Naturräumliche Haupteinheit Ostbraunschweigisches Hügelland (512)
Naturräumliche Einheit Elm (512.15)

Die Naturräumliche Einheit Elm umfasst den südlichen und südwestlichen Bereich des Planungsgebietes. Neben den bewaldeten Hängen des Elm, die westlich von Königslutter überwiegend zwischen 180 und 200 m ü. NN und südöstlich der Stadt zwischen 200 und 220 m ü. NN liegen, werden die ehemals bewaldeten, heute ackerbaulich genutzten unteren Hanglagen bis zur Bundesstraße 1 bzw. Kreisstraße 641 auf ca. 130 m ü. NN zur naturräumlichen Einheit Elm hinzu gezählt. Der historische Siedlungskern von Königslutter mit der Ober- und Unterstadt und der Lutterquelle fällt ebenfalls in diese naturräumliche Einheit. Als weitere Ortschaften sind Langleben und Lelm zu nennen.

Der als Breitsattel ausgebildete, herzynisch streichende Mittelgebirgszug (bis 323 m ü. NN, insgesamt 20 km lang und zwischen 5 und 9 km breit) des Elm ist aus kalkhaltigen Gesteinen des Mesozoikums aufgebaut, die in weiten Teilen lößüberdeckt sind. Prägend für die naturräumliche Einheit Elm sind in den höheren Lagen Kalk-, Tonmergel-, Mergelsteine und Dolomite des Unteren, Mittleren und Oberen Muschelkalk, die am nördlichen und nordöstlichen Rand des Naturraumes in den Unteren Keuper (Dolomite, Schluffstein, Sandstein) übergehen. Der Wellenkalk wird seit dem Mittelalter südwestlich von Königslutter in den Steinbrüchen der „Steinkuhlenberges“ abgebaut. Als heller Elmkalkstein ist er u.a. in den romanischen Bauwerken in Braunschweig, Helmstedt und Königslutter sowie Bremen (Bremer Roland) verarbeitet worden. Eine Besonderheit an der Nordgrenze des Naturraumes stellen die Festgesteinssockel aus Quellkalk dar. Die quartärzeitlichen Bildungen sind im Gegensatz zum Festgestein im Elm sehr junge, rezent immer noch stattfindende Gesteinsbildungen. Da das Niederschlagswasser insbesondere in den klüftigen Kalkgesteinen versickert und in dem Quellhorizont zwischen den Gesteinen des Muschelkalk und Keuper austritt, sind Quellkalkablagerungen für die Gebiete um Bornum, Königslutter sowie Sunstedt und südlich von Lauingen beschreibend. Die hervorragende Verarbeitbarkeit im feuchten Zustand hat den Kalktuff, auch als „Travertin“ bzw. in der Region als „Duckstein“ bekannt, zu einem nicht nur lokal begehrten Baustoff gemacht, der u.a. für die Fundamente und Mauern im Elmvorland verwendet wurde. Südlich von Bornum treten als weitere geologische Besonderheit des Elms Erdfälle auf, die auf die Lösungsverwitterung von Gips aus dem Zechstein zurückgehen, der unter den mesozoischen Gesteinen ansteht.

Die typischen Böden in der naturräumlichen Einheit sind Braunerden bzw. flachgründigen Rendzinen unter Wald sowie Rendzinen, kleinflächig auch Pelosole, basenreiche Pseudogley-Braunerden und Kolluvien auf den ackergenutzten Flächen (vgl. Kap. 3.3).

Die natürliche Vegetation besteht aus artenreichen Kalk-Buchenwäldern auf flachgründigen Standorten sowie mesophilen Buchenwäldern auf mittel- und tiefgründigen Standorten. Der erhöhte Anteil an Eiche und Hainbuche u.a. im „Lutter Landholtz“ ist durch die kulturhistorische Waldnutzung bedingt.

Der Elm ist aufgrund der Bestockungskontinuität seit dem 18. Jahrhundert als „historisch alter Waldstandort“ anzusprechen (Wulf 1994). Die Artenzusammensetzung hat sich durch forstliche Bewirtschaftung auf der Hälfte der Waldfläche in den vergangenen 200 Jahren verändert. Größere Betriebseinheiten mit Nadelhölzern sowie Aufforstungen zu Mischwaldbeständen sind insbesondere für das „Lelmer Bauernholtz“, „Closter Lutter Holtz“ sowie weite Teile des „Lutter Landholtz“ und „Bornumer Bauer Holtz“ prägend. Waldtypen mit hoher historischer Kontinuität wie altholzreiche Altersstadien der Kalk-Buchenwälder, mesophile Buchenwälder sowie Eichen-Hainbuchen-Mischwälder charakterisieren die Bereiche zwischen dem „Breiten Berg“ und „Drachenberg“, in Lauingerode oder im „Alten Hain“ südwestlich von Lelm. Starke änderungen hingegen hat es gegeben. im 19. und 20. Jahrhundert im Wald­innenbereich bei Langeleben und im unmittelbaren Randbereich So ist auf der westlichen Elmhangseite der historische Waldrand überwiegend durch Aufforstungen in der Grenzliniendichte stark reduziert worden, während die östliche Seite ausschließlich durch größere Rodungen ihre einheitliche Gestalt erhalten hat.

Die Siedlungs- und Wirtschaftsfläche von Langeleben präsentiert sich aktuell auf die unmittelbaren Niederungsbereiche begrenzt. Zu barocker Zeit dehnten sich die Flächen nach Norden bis zur so genannten „Gütte“ und nach Westen bis an die heutige Kreisstraße aus. Hier lagen, wie die Flurbezeichnung „Alt Feld“ verdeutlicht, die Ackerflächen des landesherrlichen Landsitzes. Von den alten Nutzungsstrukturen sind u a. noch Bäume des ehemaligen Schlossparks erhalten geblieben; die heckenumfriedeten äcker und Grünländereien des Gestütes sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen aufgeforstet worden und als ehemalige Freifläche im 150-jährigen Buchenbestand nicht mehr erkenntlich.

Die Hangbereiche des Elm erstrecken sich zwischen dem aktuellen Waldrand und der Bundesstraße. Prägend für die wenig untergliederten Hänge ist die Ackernutzung: Zuckerrüben und Weizen bestimmen die Fruchtfolge sowohl auf den mittelgeneigten Oberhängen (über Rendzinen, Pelosolen mit Ackerzahlen zwischen 40 und 50) als auch den mittel- bis schwachgeneigten Mittel- und Unterhängen (über Kolluvien, Braunerden mit Ackerzahlen zwischen 60 und 80). Die Schläge sind, abgesehen von kleineren, meist als Brache genutzten Flächen am Waldrand, in Gefällerichtung angelegt und z.T. über 400 m lang. Die standörtlichen Faktoren am Elmhang führen zu einer hohen bis sehr hohen Erosionsempfindlichkeit, die auf der östlichen Elmhangseite annähernd flächendeckend ist. Die aktuellen Flächenzuschnitte, d.h. die Aufteilung von Wegen und Ackerflächen, ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts festgelegt worden. Seitdem ist die Ackernutzung dominant; Dauervegetation als hanggliederndes Element, u.a. in Form von Triften zwischen den Dörfern und den Waldweideflächen entlang der Bäche, ist seitdem auf schmale wegebegleitende Grünstreifen reduziert, eine Ausnahme bildet der Erdfall-Komplex. Darüber hinaus finden sich auf der westlich von Königslutter gelegenen Elmhangseite einige lineare Gehölzelemente, u.a. im Verlauf der ehemaligen Handels- und Pilgerstraße. Der östliche Elmhang ist, wie auch schon der angrenzende Waldrand- und Waldbereich, durch die intensive Landwirtschaft einheitlich strukturiert und nur durch Wege untergliedert.

 

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