Der Kleine Sonnenröschen-Bäuling wird in der niedersächsischen Roten Liste in der Kategorie 1 („Vom Aussterben bedroht“) geführt (Lobenstein 1988). Die Art wird in der Roten Liste Deutschlands der Gefährdungskategorie V („Zurückgehend, Art der Vorwarnliste“) gelistet (Pretscher 1998).
P. agestis besiedelt als xerothermophiler Offenlandbewohner ein recht breites Spektrum an trocken-warmen Offenlandhabitaten mit sandigen Böden, Kalkmager- und Sandtrockenrasen, Brachflächen, Wegrändern, trockene Waldränder und ‑lichtungen sowie Böschungen (Settele et al. 1999). Ebert (1993) beschreibt den Lebensraum von P. agestis als Bereiche an Wegen (Wegränder, auch an Waldwegen), Böschungen und Dämmen. Weiterhin führt er Sandfluren, oft am Rande von Kiefernwäldern, trockene (kalkreiche) Hänge und Halbtrockenrasen und deren Versaumungsstadien sowie auch (trockene) Streuobstwiesen an. Offenbar bevorzuge P. agestis die klimatisch begünstigten Gebiete mit einem Jahresmittel von mehr als 8°C. Kames (1976, zit. in Ebert 1993) formuliert „Trocken- und Halbtrockenrasen kontinental-pontischen und submediterranen Gepräges auf leicht erwärmbaren Böden des Flach- und Hügellandes“ als Habitat von P. agestis.
Die Lebensräume der Falter sind, pflanzensoziologisch betrachtet Komplexe des Thero-Airion, Dauco-Melilotion und Mesobromion-(Mesobrometum typicum-)Bestände, teilweise auch Bestände des Geranion sanguinei und möglicherweise im Feuchtbereich Agropyro-Rumicion (Ebert 1993).
Der Flächenanspruch einer für 30 Jahre überlebensfähigen Population von P. agestis beträgt laut Bink (1992, zit. in Settele et al. 1999) vier Hektar.
Der Kleine Sonnenröschen-Bäuling gilt als „etwas standortstreu“ und ist daher kein besonders guter Wanderer (Bink 1992, zit. in Settele et al. 1999). Shrevee (1995, zit. in Settele et al. 1999) stuft P. agestis dagegen als eine mobile Art ein, da sein Habitat das frühe Sukzessionsstadium „offener Boden, kurze Kräuter und Gräser“ ist. Jedicke (1994) nimmt als maximal überwindbare Verbunddistanz für Schmetterlinge eine Entfernung zwischen 1 und 3 km an.
P. agestis ist eine polyphage Art, d.h. die Raupe frisst an Pflanzen verschiedener Familien (Settele et al. 1999). Hauptsächlich zu nennen sind Geranium dissectum, Geranium pusillum, Geranium molle, Erodium circutarium und Helianthemum nummularium (Ebert 1993). Der Falter saugt an Aster amellus, Origanum vulgare, Skabiosa columbaria, Solidago canadensis, Jasione montana, Geranium columbinum und Tripleurospermum inodorum (Ebert 1993).
Erhalt und Schutz der Saumstrukturen an warmen Standorten. Eine potentielle Gefährdung der Habitate stellt die mögliche Eutrophierung seiner Larval- und Imaginalhabitate dar. Die Habitate (z.B. die Magerrasen) sind zusätzlich durch Aufforstungs- und Rekultivierungsmaßnahmen bedroht.
Tabelle A 4.4-5: Maßnahmen für den Kleinen Sonnenröschen-Bläuling
Ziel |
räumlicher Schwerpunkt |
Schutz-, Pflege-, und Entwicklungsmaßnahmen |
Schutz und Pflege der bestehenden Habitate |
Kerngebiete |
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Entwicklung neuer Habitate |
Kerngebiete |
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Schutz und Pflege der bestehenden Vernetzungsstrukturen |
Korridore |
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Entwicklung von Vernetzungsstrukturen |
Korridore |
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Von den Schutzmaßnahmen für P. agestis profitieren eine ganze Reihe von Arten, die den gleichen Lebensraum besiedeln. Neben der Zauneidechse sind vor allem Insekten zu nennen. Verschiedene Heuschreckenarten (z.B. Verkannter Grashüpfer), Falter (Mattscheckiger Braun-Dickkopffalter) besiedeln diese trockenwarmen Lebensräume in gleicher Weise wie diverse Hautflügler und Käfer (z.B. Sand-Laufkäfer). Zusätzlich treten positive Effekte für das Landschaftsbild durch den Erhalt der Blütenpflanzen an den Wegrändern ein.