Das Konzept des Biotopverbundes[1] beruht auf der Erkenntnis, dass in der heutigen Kulturlandschaft die Lebensräume abgrenzbar und inselartig isoliert sind. Die Verinselung der aus Naturschutzsicht wertvollen Lebensräume führt zu einer erhöhten Gefahr des Aussterbens jener Arten, die diese Lebensräume besiedeln. Zwei Probleme treten auf: Zum einen wirkt negativ die abnehmende Habitatgröße, d.h. der Lebensraumverlust, zum anderen wird insbesondere der Austausch von Individuen zwischen Habitaten erschwert. Neben der genetischen Verarmung der fragmentierten Populationen wird vor allem die Wiederbesiedlung geeigneter Lebensräume erschwert. Je kleiner die Lebensräume sind, desto wahrscheinlicher ist ein lokales Aussterben der Population in dem jeweiligen Lebensraum. Neben menschlichen Eingriffen kann das (lokale) Aussterben auch durch natürliche Prozesse ausgelöst werden (schleichende Veränderung des Lebensraumes z.B. durch Sukzession, schlagartige Veränderungen des Lebensraumes z.B. durch Windbruch).
Das Konzept des Biotopverbundes versucht die o.g. Probleme durch folgende vier Ansätze abzuwenden (vgl. Jedicke 1994):
Eine Differenzierung dieser vier Elemente ist nicht immer einfach, wie auch Jedicke (1994: 86) einräumt. Ob ein Lebensraum ein Kerngebiet, Trittstein oder Korridor ist, ist in erster Linie von der betrachteten Art abhängig. Während eine Hecke für einen Igel einen Korridor darstellen kann, ist dieser Lebensraum für bestimmte Insekten Kerngebiet und für andere ggf. unüberwindbare Barriere. ähnlich verhält es sich mit den Kerngebieten. Während für einzelne Arten eine Fläche wie das Rieseberger Moor groß genug ist, um mehrere Populationen zu beherbergen kann sie anderen Arten lediglich als Trittstein dienen.
Die momentane Diskussion löst sich daher zunehmend begrifflich und inhaltlich von dieser artbezogenen Betrachtungsweise und geht zu einer eher pragmatischen Unterscheidung von Eignungs- und Entwicklungsgebieten über (Burkhardt et al. 2003). Unter den Eignungsflächen für den Biotopverbund sind daher alle Sicherungs- und Verbesserungsflächen im Sinne des Zielkonzeptes (Zielkategorie „S“ und „V“) zu verstehen. Bei allen Flächen der übrigen Kategorien handelt es sich demnach um Entwicklungsgebiete.
Im Folgenden wird daher ein Biotopverbundsystem entwickelt, das auf der Grundlage von Ansprüchen von Zielarten Maßnahmen für die Entwicklungsflächen vorschlägt, die prioritär umzusetzen sind. In diesem Sinne versteht sich das nachfolgend beschriebene Biotopverbundsystem als Ergänzung zu den in Karte 5 „Zielkonzept“ dargestellten Gebieten der Zielkategorien „Sicherung“ und „Sicherung und Verbesserung“ sowie als räumliche und inhaltliche Präzisierung der entwicklungsbedürftigen Flächen.