zu den ergiebigsten Quellen Norddeutschlands.

Die Lutterquelle wird im Lernmodul "Wasserpfad" näher beschrieben.

Obwohl es in Königslutter immer noch vom Menschen wenig beeinflusste und damit für den Naturschutz wertvolle und seltene Biotope gibt, zeigt die flächendeckende Bewertung der verschiedenen Lebensräume insgesamt eine deutliche Dominanz der Lebensräume mit geringer bis mittlerer Bedeutung für Natur und Landschaft (ca. 86 % des Planungsgebietes, zur Bewertung siehe Pflanzen, Tiere, Lebensräume). Das bedeutet, dass auf diesen Flächen keine gefährdeten Tier- oder Pflanzenarten vorkommen oder die Fläche sehr klein ist. Ausschlaggebend für dieses Ergebnis ist die großräumige Ackernutzung.

Pflanzen- und Tierarten

Eine Reihe von Gebieten mit besonderer Bedeutung für den Tier- und Pflanzenartenschutz wurden aus Kartierungen des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie übernommen. Ausgehend von den bekannten oder vermuteten Besonderheiten in Königslutter wurden zusätzlich Fledermäuse, Brutvögel, der Springfrosch und aus der Gruppe der Schmetterlinge der Kleine Sonnenröschen-Bläuling auf ausgewählten Flächen im Stadtgebiet erfasst. Weitere Hinweise auf besondere Tier-Vorkommen wurden über die Meldebögen zum "Tier des Monats" durch die Bürgerinnen und Bürger von Königslutter gegeben.

Foto Zwergfledermaus
Daumengroß: die Zwergfledermaus

Neben einer großen Anzahl von Fledermausarten wie der Zwergfledermaus, dem Langohr oder der Wasserfledermaus kommen aus der Gruppe der Säugetiere als Besonderheiten auch der Fischotter sowie der Luchs und die Wildkatze im Planungsgebiet vor.

Die vorkommenden Vogelarten repräsentieren die Vielfältigkeit der Lebensräume rund um Königslutter. Der Kiebitz nutzt offene, baumarme Flächen mit kurzer Vegetation, die Nachtigall braucht unterholzreiche Laub- und Mischwälder und die Rohrweihe hingegen bevorzugt eine offene Landschaft mit von einem dichten Schilfgürtel gesäumten Gewässern.

Der Springfrosch kommt in ganz Niedersachsen nur in zwei Gebieten vor – und eines liegt in Königslutter. Die Funde dieser Art im Elm, Dorm und im Rieseberger Moor zeigen die Bedeutung, die die Stadt Königslutter für den Erhalt dieser gefährdeten Art hat. Gleiches gilt für den Kleinen Sonnenröschen-Bläuling, eine in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Schmetterlingsart.

Springfrosch
Kleiner Sonnenröschen-Bläuling
Springfrosch und Kleiner Sonnenröschen-Bläuling: zwei sehr seltene Arten, die in Königslutter vorkommen

Von besonderer Bedeutung für Tier- und Pflanzenarten sind die Naturschutzgebiete Rieseberg, Rieseberger Moor mit Vorkommen von Geflecktem Knabenkraut und Waldschnepfe, das Lutterlandbruch sowie Teilbereiche im Elm, Dorm und in der Schunteraue. Letztere nimmt vor dem Hintergrund des Biotopverbundes als Verbreitungsachse für Tiere und Pflanzen eine wichtige Rolle ein. Vor allem im Südosten des Planungsgebietes fehlen Bereiche mit besonderer Bedeutung für Tier- und Pflanzenarten. Die Artenvorkommen und ihre Bewertung sind in die Karte 1 "Arten und Biotope" eingeflossen.

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Interaktive Karten

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3.2 Landschaftsbild

Die Bestandsaufnahme des Landschaftsbildes stellt das Erscheinungsbild und die Erlebbarkeit der Landschaft dar. Neben der optischen Wahrnehmung des Landschaftsbildes spielen auch charakteristische Gerüche, der Duft von Rapsfeldern oder blühenden Hecken und Geräusche wie Vogelstimmen eine wichtige Rolle. Auch diese Sinneswahrnehmungen bestimmen den Wert einer Landschaft. Vielfalt, Schönheit und Eigenart, wie im Niedersächsischen Naturschutzgesetz definiert, sind Voraussetzung für Lebensqualität, Erholung und Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Lebensraum. Erholungswert, Naturerlebnis und Heimatgefühl basieren auf dem vertrauten Bild der Landschaft. Im Vordergrund steht dabei eine naturbezogene Erholung zum Beispiel durch Wandern, Radfahren, Reiten oder Naturbeobachtung, deren Grundlage eine naturnahe, kulturhistorisch gewachsene Landschaft ist.

Kornblumen im Rapsfeld
Kornblumen im Rapsfeld südlich von Ochsendorf
Groß Steinum
Groß Steinum, im Hintergrund der Elm


Knapp ein Drittel der Fläche Königslutters weist eine hohe oder sehr hohe Bedeutung für das Landschaftsbild auf. Diese Bereiche zeichnen sich durch eine Vielfalt an naturnahen, historisch gewachsenen Strukturen wie Obstwiesen oder Ducksteinmauern aus und sind gern besuchte Erholungspunkte (siehe auch "Landschaftsbild" unter Natur und Landschaft). Die Landschaftsteile mit hoher und sehr hoher Bedeutung sind vor allem Waldlandschaften wie am Rieseberg, Bruchwälder auf Niedermoorstandorten und Grünlandniederungen wie im Lutterlandbruch.

In weiten Teilen des Planungsgebietes (knapp 65 %) ist dagegen durch einheitliche Nutzungs-, Siedlungs- und Bauformen von der Eigenart der Naturräume nur noch wenig zu spüren; diese Bereiche haben nur eine geringe Bedeutung für das Landschaftsbild. Aus diesem Grund bildeten das Landschaftsbild und die Erholungseignung einen Schwerpunkt bei der Bürgerbeteiligung. Das Ergebnis waren vielfältige Vorschläge, wie das Landschaftsbild aufgewertet und die Erholungsmöglichkeiten, beispielsweise durch ein verbessertes Radwegenetz, erweitert werden könnten.

Einzelne Landschaftselemente wie Erdfälle, besonders prägende Einzelbäume (siehe Fotowettbewerb "Bäume"), Weißstorchhorste, Kirchen oder Grabhügelfelder geben Hinweise auf die Entstehung der Landschaft und sind als Besonderheiten der eigenen Umgebung vielen Menschen bekannt. Dagegen können unangenehme Gerüche, Lärm oder verstellte Blickbeziehungen durch störende Objekte das Landschaftserleben beeinträchtigen. Als solche störenden Objekte gelten zum Beispiel Sendemastanlagen, Freileitungstrassen oder der Bodenabbau. Hier ist in erster Linie der auf den Bereich nördlich von Uhry konzentrierte Quarzsandabbau zu nennen.

Sandabbau bei Uhry
Sandabbau nördlich von Uhry

Ruhe und Stille als ein wesentlicher Bestandteil der naturbezogen Erholung sind nur noch in wenigen Räumen erlebbar wie in weiten Bereichen des Elms und in größeren Teilen des Naturraums Twülpstedter Lehmplatte.

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Interaktive Karten

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3.3 Boden/ Wasser

Der Boden ist Grundlage für das Wachstum von Pflanzen und Tieren und damit von hoher Bedeutung für den Menschen. Durch eine meist wechselvolle Entwicklung entstanden, prägen verschiedene Bodentypen wie Braunerde (humusreich, fruchtbar) oder Podsol (eher sandig) die Landschaft in Königslutter.

Bei der Darstellung der Schutzgüter Boden/ Wasser gibt es zwei Schwerpunkte:

  • zum einen die Ermittlung der Böden mit besonderen Werten und

  • zum anderen die Bewertung der Funktionsfähigkeit zum Rückhalt und zur Speicherung von Wasser und Nährstoffen.

Nähere Informationen finden Sie auf der Seite Boden/ Wasser.

Durch die jahrhundertlange menschliche Nutzung sind naturnahe Böden sehr selten und gehören daher zu den Böden mit besonderen Werten. Sie geben wichtige Hinweise zur Entstehung von Böden oder zu im Boden lebenden Tierarten. Naturnahe Böden kommen auf historisch alten Waldstandorten, wie dem Sundern südlich von Boimstorf, vor.

Ebenfalls zu den besonderen Böden mit besonderen Werten zählen Böden mit naturhistorischer und geowissenschaftlicher Bedeutung. Dazu gehören Erdfälle, die durch die regenwasserbedingte Lösung des Kalkgesteins entstehen. Dadurch bilden sich verschiedengestaltige Senken, die periodisch mit Wasser gefüllt sein können. Besonders große geologische Bildungen sind der Erdfall im Elm bei Bornum und die Gütte nördlich von Langeleben sowie nördlich von Groß Steinum.

Im Plangebiet werden alle Bereiche mit besonderen Werten von Böden in Karte 3a "Besondere Werte von Böden" dargestellt.

Feldweg Lauinger Fuhren
Sandiger Feldweg an den Lauinger Fuhren

Bei der Darstellung der Fähigkeit zur Wasser- und Stoffrückhaltung geht es um den Schutz des Bodens, der Oberflächengewässer und des Grundwassers vor Erosion und Stoffeinträgen - z. B. Nitrat -, aber auch um den Schutz vor Überschwemmungen. Bereiche mit besonderer bzw. beeinträchtigter/ gefährdeter Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffrückhaltung nehmen auf Grund der unterschiedlichen Gegebenheiten in den Naturräumen (Bodenverhältnisse, Nutzungen) unterschiedliche Flächenanteile ein. Im Zentrum des Plangebiets (Dreieck zwischen Lauingen, Rieseberg und Schoderstedt) und im Nordosten beispielweise nehmen von Winderosion bzw. Nitratauswaschung beeinträchtigte/ gefährdete Gebiete höhere Flächenanteile ein als in anderen Bereichen des Planungsgebietes, da hier sandige, durchlässige Böden vorherrschen (Karte 3b "Wasser- und Stoffretention").

Größere zusammenhängende Flächen mit hoher Wassererosionsgefährdung finden sich in Lößverbreitungsgebieten und dort vor allem an Hängen wie im Naturraum Elm. Vor diesem Hintergrund wurden für den Elmhang im Rahmen der Bürgerbeteiligung Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Hannover durchgeführt, um Maßnahmen zur Verringerung der Erosion zu entwickeln. Die Böden vor Erosion sichern, ist ein wichtiges Anliegen von Landwirtschaft und Naturschutz und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.

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Interaktive Karten

zu Karte 3a "Besondere Werte von Böden"



Interaktive Karten

zu Karte 3b "Wasser- und Stoffretention"





3.4 Klima/ Luft

Bei der Bestandsaufnahme zum Schutzgut Klima/ Luft geht es darum,

  • günstige klimatische Verhältnisse zu sichern und zu entwickeln, z. B. gute Durchlüftung der Siedlungsgebiete, geringe Immissionsbelastungen, Klimavielfalt,

  • positive Funktionen wie Frischluftzufuhr und Durchmischung zu erhalten und zu verbessern sowie

  • vorhandene klimatische und lufthygienische Belastungen zum Beispiel durch Autoabgase zu mildern und abzubauen.

Hintergrundinformationen zum Thema Klima und Luft finden Sie hier.

Die Kernstadt Königslutter steht auf Grund ihrer Größe bei der Betrachtung der klimatischen Bedingungen im Mittelpunkt. Entsprechend der Lage am Elmrand sind die Waldflächen von besonderer Bedeutung für die Frisch- und Kaltluftzufuhr. Das Luttertal und das nördlich gelegene Tiefental leiten Frisch- und Kaltluft nach Königslutter. Im Bereich der Kernstadt sind vor allem Grünflächen und z. T. auch Straßen, die die Luftströme hangabwärts leiten, für den Luftaustausch besonders bedeutsam. Die Ackerflächen am Schmiedeberg sorgen ebenfalls für eine gute Durchlüftung und reduzieren damit die klimatischen Belastungen in der Stadt.

Für einen lokal wirksamen Immissionsschutz sind an erster Stelle die Bäume und Sträucher an Straßen zu nennen, die dazu beitragen, Staub zu filtern und Lärm zu mindern.

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Interaktive Karten

zu Karte 4 "Klima/ Luft"



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