A-4.4.2.4                Rebhuhn (Perdix perdix)

A-4.4.2.4.1             Gefährdung und Schutz

Das Rebhuhn wird in den Roten Listen Niedersachsens (Südbeck & Wendt 2002) undDeutschlands (Bauer et al.2002) jeweils der Gefährdungskategorie 2 (d.h. „stark gefährdet“) zugeordnet.

A-4.4.2.4.2          Lebensraum

Bezzel (1985) beschreibt die Art als Brutvogel der „Steppen, in Europa heute offenes Ackerland, Weiden und Heidegebiete“, wobei er trockenen Untergrund und klimatisch milde Niederungsgebiete bevorzuge. Bei P. perdix lässt sich nach Flade (1994) keine Signifikanz für eine Bevorzugung des Landschaftstyps „offene Felder“ vor anderen Habitattypen finden, es kann hier aber optimale Dichten erreichen. In vielen Landschaften erreicht das Rebhuhn heute Brutdichten von 0,5-1 Brutpaare (BP)/100ha, in optimal ausgestatteten Landschaften dagegen Dichten von 3-5 BP/100 ha (Bezzel 1985).

A-4.4.2.4.3          Nahrung

P. perdix ernährt sich zwar hauptsächlich pflanzlich (besonders Klee, Luzerne, Grasspitzen und Wintergetreide), doch enthalte sein Nahrungsspektrum in den Sommermonaten mitunter auch hohe Anteile an Insekten und deren Larven. Vor allem aber die Küken fressen in den ersten Wochen ausschließlich Insekten und andere Kerbtiere.

A-4.4.2.4.4          Anforderungen an den Biotopverbund

Bezzel (1985) beschreibt das Rebhuhn als Stand- und nur seltenen Strichvogel, d.h. saisonale Wanderungen finden beim Rebhuhn nicht statt. Das Rebhuhn bevorzugt, im Gegensatz zu Wachtel und Feldlerche, Flächen mit hoher Vielfalt von angebauten Kulturpflanzenarten. Damit geht eine kleinere Parzellierung der Flächen einher. Das Rebhuhn meidet nichterhöhte Strukturen wie Baumreihen und Hecken, die gleichzeitig vielen anderen Vogelarten ein Brüten ermöglichen. Ein gewisser Anteil an Hackfrüchten scheint sich darüber hinaus positiv auszuwirken (Flade 1994).

Das Rebhuhn benötigt laut Bezzel (1985) nicht ständige Deckung, bedarf jedoch zum überleben gegliederter Ackerlandschaften mit Hecken, Büschen, Altgrasstreifen, Stauden­fluren, Feld- und Wegrainen und evtl. Brachflächen, die ganzjährig Nahrung und Deckung bieten. Bräsecke (2002) erwähnt auch alternative Verhaltensmuster: In großräumigen Agrar­land­schaften würden Hecken mitunter ganz gemieden, in Landschaften mit größerer struktureller Gliederung könnten Hecken bei Störungen und Schlecht­wetter­perioden als Schutz­standorte dienen. Kaiser & Storch (1996, zit. in Bräsecke 2002) dokumentieren, dass Rebhühner vor allem in den Wintermonaten den Schutz der Hecken suchen.

A-4.4.2.4.5          Maßnahmen

Tabelle A 4.4-7:    Maßnahmen für das Rebhuhn

Ziel

räumlicher Schwerpunkt

Schutz-, Pflege-, und Entwicklungsmaßnahmen

Schutz und Pflege bestehender Lebensräume

Kerngebiete

  • Pflege der bestehenden Raine (jährlich wechselnde Mahd bestimmter Abschnitte)
  • Kein Schlegeln mehrjähriger Flächenstilllegungen
  • Erhalt bestehender Altgrasstreifen und –flächen
  • Mahd der Raine und Altgrasstreifen /-Flächen nicht vor Mitte Juni
  • Erhalt bestehender Hecken

Entwicklung zusätzlicher Lebensräume

Kerngebiete

  • Reduktion der Pestizidanwendungen in der Rand­zone von Getreidefeldern
  • Pflanzung breiter Hecken mit beiderseitigem Gräser- und Kräutersaum
  • Verzicht auf die Mahd von Säumen innerhalb der Brut- und Aufzuchtsperiode
  • Wildgerechte Pflege der Stilllegungsflächen
  • Mehrjährige Flächenstilllegung sind den ein­jährigen vorziehen (Verbesserung der Deckung ins­besondere während der Erntezeit).
  • Anlage von möglichst breiten „Still­legungs­streifen“ oder „Blühstreifen“ z.B. durch einen zentralen Streifen von 12 m Breite mit zwei seitlich ver­laufenden, je 3 m breiten sog. Schwarzbrachen (Spittler 2000). Ein Teil dieser Maßnahme kann im Rahmen der Niedersächsischen Agrar-Umweltprogramme umgesetzt werden (siehe Maßnahme A5 in Tabelle 6.12 )
  • Kein Schlegeln mehrjähriger Flächenstilllegungen
  • Der Heckenanteil sollte nach Möglichkeit auf 15 lfd. m je ha angehoben werden (Hölzinger 1987: 963)
A-4.4.2.4.6          Synergieeffekte

Synergieeffekte bei der Umsetzung von Maßnahmen für das Rebhuhn entstehen vor allem im Bereich des Arten- und Biotopschutzes, aber auch beim Landschaftsbild und im Bereich Boden und Wasser. Lebensraumverbesserungen für das Rebhuhn wirken sich laut Bräsecke (2002) positiv auf die Tierwelt der Agrarlandschaft aus. Von der Umsetzung der Maßnahmen profitieren insbesondere Arten der Agrarlandschaft, die zumindest in Teilen auf weniger intensiv genutzten Lebensraumelemente angewiesen sind. Zu diesen muss die große Mehrheit der Arten gezählt werden. Profiteure der Maßnahmen sind z.B. Goldammer und Dorn­gras­mücke in den Hecken, sowie Wachtel, Schafstelze und Grauammer auf den land­wirt­schaftlich genutzten Flächen. Neben der Lebensraumfunktion muss insbesondere bei der Betrachtung von Hecken die zusätzliche Biotopverbundwirkung für viele Arten berücksichtigt werden. Zu nennen sind zum Beispiel verschiedene Kleinvögel und –säuger als Nutznießer. Im Bereich des Landschaftsbildes liegt die positive optische Wirkung vor allem bei der Pflanzung von Hecken auf der Hand.

 

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