3.1.2.2     Bestand

Im Planungsgebiet wurden knapp 200 verschiedene Biotoptypen erfasst, deren wichtigsten Ausprägungen nachfolgend im Zusammenhang beschrieben werden (siehe auch Tabelle A 3.1-2). In übereinstimmung mit dem Leitfaden (Paterak et al. 2001), werden lediglich besonders hochwertige Biotope[1] bzw. gebietsspezifische Besonder­heiten hervorgehoben. Zur floristischen Zusammensetzung und vegetationskundlichen Einordnung der Biotoptypen sei auf den Kartierschlüssel von Drachenfels (1994) ver­wiesen.

Auf einer höheren Aggregationsstufe gibt Abbildung 3.1-1 einen überblick über die Verteilung der Biotoptypen im Gesamtraum sowie in den verschiedenen Naturräumen (detaillierte Prozentzahlen dazu siehe Tabelle A 3.1-1 im Anhang)[2]. 53 % des Gesamtgebietes stehen unter ackerbaulicher Nutzung. Ein knappes Viertel (24,3 %) der Fläche ist mit Wald, vor allem Laub- und Mischwäldern bedeckt. Das Grünland nimmt 9 % der Fläche ein, gefolgt von Siedlungen (4,7 %), Ruderal- und Verkehrsflächen (2 % bzw. 1,8 %). über ein Prozent der Fläche erreichen darüber hinaus noch Gebüsche und Kleingehölze sowie die Grünanlagen der Siedlungsbereiche. Alle übrigen in Tabelle A 3.1-1 genannten Typen belegen Anteile von unter einem Prozent.

Die Flächenverteilung in den einzelnen Naturräumen kann stark von der des Gesamtraumes abweichen. Das Dormhügelland, der Hasenwinkel, die Helmstedter Mulde sowie der Lehrer Wold sind durch überdurchschnittliche Ackeranteile gekennzeichnet, während der Elm und die Twülpstedter Lehmplatte durch einen erhöhten Waldanteil auffallen (58,3 % bzw. 50,3 %). Das Schuntertal lässt sich in erster Linie durch den relativ hohen Grünlandanteil (48,2 %) und damit korreliert, den unterdurchschnittlichen Anteil an Ackerflächen (22,1 %) charakterisieren.

Abbildung 3.1-1     Prozentuale Verteilung der aggregierten Biotoptypen je Naturraum, Darstellung aller Typen mit über einem Prozent der Fläche im Gesamtraum

Wälder
Naturnahe Wälder frischer Standorte

Der überwiegende Teil der Wälder im Planungsgebiet stockt auf frischen Standorten. Diese buchendominierten, naturnahen Wälder sind oftmals „historisch alte Wälder“, d.h. die Standorte sind seit mehreren Jahrhunderten kontinuierlich mit Wald bedeckt. Diese Konstanz ist wertgebend für den Naturschutz, da sie die Voraussetzung für eine ununterbrochene Besiedlung einer Vielzahl hoch spezialisierter und wenig mobiler Arten ist. Diese Voraussetzungen erfüllt in besonderer Weise der Elm, der kontinuierlich Wald trägt, nachweislich seit dem Mittelalter. In den unteren Lagen waren dies vorrangig Eichenwälder, weil diese vielfältiger genutzt und daher in Siedlungsnähe gefördert wurden (Mast, kürzere Umtriebszeiten). In den höheren Lagen des Elms waren dagegen Buchenwälder dominant. Heute kommen die Buchenwälder im Elm, am Dorm und im Waldgebiet von Rottlof vor. Neben dem flächenmäßig weit verbreiteten Mesophilen Buchenwald kalkärmerer Standorte ist insbesondere der Typ des Mesophilen Kalk­buchen­waldes aus Naturschutzsichterwähnenswert, da dieser Biotoptyp von einer Vielzahl gefährdeter Arten (z.B. Seidelbast (Daphne mezereum) oder Türkenbundlilie (Lilium martagon)) besiedelt wird.

Neben den buchendominierten Wäldern kommen auch Mesophile Eichen- und Hainbuchen-Misch­wälder auf den mittleren Standorten vor. Ihre Entstehung sowie ihr Erhalt auf diesen Standorten ist jedoch eng mit dem menschlichen Einfluss verknüpft. Die vielfältigen Nutzungs­möglich­keiten der Hainbuche (v.a. ihre Schnittverträglichkeit) und der Eiche (Mast) haben zu einer Förderung und Ausweitung dieses Waldtyps über seinen eigentlichen natürlichen Standort hinaus gesorgt. Diese Ausweitung geschah i.d.R. auf Kosten der Buche. So ist zum Beispiel der Strukturreiche Eichen- und Hainbuchen-Mischwald als Ersatzgesellschaft von Mesophilen Kalkbuchenwäldern am Rieseberg die Folge der intensiven Nutzung des Waldes in den letzten Jahrhunderten. ähnliches gilt für den Strukturreichen Eichen- und Hainbuchen-Mischwald als Ersatzgesellschaft von ärmeren Ausprägungen Mesophiler Buchenwälder auf weniger kalkreichen Standorten am Elm und in den Wäldern um Bisdorf.

Im Plangebiet liegt der natürliche Standort der Hainbuchen- und Eichenwälder (die potenzielle natürliche Vegetation – pnV) in den (stau-) feuchten Gebieten und über­schwemmungs­bereichen der Schunterniederung und ihrer Nebengewässer. Die mesophilen Eichen- und Hainbuchen-Mischwälder sind je nach Standort mit anderen Laubbaumarten gemischt. Auf den mesophilen Standorten treten v.a. die Buche, aber auch Ahorn, Linde und Esche hervor, auf den feuchten und nassen Standorten dagegen im größerem Umfang die Erle und die Esche. Der Mesophile Eichen- und Hainbuchen-Mischwald feuchter, basenärmerer Standorte findet man sowohl im Elm als auch im Sundern, in der Wohl­drühme, im Mühlenhop und im Bisdorfer Holz. Der Mesophile Eichen- und Hainbuchen-Misch­wald feuchter, basenreicher Standorte findet sich nur an wenigen Stellen im Planungsgebiet, vorrangig ist er im Südwesten des Riesebergs verbreitet, daneben gibt es einige kleinere Vorkommen in der Umgebung von Bisdorf.

Naturnahe Wälder feuchter und nasser Standorte

Von Erlen und Eschen beherrschte Feuchtwälder kommen im Planungsgebiet relativ häufig vor. In der Regel handelt es sich um schmale bachbegleitende Erlen-Eschenwälder der Auen- und Quellbereiche (WE) oder um kleinflächige Bestände innerhalb bestehender Waldgebiete. Der Erlen-Bruchwald (WA) ist ebenfalls meist kleinflächig verbreitet; er ist auf die Niederungs­bereiche der Schunter und der Uhrau beschränkt. Hier tritt er in Form des Erlen-Bruchwaldes nährstoffreicher Standorte auf. Daneben existiert ein großflächiges Vor­kommen des Erlen- und Birken-Erlenbruchwaldes nährstoffärmerer Standorte des Tieflandes im Rieseberger Moor. Dieser Lebensraum nimmt hier eine Fläche von über 45 ha ein, ist aber kleinflächig mit anderen, weniger dominanten Biotoptypen verzahnt. Innerhalb dieses nassen Milieus ist der Nährstoffgehalt des Bodens für die Ausprägung des Biotoptyps entscheidend. Während der Erlen-Bruchwald auf etwas reicheren Standorten zu finden ist, wird der kleinflächig eingenischte Birken-Bruchwald auf jene Bereiche zurückgedrängt, die nährstoff­ärmer sind. Die über­gänge zwischen den Typen sind entlang des Gradienten (WAR-WAT-WBA) fließend. Das Rieseberger Moor ist aufgrund seines relativ „intakten Wasserhaushaltes“ (Cassel et al. 2000: 44, vgl. auch Kap. 3.3.4.1.) von besonderer Bedeutung für den Flächen­schutz. Dieser manifestiert sich zum einen in der Ausweisung als NSG sowie als Gebiet, das nach FFH-Richtlinie (92/43/EWG) als Bestandteil des europäischen kohärenten Schutzgebietssystems „Natura 2000“ nach Brüssel gemeldet wurde.

Ein weiterer im Plangebiet nachgewiesener Wald der nassen Standorte ist der Erlen- und Eschen-Sumpfwald. Er ist im so genannten Klein Steimker Moor mit wenigen Flächen verbreitet. Neben den namensgebenden Arten treten in der Baumschicht Birken und Weiden auf. Dieser Typ ist, wie alle anderen aufgeführten Wälder der nassen Standorte, nach § 28a NNatG geschützt.

Wälder trockenwarmer Standorte

Die Wälder trockenwarmer Kalkstandorte sind im Plangebiet auf die Rendzinen am Dorm beschränkt. Dort kommt, vor allem an der südwest-exponierten Seite des Dorms, der Buchenwald trockenwarmer Kalkstandorte vor. Die Flachgründigkeit des Standortes und die Exposition verhindern eine geschlossene Baumschicht, so dass sich eine artenreiche Besiedlung der Krautschicht einstellen kann. Hier finden Arten einen Lebensraum, die licht- und wärme­bedürftig sind (Zacharias 1986). Auf floristisch interessanten Saum­gesellschaften, die sich diesen Wäldern anschließen, wird weiter unten eingegangen.

Ein kleiner Bestand eines thermophilen Eichen-Elsbeeren-Waldes befindet sich als Eichen-Mischwald trockenwarmer Kalkstandorte am nordwestlichen Rand des Rieseberges. Dieser Bestand ist ebenfalls floristisch interessant, da er eine Vielzahl gefährdeter Arten beherbergt. Kleinere Bestände dieses Typs sind dagegen nicht mehr als eigenständige Biotope abgegrenzt, sondern dem bereits besprochenen WCK zugeordnet worden (Cassel et al. 2000). Auch hier, auf diesen trockenwarmen Standorten, ist der Eichen-Mischwald wieder die Ersatzgesellschaft des zuvor genannten Buchenwaldes.

Neben den kalkreichen Standorten gibt es weitere naturschutzfachlich interessante trocken­warme Wälder auf Sandstandorten. Der Eichen-Mischwald armer, trockener Sandböden stockt im Hasenwinkel auf Podsolen. Neben den Eichen kommen Birken, Kiefern und Buchen in diesem Biotoptyp vor.

Gebüsche und Kleingehölze

Gebüsche, Hecken und Feldgehölze sind neben Baumgruppen, Baumreihen und Einzel­bäumen und
-sträuchern zentrale Elemente einer gegliederten Kulturlandschaft. In den letzten Jahr­zehnten haben gerade die intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaften einen großen Teil ihrer Gehölz­bestände eingebüßt. Auch der Ausbau der BAB hat den Verlust einer Vielzahl von Strukturelementen mit sich gebracht.

Im Planungsgebiet sind die vorwiegend beackerten Landschaften relativ arm an Gehölzen, v.a. im südöstlichen Teil. Anderer­seits haben sich an einigen Stellen Hecken- und Gebüsche dort erhalten können, wo das Gelände kleinflächig gegliedert ist oder an Grundstücksgrenzen.

Neue Gehölzbestände sind stellenweise durch Neuanlage in strukturarmen Ackergebieten ent­standen, wo sie aufgrund von Initiativen Einzelner oder von Vereinen im Rahmen des An­pflanzungs­programms des Landkreises Helmstedt angelegt wurden. Im Zuge der Um­setzung der Kompensationsmaßnahmen für die Erweiterung der BAB 2 wurden (vor allem im nordwestlichen Bereich des Plangebietes und entlang der Autobahn) eine Reihe von Flächen bepflanzt.

Bei den Gebüschen feuchter und nasser Standorte ist in erster Linie das Weiden-Sumpf­gebüsch nährstoffreicher Standorte hervorzuheben. Es konzentriert sich auf die feuchten Niederungsbereiche der Schunter (z.B. im NSG Lutterlandbruch) und ist auch im Rieseberger Moor vertreten. Die Gebüsche trockenwarmer Standorte sind u.a. durch die Laubgebüsche trockenwarmer Kalkstandorte vertreten. Sie haben im Planungsgebiet zwei Vorkommen am Dorm bzw. Rieseberg. Diese Laubgebüsche bilden die Gehölzmäntel der Buchenwälder und Eichen-Mischwälder (WTB bzw. WTE) auf trockenwarmen Kalk­standorten. Sie sind durch eine Reihe wärmeliebender Gehölzarten gekennzeichnet, zu denen im Gebiet Rosa micrantha, Rhamnus cartharticus und Cornus sanguinea zählt (Zacharias 1986: 53). Als Schnittstelle zwischen Offenland (wärme­liebende Staudensäume) und Wald findet man Arten beider Seiten in diesen Gebüschen.

Gewässer
Quellen

In Niedersachsen sind alle naturnahen Quellen gesetzlich geschützt (§ 28a NNatG). Im Einzelnen sind dies Tümpel-, Sturz-, und Sicker- oder Rieselquellen.

Die Tümpelquellen ergießen sich in ein darüber liegendes Gewässer und sind daher nicht immer kartierbar, vor allem dann nicht, wenn das Gewässer weitere Zuflüsse hat. Vermutlich gibt es daher neben den 5 bekannten Quellen diesen Typs noch weitere. Der Land­schafts­rahmen­plan macht darauf aufmerksam, dass die meisten Tümpelquellen im Gebiet ursprünglich eher den Charakter einer Sickerquelle hatten, bevor die Quellbereiche künstlich zu Quellteichen umgebaut wurden (Cassel et al. 2000). Die einzige natürliche Tümpelquelle im Plangebietgebiet ist demnach die Lutterquelle (ebd.). Die selten anzutreffende Sturzquelle – imPlangebiet sind vier bekannt – ist die auffälligste der drei Quelltypen. Hier fließt das Wasser unmittelbar als Bach ab. Drei dieser Quellen fließen in die Schickelsheimer Riede, die vierte befindet sich an der Lutterquelle und speist die Lutter. Die Sicker- oder Rieselquellen sind die häufigsten Quellen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass an Hängen, Mulden und in Niederungen flächig Wasser zutage tritt. Diese meist sumpfigen oder moorigen Standorte werden im Wald von Erlen-Eschen-Quellwäldern und Quellsümpfen besiedelt.

Die Lutterquelle ist mit Abstand die bekannteste Quelle im Planungsgebiet und fördert täglich durchschnittlich 20.000 m³ Wasser. Sie zählt damit zu einer der ergiebigsten Quellen Nord­deutschlands. Sie liegt im Grenzbereich einer Mergelschicht, die den Elm nach unten hin „abdichtet“. Das Wasser in diesem unterirdischen Becken steigt bis auf die Höhe der Lutterquellen und tritt hier zutage („überlaufquelle“). Alle drei beschriebenen Quelltypen kommen im Bereich der Lutterquellen vor.

Fließgewässer

Alle Fließgewässer im Planungsgebiet sind dem Wassereinzugsgebiet der Schunter zuzuordnen. Die Schunter ihrerseits entwässert über Oker und Aller in die Weser. Typisch für das Plangebiet sind Fließ­gewässer des Berg- und Hügellandes, teilweise auch Gewässer der Niederungen. Natur­schutz­fachlich von besonderem Wert sind die naturnahen Abschnitte der Fließgewässer, von denen zwei Typen zu nennen sind. Zum einen der Naturnahe sommerkalte Bach des Berg- und Hügellandes. Dieser Typ ist, abgesehen von seiner Naturnähe, d.h. vielgestaltigen Morphologie, Durchgängigkeit und Vegetation durch eine relativ hohe Fließ­geschwindig­keit gekenn­zeichnet. Es handelt sich häufig um Bachoberläufe, die zum Teil in Wäldern verlaufen. Im Planungsgebiet befinden sich fünf Gewässerabschnitte, die diesem Typ zuzuordnen sind. Der längste Abschnitt ist der Oberlauf des Schierpkebaches, der von Langeleben bis an den Waldrand des Elms verläuft. Ein weiterer Abschnitt dieses Typs liegt nördlich davon, es handelt sich um den Oberlauf des Schambachs. Auch hier ist nur der im Wald verlaufende Abschnitt noch naturnah. Mit dem Eintritt in die agrarisch genutzte Landschaft ist der Zustand der Gewässer schlagartig naturfern. Zwei weitere kurze Abschnitte liegen im Naturraum Börde, einer davon ist der Oberlauf der Schickelsheimer Riede, auch als Scheidewellenbach bekannt.

Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen, eher schnell fließenden Gewässerabschnitten ist der Naturnahe sommerwarme Niederungsbach durch eine herabgesetzte Fließ­geschwindigkeit und daher durch ein eher schlammiges und sandiges Sediment gekennzeichnet. Die Vegetation kann innerhalb des Gewässers bei ausreichender Besonnung üppig sein (Röhrichte, Laichkrautgesellschaften etc.), die Ufer entlang des Gewässers sind in der Regel mit Bruchwald, Röhrichten, Hochstaudenfluren oder Grosseggenrieder bewachsen. Der einzige Gewässerabschnitts dieses Typs ist das Teilstück der Lauinger Mühlenriede, das am Naturschutzgebiet Rieseberger Moor entlang führt.

Stillgewässer

Der größte Teil der Stillgewässer im Plangebiet ist künstlich angelegt worden oder im Zuge des Bodenabbaus entstanden. Bei den meisten Gewässern handelt es sich um Kleingewässer mit einer Größe von unter einem Hektar (fast 95 %). Lediglich bei elf der in der Biotoptypenkarte erfassten 222 Stillgewässer handelt es sich um größere Stillgewässer. Diese sind fast ausnahmslos durch Rohstoffabbau entstanden. Nördlich der BAB 2, im Bereich von Uhry, sind z.Zt. noch zwei Unternehmen mit dem Abbau von Quarzsand beschäftigt. Dieser Abbau geschieht sowohl als Trocken- als auch als Nassabbau.

Stillgewässer natürlichen Ursprungs sind im Plangebiet sehr selten. Nur in zwei Fällen ist diese natürliche Entstehung belegt. Im einen Fall handelt es sich um den zwischen Bornum und Königslutter gelegen, bekanntesten und größten Erdfall des Plangebietes. Er ist als Sonstiges naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer natürlicher Entstehung kartiert worden, da er dauerhaft mit Wasser gefüllt ist. Andere Erdfälle sind dagegen deutlich kleiner und führen oftmals nur temporär im Frühjahr Wasser.

Das zweite Beispiel eines Gewässers natürlicher Entstehung ist das einzige Altgewässer im Planungs­gebiet, es liegt östlich der Ortschaft Glentorf in der Schunterniederung und wurde als Kleines naturnahes Altwasser kartiert. Bei diesem Lebensraum handelt es sich um eine alte Schunterschleife.

Auch die Gewässer anthropogenen Ursprungs können für den Natur­schutz von Bedeutung sein, wenn sie sich in einen naturnahen Zustand befinden. Von den Stillgewässern können nur ca. 50 als naturnah bezeichnet werden. Zu nennen sind die Natur­nahen nährstoffreichen Abbaugewässer und die Naturnahen nähr­stoff­reichen Stau­teiche. Die weiteste Verbreitung (mit 44 Exemplaren) hat jedoch der Typ des Sonstigen naturnahen nährstoffreichen Kleingewässers. In diesem Typ werden Gewässer zusammen­gefasst, die jagdlichen Zwecken dienen, aus Gründen des Naturschutzes angelegt wurden oder deren sonstige Nutzung eingestellt wurde (z.B. ehemalige Fischteiche). Das Rieseberger Moor bietet einige naturnahe nähr­stoffarme Torf­stich­gewässer. Diese Gewässertypen stammen noch aus jener Zeit, in der im Rieseberger Moor Torf gestochen wurde (bis nach dem 2. Weltkrieg, vorrangig aber bis Mitte des 19. Jahrhunderts). Inzwischen haben sie sich größtenteils regeneriert und eine Ver­landungs­zone ausgebildet (Rieger 1979).

Gehölzfreie Biotope der Sümpfe, Niedermoore und Ufer

Seggen-, Binsen-, und Stauden-Sumpf ist mit fünf unterschiedlichen Biotoptypen und einer Gesamtfläche von ca. 28 ha im Planungsgebiet vertreten. Die Vorkommen sind von nassen bis sehr nassen Standorten außerhalb der Gewässer abhängig. Diese Voraussetzungen können auf Niedermoor oder grundwasserfeuchten Mineralböden erfüllt sein. Entsprechend können die größten Flächenanteile im Rieseberger Moor, in der Glentorfer Moorniederung und im Lutterlandbruch festgestellt werden. Eine weitere Bedingung für die Entwicklung von Sümpfen ist die Nutzungsaufgabe bzw. die sehr extensive Nutzung der Bestände.

Der Basen- und nährstoffarme Sumpf ist auf das Rieseberger Moor beschränkt, da nur hier noch die erforderliche Nährstoffarmut herrscht. Nicht nur im Plangebiet, auch im Landkreis Helmstedt sind nährstoffarme Sümpfe selten (Cassel et al. 2000). Die Glentorfer Moorniederung und der Lutterlandbruch sind durch erhöhte Nährstoffgehalte gekennzeichnet und weisen daher andere – im Plangebiet weiter verbreitete – Formen der Sümpfe auf. Die Typisierung der Bestände erfolgt anhand der dominanten Pflanzenarten: neben dem Seggenried , kommt das Binsen- und Simsenried und der Staudensumpf nährstoffreicher Standorte vor, zusätzlich der Sonstige nährstoff­reiche Sumpf . Von den genannten Typen ist das Seggenried nährstoffreicher Standorte mit insgesamt knapp 14 ha (mit Schwerpunkt Glentorfer Moorniederung) am häufigsten vertreten.

Die zweite Gruppe der gehölzfreien Biotope der Sümpfe, Niedermoore und Ufer sind die Landröhrichte. Ihre Standorte sind – im Vergleich zu den Sümpfen – durch eine etwas geringere Bodenfeuchte gekennzeichnet. Darüber hinaus weist die Vegetation die typische höhere Röhrichtstruktur auf. Auch das Vorkommen der Landröhrichte ist auf die Niederungen beschränkt (Glentorfer Moorniederung, Scheppauniederung, Schunterniederung, Lutter­land­bruch). Wie bei den Sümpfen werden auch hier zur Unterscheidung der Biotoptypen die dominanten Arten herangezogen. Vier Typen sind vertreten; sie bedecken eine Fläche von ca. 29 ha. Den größten Anteil nimmt das Schilf-Landröhricht mit knapp 21 ha ein, gefolgt vom Rohrglanzgras-Landröhricht, Rohrkolben-Landröhricht und Wasserschwaden-Landröhricht. Alle genannten Biotoptypen sind nach § 28a des NNatG geschützt.

Fels-, Gesteins- und Offenbodenbiotope

Diese Obereinheit ist in Königslutter nur durch einen Biotoptyp vertreten, den Natürlichen Erdfall im Gipskarst. Es handelt sich um eine interessante geo­morphologische Erscheinungsform des sog. Gipskarst und entsteht durch allmähliche Auslaugung von lösungs­fähigem Anhydrit im Untergrund und dem nachfolgenden allmählichen oder abrupten Nachsacken der Erd­ober­fläche. Die Folge ist eine im Ideal kreisrunde, schüsselförmige Vertiefung. Erdfälle können in Abhängigkeit von der Untergrundbeschaffenheit mit Grund- oder Regenwasser gefüllt sein. Im Gebiet führt allerdings nur der für seine typische Form bekannte Erdfall zwischen Bornum und Königslutter dauerhaft Wasser. Die übrigen, kleineren Erdfälle im Elm und im Dorm führen dagegen nur vorübergehend Wasser. Während die Erdfälle im Elm vereinzelt auf­treten, gibt es am Dorm eine Erdfalllinie, die durch eine Reihe von perlschnurartig (in nordwestlich nach südöstlich verlaufender Richtung) aufgereihten Erdfälle gekennzeichnet ist. Die Erdfälle sind z.T. „als vegetationslose, meist nährstoffarme Tümpel ausgebildet“, die „mit periodisch trockenfallenden Erlenbruchwäldern bestanden sind“ (Cassel et al. 2000: 68).

Heiden und Magerrasen

Heiden sind lediglich durch den Biotoptyp der Trockenen Sandheide vertreten. Die zwei Flächen dieses Typs im Plangebiet werden im wesentlichen durch die Besenheide aufgebaut, die hier, im südlichen Teil des Rieseberger Moores, auf einem trockenen Sandhügel wächst. Die trockene Sandheide nimmt eine Fläche von weniger als 2 ha ein. Weitere Flächen dieses Typs existieren im Planungsraum nicht. Selbst im Landkreis Helmstedt existiert lediglich eine weitere Fläche.

Magerrasen sind im Planungsgebiet auf ca. 10 ha mit über 15 Flächen vertreten. Mit einer Durchschnittgröße von 0,6 ha sind die Biotope überwiegend klein. Neben den Kalk-Magerrasen, die in allen drei Entwicklungsstufen vom Kalkmagerrasen-Pionier­stadium über den Typischen Kalk-Magerrasen bis hin zum Saum­artigen Kalk-Magerrasen im Elm vorkommen, sind die verschiedenen Sand-Magerrasen zu nennen. Sie beschränken sich auf Vorkommen in den Naturräumlichen Einheiten des Hasenwinkels (624.21) und des Dormhügellandes (512.20). Innerhalb dieser oft lückigen und niedrig­wüchsigen Vegetationseinheiten lassen sich drei Biotop­typen differenzieren: die meist artenarme Silbergras-Flur, der Basenreiche Sand-Magerrasen sowie der am häufigsten vorgefundene Sonstige Sand-Magerrasen. Die Sand-Magerrasen sind weitgehend nutzungsbedingte Biotope, die ihre Entstehung früher vorrangig der extensiven Beweidung und heute vor allem dem langjährigen Brachfallen von Sandäckern ver­danken.


Grünland

Grünland nimmt nach Auswertung der Biotoptypenkarte ca. 9,3 % des Gesamtraumes ein (vgl. Tabelle A 3.1-1), es wird zum überwiegenden Teil intensiv genutzt. Von den 1310 ha Grünland sind nur 128 ha (d.h. ca. 9,7 %) extensiv genutzt und aus Sicht des Naturschutzes von besonderer Bedeutung. Zu unterscheiden ist das Mesophile Grün­land, die Seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiese sowie das sonstige arten­reiche Feucht- und Nassgrünland.

Mesophiles Grünland

Mesophiles Grünland ist im Planungsraum mit vier Biotoptypen und einer Fläche von ca. 57 ha vertreten. Das Vorkommen des mesophilen Grünlandes ist keinem speziellen Natur­raum zuzuordnen, vielmehr liegen die einzelnen Flächen verstreut im Planungsgebiet. Auf der Betrachtungs­ebene der einzelnen Typen lassen sich folgende Aussagen machen: Mageres meso­philes Grünland kalkarmer Standorte ist auf den Naturraum Dormhügelland (512.20) begrenzt, wo es auf Podsolen und Podsol-Braun­erden vorkommt. Die Bestände zeigen daher oftmals Anklänge an Sand-Magerrasen. Das Magere meso­phile Grünland kalkreicher Standorte ist ebenfalls auf den Naturraum Dorm­hügel­land (512.20) beschränkt, hier werden kalkreiche Flächen am südwestexponierten Rand des Dorms sowie am nordwestlichen Rand des Riesebergs besiedelt. Es handelt sich um Weiden auf mäßig trockenen bis frischen Kalkböden mit Magerkeitszeigern und Anklängen an Kalk-Magerrasen (RH). Die feuchte Ausprägung, das Mesophile Grünland mäßig feuchter Standorte, ist im Gebiet relativ selten und lediglich im nördlichen Teil des Plangebietes zu finden. Schwerpunktvorkommen dieses Typ ist das Schuntertal (624.10), weitere Vorkommen sind auf den mäßig grund- und staufeuchten Böden, vorrangig in den Niederungen der Scheppau, der Twülpstedter Lehmplatte (624.22) und des Lehrer Wolds (624.12) zu finden. Der weitaus größte Flächenanteil wird vom Sonstigen mesophilen Grün­land eingenommen (über 30 ha). Dieser mäßig artenreiche Typ ist auf frische, nährstoffreiche Standorte angewiesen und als einziger mesophiler Grünlandtyp nicht durch § 28b (NNatG) geschützt.

Während der Bearbeitung der Biotoptypenkartierung wurden änderungen an der Einstufung nach § 28b NNatG bekannt. Diese rechtlichen änderungen werden durch Anpassungen im Kartierschlüssel (Drachenfels 2003, unveröff.) flankiert. Die bislang nicht nach § 28b NNatG geschützten Typen GMA, GMF und GMK[3]unterliegen nach dem neuen Kartierschlüssel dem Pauschal­schutz. Auf diese Entwicklung wurde mit Neukartierung der Flächen reagiert, die in der Biotoptypenkartierung des Landkreises als solche kenntlich gemacht wurden.

Seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nasswiese

Eine weitere Untergruppe des Grünlandes ist die Seggen-, binsen- und hochstaudenreiche Nass­wiese. Ihr Vorkommen ist an Standorte gebunden, die durch hoch­anstehendes Grund-, Stau- oder Quellwasser charakterisiert sind und extensive Grünlandnutzung. Diese Bedingungen werden im Planungsraum auf ca. 58 ha erfüllt. Gemäß der Aus­führungen des Landschaftsrahmenplans befindet sich ein Großteil der Feucht- und Nasswiesen des Landkreises im Planungsraum des Landschaftsplans Königslutter (Cassel et al. 2000). Innerhalb des Plangebietes treten die Nass­wiesen in erster Linie im Rieseberger Moor, in der Scheppauniederung unterhalb der Ortschaft Scheppau sowie in der Schunteraue im Bereich des Lutterlandbruchs und im Klein Steimker Moores auf.

Der Typ Seggen-, binsen- oder hoch­stauden­reiche Flutrasen ist noch auf sechs Flächen (mit etwas über 2 ha Fläche) erhalten und liegt in der Schunteraue, zum einen im NSG Lutter­land­bruch, zum anderen südlich von Heiligendorf. Die basenreiche, nährstoffarme Nasswiese kommt lediglich mit einem Bestand vor, im Bauernwald in der Wohldrühme. Nach Drachenfels (1994: 154) handelt es sich hierbei um einen Biotoptyp, der in Niedersachsen nur noch in kleinen Restbeständen erhalten ist. Ein weiterer Biotoptyp ist ebenfalls nur mit einem Bestand vertreten: die Mäßig nährstoffreiche Nasswiese. Erst die neue Kartieranleitung enthält diesen Typ (Drachenfels 2003); charakterisiert werden kann er als „artenreiche Sumpfdotterblumen-Wiesen (Calthion) auf nassen, mesotrophen Standorten, gekennzeichnet durch zahlreiches Vorkommen von Knabenkräutern und/oder Arten der Kleinseggen-Riede“ (ebd.). Die einzige mäßig nährstoffreiche Nasswiese liegt nördlich der Ort­schaft Scheppau im Bereich der „Kälberwiesen“. Mit 12,6 ha relativ großflächig verbreitet ist die Magere Nasswiese. Sie wurde in der Schunteraue nördlich und südlich der Autobahn, im Uhraubruch bei Beienrode sowie im Rieseberger Moor aufgenommen. Der häufigste Biotoptyp der Nasswiesen, die Nährstoffreiche Nasswiese ist mit über 40 ha vertreten. Die Vorkommen dieses Typs liegen in den bedeutenden Feuchtgebieten des Plangebietes: im Rieseberger Moor, der Scheppauniederung südlich von Rotenkamp, der Schunterniederung mit dem Lutterlandbruch und der Glentorfer Moorniederung sowie des Uhrau­bruchs. Darüber hinaus liegen weitere Vorkommen dieses Typs nördlich und nordwestlich von Bisdorf. Alle Nasswiesen sind nach § 28a NNatG geschützt und unterliegen einem Veränderungsverbot.

Sonstiges artenreiches Feucht- und Nassgrünland

In der dritten Gruppe des Grünlandes sind nur zwei Biotoptypen anzutreffen. Sie nehmen eine Fläche von knapp 11 ha ein und sind in ihrem Vorkommen auf den Naturraum Schuntertal begrenzt. Die Sumpfdotterblumen-Wiese ist lediglich mit vier sehr kleinen Flächen vertreten, zusammen haben sie eine Größe von nicht ganz 0,6 ha. Drei der Flächen liegen im Naturschutzgebiet Rieseberger Moor, die vierte Fläche liegt südlich von Glentorf nahe der Schunter. Der Flutrasen, der zweite Biotoptyp dieser Gruppe, ist dagegen mit 10 ha Größe deutlich häufiger, wenn auch nur im Naturraum Schuntertal (624.10) vorkommend. Diese Gesellschaft prägt sich in überflutungsbereichen von Gewässern und in zeitweise überstauten Senken aus. Der Flutrasen kann stellenweise recht artenarm sein. In der Regel kommt er nicht auf dem gesamten Schlag vor, vielmehr sind seine Grenzen kleinräumig differenziert, meist liegt eine enge Verzahnung der Flutrasen mit anderem Wirtschaftsgrünland, v.a. Wiesenfuchsschwanzwiesen, vor.

 

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[1]     Hierunter werden in erster Linie jene Biotoptypen verstanden, die neben dem pauschalen Flächenschutz nach § 28a/b NNatG auch einen hohen oder sehr hohen Wert für den Naturschutz haben (Paterak et al. 2001).

[2]     Die Flächenberechnungen beruhen auf der Auswertung der Biotoptypenkarte ohne Berücksichtigung punkt- und linienhafter Informationen. In Einzelfällen kann die reale Flächennutzung daher von den hier angegebenen Anteilen abweichen.

[3]    Neben den drei aufgeführten genießen noch weitere, jedoch im Gebiet nicht vorkommende Typen Pauschalschutz.