3.3.4.1     Nicht bzw. wenig entwässerte/ entwässerte Niedermoorböden

Der bedeutsamste Standortfaktor bei der Bewertung des aktuellen ökologischen Zustand von Mooren stellt der Bodenwasserhaushalt dar, der durch jegliche Form der Moornutzung mehr oder minder beeinträchtigt wird. Zur Differenzierung der Niedermoore nach BüK50 hinsichtlich Degeneration infolge Entwässerung stellt die Biotopkartierung die wesentliche Informationsgrundlage dar. Dargestellt werden die Ergebnisse der Auswertung in Karte 3b „Wasser- und Stoffretention“ als „nicht bzw. wenig entwässerte Niedermoorböden“ und „entwässerte Niedermoorböden“.

Die nicht bzw. wenig entwässerten Niedermoorböden werden über Biotoptypen ermittelt, die aufgrund ihrer Ausprägung bereits als feuchter Extremstandort erfasst worden ist (vgl. Kap 3.3.3.1, Tabellen A 3.3-7 sowie A.3.3.-17 im Anhang). Sie nehmen insgesamt rund ein Viertel der insgesamt 546 ha Niedermoor im Plangebiet ein. Schwerpunkträume der Nasswiesen, Seggenrieder, Sümpfe und Bruch- und Sumpfwälder sind Teilbereiche im Rieseberger Moor und Klein Steimker Moor, der Lutterlandbruch und das Großes Bruch nördlich von Beienrode. Kennzeichnend für schwach bis mäßig entwässerte Niedermoorstandorte sind sommerliche Grundwasserflurabstände bis 40 cm. Der längerfristige Erhalt von Niedermoorböden ist nur möglich in Form einer extensiven Nutzung, u.a. als Feuchtgrünland, da Abbauprozesse bei dem genannten Wasserstand nur geringfügig stattfinden. Vor dem Hintergrund der Nutzungsgeschichte der genannten Moore (Torfnutzung, Beweidung, Grünlandnutzung, Straßenbau und Anlage von Fischteichen) kann nicht von ungestörten Verhältnissen ausgegangen werden: Das Rieseberger Moor ist z.B. komplett um einen halben Meter abgetorft worden. Aufgrund der Mächtigkeit der Niedermoortorfschicht haben sich im Bereich der aufgegebenen Torfstiche sekundär wieder niedermoortypische Gesellschaften mit Erlenbruchwald sowie Sumpf- und Riedgesellschaften entwickeln können, während die Inseln mit Pfeifengras-Birken- und -Kiefern-Moorwald auf Beeinträchtigungen des Wasserhaushaushaltes deuten. Aufgrund der bäuerlichen Nutzung des Rieseberger Moores als Waldweide, sind die Schwerpunkträume für die Verbreitung von Nassgrünland auf Niedermoor der Lutterlandbruch und das Klein Steimker Moor westlich von Glentorf, die neben der partiellen Abtorfung vor 100 Jahren fast flächendeckend als Grünland genutzt wurden. Die vorhandene Gehölzvegetation feuchter Extremstandorte stellt auch in diesen Gebieten nicht mehr die primären Biotope dar. Ebenso wie beim Rieseberger Moor wechseln im Lutterlandbruch und das Klein Steimker Moor Biotope der nicht bzw. wenig entwässerte Niedermoor­böden kleinflächig mit denen der entwässerten Niedermoorböden (u.a. Intensivgrünland).

Biotope der entwässerten Niedermoorböden nehmen drei Viertel der Moorböden ein. Neben Intensivgrünland und Acker sind dies vor allem Ruderalflächen, Aufforstungen und Teichanlagen. Nahezu flächendeckend sind diese Biotoptypen in den Niedermooren in der Schunterniederung bei Groß Steinum und bei Ochsendorf. Darüber hinaus dominieren sie in den Randbereichen vom Lutterlandbruch (Ost- und Westteil), Klein Steimker Moor (Südteil), Großes Bruch und Rieseberger Moor. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte von der standortangepassten extensiven Grünlandnutzung zu zunehmend intensiveren Wirtschaftsformen hat zu stark entwässerten Niedermoorstandorten mit sommerlichen Grundwasserflurabständen unter 80 cm geführt, der vermulmte Oberboden ist trocken bis wechseltrocken. Die typische Grünland-Nutzung stellt Saatgrasland da, das nach einer nur kurzen ertragsreichen Phase von 5-6 Jahren aufgrund der Moordegradierung in Queckenrasen übergeht (Succow & Joosten 2001). Der Grünlandumbruch[1] mit nachfolgender Einsaat von Ackerfrüchten erfolgt i.d.R. nach weiterer Entwässerung (tiefer als 120 cm). In entwässerten Mooren ist die Fähigkeit zur Wasserspeicherung und Wasserrückhaltung verringert oder bereits verloren gegangen. Die degenerierten Torfböden verlieren ihr Quellungsvermögen und nehmen Wasser deutlich langsamer bzw. in geringerer Menge auf. Die Niederschläge fließen großenteils von der Oberfläche rasch und ungebremst ab. Die Folgen sind eine Erhöhung der Abflussmengen und Hochwasserspitzen an unterliegenden Bächen und Flüssen. Die Entwässerung zieht eine Abfolge von bodenphysikalischen und -chemischen Veränderungen des Moorkörpers (Schmidt 1994) nach sich, die über den Wasserverlust zur Austrocknung der Torfe führen, mit nachfolgender Sackung und – insbesondere bei regelmäßiger Bodenbearbeitung und Düngung - zur Mineralisierung. Die bei der Torfzersetzung freigesetzten Stoffe führen (u.a. Nitrat- und Phosphataustrag) zu einer zusätzlichen Belastung von Grundwasser und Oberflächengewässern. Der Nitrataustrag nimmt mit der Entwässerungstiefe und der Nutzungsintensität zu. Die Moore wandeln sich von Stoffsenken zur Stoffquellen. Aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen im Moorkörper ist eine Wiederherstellung niedermoortypischer Eigenschaften nicht mehr gegeben (Schmidt 1994, Succow & Joosten 2001).

 

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[1]     Der Umbruch von Moorgrünland ist deshalb nach Guter Fachlicher Praxis gemäß § 5, Abs. 4 BNatSchG untersagt.