Naturräumliche Einheit Dormhügelland (512.20)

Die naturräumliche Einheit Dormhügelland umfasst den zentral im Planungsgebiet liegenden Teil zwischen den Erhebungen des Dorm und Rieseberges. Sie schließt sich nach Norden an den Elm an und bildet den nördlichen Abschluss des Ostbraunschweigischen Hügellandes. Charakteristisch für die naturräumliche Einheit ist der rasche Wechsel hinsichtlich Geologie, Böden und Relief auf kleinstem Raum. Neben den zwei markanten Erhebungen Dorm und Rieseberg, die aus mesozoischen Kalk-, Ton- und Sandstein (Buntsandstein und Muschelkalk) aufgebaut sind, finden sich auch tertiäre Sande im Gebiet nördlich und östlich von Lauingen. Die Schunterniederung zwischen Schickelsheim, Groß Steinum und Beienrode mit Auenboden und Niedermoor sowie kleineren Aufwölbungen aus Sand- und Schluffstein des Keuper bei Schoderstedt schließen sich nach Osten in Richtung Dorm an, während langgezogene Rücken aus Mergelgesteinen der Kreide südlich von Lauingen den übergang zum Elmhang bilden. Quellkalke in Form von Tuffablagerungen, aus denen sich u.a. in Sunstedt Pararendzinen gebildet haben, sind für die kalkführenden Abflüsse aus dem Elm typisch. Die Tufflager, die die Lutterniederung von der Oberstadt bis nach Rottorf durchziehen, bilden insbesondere im Siedlungsbereich ein „natürliches Fundament“, das als regionaltypischer Baustoff kulturhistorisch bedeutsam ist. Das zwischen Lauingen, Rieseberg und Beienrode gelegene Rieseberger Moor wird zur Naturräumlichen Einheit Schuntertal gerechnet und stellt quasi einen Ausläufer des Ostbraunschweigischen Flachlandes dar, der sich in das Ostbraunschweigische Hügelland hineingeschoben hat.

Zur naturräumlichen Einheit Dormhügelland werden die Ortschaften Rieseberg, Lauingen und der nördlich der B 1 gelegenen Teil von Königslutter gezählt sowie Schickelsheim, Rottorf, Schoderstedt, Groß Steinum und Beienrode.

Trotz der im Vergleich zum Elm geringen Höhe bis 160 m ü. NN bilden Dorm und Rieseberg die weithin sichtbaren Bezugs- und Eckpunkte des Dorm- Rieseberger Hügellandes, während Heiliger Berg (101 m ü NN.) und Kleiberg (130 m ü NN.) für den Lauinger Raum und der Buchberg (117 m ü NN) für die Schunterniederung (um 95 m ü NN) und angrenzende Bereiche bei Rottorf Akzente setzt.

Als eine Folge der unterschiedlichen geologischen Ausgangssubstrate ist die Vielfalt der im Dormhügelland auftretenden Böden hervorzuheben. Entsprechend vielfältig ist die Vegetation ausgebildet: auf trockenen Standorten finden sich u.a. Orchideen-Buchenwälder, wärmegetönte Säume und Waldränder (Dorm), Halbtrockenrasen (Rieseberg) oder Sandmagerrasen (Lauingen). Teile der Auen-, Niedermoor- und Salzquellstandorte weisen z.B. Feuchtgebüsche, Röhrichte oder Salzvegetation auf.

Aufgrund der eingangs genannten Gründe lässt sich die naturräumliche Einheit Dorm- Rieseberg-Hügelland in sechs räumlich grob umrissene Gebiete unterteilen:

 

Sie werden im Folgenden hinsichtlich ihrer Eigenheiten der kleinräumig wechselnden Standortfaktoren Geologie, Boden und Vegetation und Nutzungsgeschichte dargestellt.

Der im Nordwesten des Dormhügelland gelegene Rieseberg hebt sich durch den Laubmischwaldbestand deutlich von der Scheppauniederung und den anschließenden Ackerflächen zwischen Rieseberg und Scheppau ab. Der geologische Aufbau wird von Plattenkalken und z.T. dolomitischen Mergeln, bestimmt, an die sich nach Nordosten ein kleinflächiger Bereich aus Buntsandstein anschließt, nach Nordwesten ackerfähige schluffige Tone des Keuper und tertiäre Sande. Lokal treten überdeckungen mit Geschiebelehmen auf, die eine tiefgründige Bodenentwicklung zu basenreichen Braunerden (Kratz & Lauer 1995) ermöglichen. Weiterhin sind für den Rieseberg in Abhängigkeit von der überdeckung des Festgesteins Rendzinen (u.a. am Kleinen Steinberg) und Pararendzinen typisch (Entera 2003a). Das kalkhaltige und basenreiche Ausgangsmaterial spiegelt sich in der Vegetation wider, die auf den Ackerfläche Elemente der Kalkäcker und basenreichen Lehmäcker aufweist. Wärmegetönte Säume finden sich entlang der älteren breiten Feldhecken, die u.a. aus Pfaffenhütchen, Weißdorn und Gemeiner Waldrebe aufgebaut sind, unter den Sträuchern befinden sich z.T. Lesesteinhaufen. Insbesondere der nordöstliche obere Hangbereich wird durch Heckenriegel, Trockenrasen sowie Laubholzanpflanzungen jüngeren Datums untergliedert, während die unteren Hangbereiche ebenso wie die Nordseite bis auf straßenbegleitende Baumreihen wenig strukturiert werden. Der heutige 120- bis 150-jährige Buchen-Eichen-Hainbuchen-Bestand ist aus der früheren Mittelwaldwirtschaft hervorgegangen. über Jahrhunderte wurde der Eichenwald überwiegend bäuerlich zu Eigenzwecken (Brenn- und Bauholz) genutzt, aus der Waldgeschichte des Riesberges sind allerdings auch Phasen beschrieben, die auf übernutzungen hinweisen. So in einer Beschreibung aus dem Jahre 1748, die auf insgesamt 760 „Waldmorgen“ 307 Morgen „Baumholz“, 268 Morgen unbewachsene Blößen und 184 Morgen „immerwährendes Gehege“ unterscheidet. Neben den insgesamt 4576 gezählten Eichen werden als Vegetation des Unterholzes Hasel, Hainbuche, Buche und Dornen genannt. Ein Ende der Verwüstungen, die aus dauernden Besitzstreitigkeiten zwischen den Nutzern der umliegenden Orten resultierten, fanden erst mit der Aufteilung 1798 ihr Ende. Der aus der Mittelwaldwirtschaft hervorgegangene Artenreichtum (u.a. Feldahorn, Winterlinde und Elsbeere als Mischbaumarten) wird durch die extensive Bewirtschaftung der jüngsten Vergangenheit gefördert. Das Gebiet wies noch in den 1950er Jahre einige botanische Raritäten auf wie eine Binnensalzstelle, die Fröde (1957) am Rieseberg über Scheppau gelegen beschreibt. Weber (2003, mdl.) bestätigte das besonders im Frühjahr zu beobachtende Austreten salzhaltigen Wassers entlang einer Verwerfungslinie im Rieseberg. Außerdem war der Rieseberger Raum bekannt für das nördlichste Vorkommen des Adonisröschen an der Ostflanke als Kennart der östlichen Steppenrasen. Von dem ehemals Arten- und individuenreichem Orchideenvorkommen sind in den Kalktrockenrasen sowie den Eichen-Hainbuchenwäldern über Kalk und Kalk-Buchenwäldern einige erhalten geblieben. Die Ortschaft Rieseberg liegt in ihrem historischen Kern auf einem Festgesteinssockel, der in die Scheppauniederung hereinragt. Die alte Siedlungsstruktur („Rundlingsdorf“), mit der Ausrichtung der Gebäude auf die zentral gelegene Kirche und der Abfolge von Gärten und Wiesen zur Niederung hin, ist weitestgehend erhalten. Der jüngere Siedlungsbereich liegt in Südwesten, die ehemaligen Gartenflächen sind der baulichen Verdichtung gewichen.

Das sich nach Süden anschließende Gebiet umfasst die als Lauinger Feldmark bezeichneten Bereiche zwischen dem Rieseberg und dem Rieseberger Moor am Butterberg, die Lauinger Fuhren, die Feldmark um Lauingen samt Heiliger Berg bis zum Kleiberg sowie die sandgeprägten Gebiete entlang der L 290 auf Höhe Lerchenfeld einschließlich Wolfsberg. Prägend für die Landschaft ist neben den zu Trockenheit neigenden, eher nährstoffarmen Podsolen (bei Lauingen) und anlehmigen Braunerden die jahrhundertelange Nutzung als Acker und Gemeinschaftsweide. Ausgehend vom Rittergut Lauingen sind in Richtung Rieseberger Moor die ehemaligen Eichen-Birkenwälder gerodet und entsprechend der Eintragung in den historischen Karten des 18. Jahrhunderts ortsnah als „Altackerland“ anzusprechen. Zur Auflichtung des Waldbestandes hat darüber hinaus die Waldweide und späterhin vermehrt die Schafweide beigetragen. Sie fand auf den eher trockenen, in den historischen Karten des 18. Jahrhunderts als Anger / Koppelhude dargestellten Flächen im Bereich der heutigen Lauinger Fuhren statt und erstreckte sich nach Norden bis in die Lutterheide, die als Heideflächen dargestellt sind. Als die Beweidung mit Schafen Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend unrentabel wurde, sind die genannten Gebiete aufgeforstet worden und z.T. als Neueinrichtung dem Staatsforst Königslutter zugeteilt worden. Ein Teil der Anmoorheiden im übergang zum Rieseberger Moore, die vor 130 Jahren in Grünland umgewandelt worden sind, befinden sich heute unter Ackernutzung. überprägungen von Boden und Vegetation haben sich bis in die jüngste Vergangenheit fortgesetzt, u.a. durch den Auftrag von Substraten aus den Zuckerrübenfabriken im Bereich Lauingen oder Flächenstillegungen. Entsprechend der Landschaftsgenese und Nutzungsgeschichte sind trockene Kiefernwälder, Sandmagerrasen und Heiden sowie Ackerwildkrautgesellschaften der Sand- und basenarmen Lehmäcker (u.a. bei Lauingen) als charakteristische Landschaftselemente und ‑eigenschaften des Teilraumes nördlich und östlich von Lauingen anzusprechen. Durch den tiefgreifenden Nutzungswandel der vergangenen zwei Jahrhunderte von extensiv genutzter Allmende zu intensiver Ackerlandschaft und agrarpolitisch forcierter Flächenstilllegung sind historische Kulturlandschaftselemente nicht mehr vorhanden.

Zu dem Teilraum wird auch der Niederungsbereich der Scheppau südlich des Riesebergs gezählt; er ist in Gegensatz zum östlichen Bereich des Teilraumes vor allem durch den Grundwassereinfluss der Scheppau geprägt und war nach der historischen Kartendarstellung von Papen aus dem Jahre 1842 (Lgn 1999) eine Bruchlandschaft, teils als Grünland kultiviert. Die Scheppau ist noch nicht begradigt und auf Höhe der heutigen Bahntrasse seenartig erweitert. Auch dieser Bereich ist durch Entwässerungsmaßnahmen in Ackernutzung überführt worden; der Verlauf der Scheppau ist entsprechend nicht mehr das landschaftsprägende Element der Niederung, gliedernde Elemente beschränken sich auf wegebegleitendes Grün in Form von Strauch- und Baumreihen.

Nach Süden zur B 1 bzw. Osten zur Lutter- und Schunterniederung folgen auf der Linie Lauingen-Lerchenfeld-Rottorf langgezogene, annähernd parallel zum Elm verlaufende Aufwölbungen der Oberkreide aus Kalk-, Mergel- und Sandsteinen. Südlich von Lauingen wird der Kreiderücken von der Bahntrasse der Strecke Braunschweig-Königslutter-Helmstedt durchquert, durch den Einschnitt sind Schichten aus dem geologischen Zeiabschnitt Obercampan im Aufriss zu sehen, ebenso in den Mergel und Kalk-Abbaustellen westlich von Königslutter und am Renzel-Berg bei Lauingen. Als markante Erhöhung stellt der Kleiberg einen Bezugspunkt innerhalb des eher mäßig reliefierten Raumes zwischen Elm und Rieseberg dar. Charakteristisch für diese Höhenzüge sind meist kalkhaltige, lehmige Böden, die in den Flurnamen oder Ortsbezeichnungen als „Klei“ Eingang gefunden haben. In Abhängigkeit von Abtragungs- und Umlagerungsprozessen ist die Substratmächtigkeit über dem Festgestein unterschiedlich entwickelt. So weisen die helleren Brauntöne am Kleiberg auf trockene Pararendzinen hin, während die dunkleren Substrate in den Hangfußbereichen aus Fließerden hervorgegangene Kolluvien bzw. mittel- bis tiefgründig verlehmte Braunerden anzeigen. Der kleinräumige Wechsel zwischen Bereichen mit rezent stattfindenden Verwitterungs-, Abtrags- und Sedimentationsprozessen findet in den landwirtschaftlichen Bodenschätzung Eingang, kann aber im Rahmen der Bodenkundlichen übersichtskarte im Masstab 1:50.000 (BüK 50) nur unzureichend dargestellt werden. Das Gebiet wird aufgrund der Qualität der Böden landwirtschaftlich intensiv genutzt, hauptsächlich ist der Anbau von Winterweizen und Zuckerüben. Der Bereich nordöstlich von Königslutter („Loosberg“) wird ebenso flächendeckend als Acker genutzt. Grünland nahm historisch einen deutlich geringeren Anteil als Acker ein, es war überwiegend entlang der Triftwege zum Elm zu finden. Ihren Verlauf zeichnen in heutiger Zeit die von Linden und Ahorn gesäumten Straßen südlich von Lauingen nach.

Die Schunterniederung zieht sich als breites Band im Vorfeld der Dormaufwölbung entlang. Sie ist – geologisch gesehen – eine sehr junge Bildung der Nacheiszeit, bestehend aus Niedermoorbildungen sowie fluviatilen Sedimenten der Schunter einschließlich Zuflüsse. In historischer Zeit bildete das überflutungsgebiet der Schunter mit dem Rieseberger Moor einen weiträumig versumpften Komplex, der eine natürliche Abgrenzung der Feldmark von Königslutter nach Norden darstellte. Sie war lange ein deutliches Verkehrshindernis für Verbindungen nach Norden. Erst mit Entwässerungsmaßnahmen in Verbindung mit dem Bau des Flößgrabens, der für den Holztransport aus dem Elm und Dorm nach Braunschweig angelegt wurde, sowie dem Torfabbau des Rieseberger Moores bzw. Lutterlandbruch verbesserte sich die Wegbarkeit des Gebietes. Mehr recht als schlecht konnte zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Schunterniederung auf einem Damm aus dem Grabenaushub durchquert werden. Die heutigen Flurbezeichnungen, die die Begriffe Bruch, Pfuhl, Bleek, Wiese mit sich führen, zeichnen die wechselhafte Geschichte der Niederung nach. Der Verlauf der „Alten Schunter“, d.h. unregulierten Schunter, die in Teilstrecken die Landesgrenze zwischen den eigenständigen Staaten Braunschweig und Hannover bildete, ist heute noch in der Gemarkungsgrenze zu Ochsendorf erhalten geblieben. Im 17. Jahrhundert war das Kloster in Königslutter im Besitz der Weiderechte für den Lutterlandbruch. Entsprechend erscheinen in den historischen Karten des 18. Jahrhunderts die südlichen Niederungsbereiche unter der Signatur für „Bruch“. Der Begriff „Bruch“ ist nicht gleichzusetzen mit dem Vegetationstyp Bruchwald, sondern umspannt ähnlich dem Begriff „Heide“ die Bereiche Nutzung, Rechte an der Nutzung und den Hinweise auf für den Ackerbau nach Stand der damaligen Technik zu nassen Standorte. Ein Rückschluss auf die in den Bodenkarten dargestellten Bereiche mit Gley-Braunauenböden und Niedermoore einschließlich der standorttypischen Vegetation ist allein aufgrund dieser Bezeichnung nicht möglich und ergibt sich erst anhand weiterer Informationen wie der Torfgewinnung, den technischen Details des Straßenbaus im 19. Jahrhundert oder die Aufarbeitung der weiteren Nutzungsgeschichte der Niederung. Die Flurnamen Pfuhl deuten auf z.T. verlandete Stillgewässer in Muldenlagen oder in Verbindung mit „Kleiner und Großer Hölle“ auf Moorkomplexe hin. Sie kennzeichnen sehr nasse Flächen, während die zur Winterfutterwerbung genutzte „Wiese“ eher auf wechselfeuchte Auenbereiche hindeutet. Auf die historische Niedermoorkultivierung lassen aktuell noch die Nutzungsstrukturen im Bereich des Moorbruches schließen, der sich von der weitestgehend ackerbaulich genutzten Schunterniederung westlich von Groß Steinum deutlich abhebt. Einschneidende Veränderungen für die Schunterniederung ergaben sich mit der Inbetriebnahme des Kalibergwerkes in Beienrode. Die zur Anlieferung des Kali zum Bahnhof Königslutter errichtete Werkbahn verlief quer durch die Schunteraue und wurde nach der Werkschließung im Jahre 1926 später wieder demontiert. Der ehemalige Verlauf lässt sich im Gelände anhand von Unterschieden im Relief bzw. Aufwuchs teilweise nachvollziehen; z.B. markieren Pappelreihen in der Schunteraue zwischen Beienrode und Groß Steinum die alte Trasse. Veränderungen der jüngsten Vergangenheit sind vor allem agrarmarktpolitisch bedingt. Durch die Abstockung des Viehbestandes zugunsten der Pflanzenproduktion, insbesondere der Marktfrüchte, sind westlich von Groß Steinum weite Bereiche der Grünländer über den tonig-sandigen Auenböden zu Acker umgebrochen worden. Im Lutterlandbruch südlich von Beienrode ist der Landschaftszustand aus dem zeitlichen Vorfeld dieser Intensivierungsphase in Teilen erhalten geblieben, so dass die Schunterniederung zwischen Beienrode und Groß Steinum zwei deutlich unterscheidbare Landschaftsausschnitte aufweist, die aus dem Blickwinkel der Nutzungsgeschichte betrachtet, zeitlich aufeinanderfolgen. Auf die Ackerflächen westlich von Groß Steinum als jüngste Auennutzung folgt flussabwärts Grünlandwirtschaft als standortgerechte Nutzung. Extensivflächen kennzeichnen Flutrasen, mesophiles Feuchtgrünland und an nässeren Standorten Röhrichte, Sumpf- und Hochstaudenvegetation. Das kleinräumige Mosaik wird durch Weidengebüsche, Feuchtwälder und Wasserflächen (Teichwirtschaft) vervollständigt.

An die Lauinger Feldmark schließen sich in Richtung Dorm die historischen Wirtschaftsflächen der Stadt Königslutter an: ehemalige Allmendeflächen im Lutterlandbruch und Lutterheide (in Richtung Beienrode), die Dorfflur der Wüstung Schoderstedt einschließlich der trockengefallenen Schoderstedter Seen und die Gemarkung Rottorf. Die flachhügelige Landschaft, die sich nordöstlich und östlich von Königslutter bis zur Schunterniederung, der Lutterheide und südlich der Lutter bis Schickelsheim erstreckt, weist geologisch sehr unterschiedliche Ausgangsgesteine auf. Vom Raum Lauingen her reichen tertiäre Sande in das Gebiet südlich des Lutterheide hinein (u.a. Kiefernkämpe, Fuhrenkamp), sind aber auch für das Gebiet um den Buchberg prägend. Hinsichtlich der Nutzungsgeschichte und typischen Landschaftselemente können Parallelen zum Raum Lauingen gezogen werden: eher nährstoffarme, meist sandige bis anlehmige, z.T. trockene Standorte, die als Koppelhude genutzt wurden und heute bis auf kleinere Aufforstungen ackerbaulich genutzt werden. Ebenfalls aus sandig-lehmigen Substraten aufgebaut ist der Buchberg, eine sich von der Schunterniederung abhebende Aufwölbung. Das Vorkommen von Ginsterheiden deutet auf die Trockenheit hin, die den Ausgangssubstraten eigen ist. Im Bereich des Loosberges, nordöstlich von Königslutter, treten adäquat zum Kleiberg Aufwölbungen aus Kalk-, Mergel- und Sandsteinen der Oberkreide auf. Als östlicher Ausläufer des Kreiderückens ist die Ackernutzung hier ebenso flächendeckend. Darüber hinaus wird auf überliefertem Terrain eine Obstplantage weitergeführt. In der naturräumlichen Einheit Dorm-Rieseberger Hügelland haben die Terrains mit Plantagen eine lange Tradition. Die nördlich von Königslutter gelegene Anlage geht auf spätmerkantilistische Bestrebungen der braunschweigischen Regenten zurück. Nach diversen Versuchen mit dem Anbau von Maulbeeren, Tabak bzw. Färberkrapp wird seit Ende des 19. Jahrhunderts im Umfeld der Stadt Obst angebaut. Innerhalb der zur Schunterniederung abfallenden Hügellandschaft fallen von der Reliefbildung zwei weite Muldenbereiche auf, die auf die Flussverläufe der Lutter zurückgehen. Geologisch lassen sich die Flussverläufe anhand der holozänen Quellkalkvorkommen nachzeichnen, die sich mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von zwei bis drei Meter von der Lutterquelle bis annähernd zur Schunterniederung erstrecken. Rezent strömt die Lutter zwischen Rottorf und Schickelsheim der Schunter zu, ein weiterer, nicht mehr bestehender Arm verlief weiter nördlich über Schoderstedt. Eine Siedlung gleichen Namens sowie zwei Stauteiche (Kleiner und Großer See) bestanden im ausgehenden Mittelalter weiter nördlich. Das Dorf wurde vermutlich aus Wassermangel und wegen besserer Verdienstmöglichkeiten in Königslutter aufgegeben. Die Flurbezeichnungen „Im See“ und „Schoderstedter Feld“ geben heute noch Auskunft über die Lage vergangener Nutzungen, die unter den heutigen Ackerflächen nicht unbedingt vermutet werden. Die Seenflächen sind nach der raschen Verlandung in Grünland überführt worden. Die nachlassende Bedeutung der wassergeprägten Nutzung zeigt sich auch in den Ortschaften. Rottorf wies im 18. Jahrhundert noch drei Mühlen einschließlich Stauteichen auf, die in der grünlandgeprägten Lutterniederung lagen. Erhalten geblieben ist nur eine Mühle und auf den im Südosten gelegenen Mühlenteich deutet nur noch die Flussgabelung der Lutter hin. Innerhalb des beschriebenen Teilgebietes ist der rasche Wechsel von Standortbedingungen durch den Substratwechsel ein prägendes Merkmal, das insgesamt auch für das Dorm-Rieseberger Hügelland zutreffend ist. Durch den tiefgreifenden Nutzungswandel der vergangenen zwei Jahrhunderte von extensiv genutzter Allmende über mosaikartige Mehrnutzungsstrukturen zu intensiver Ackerlandschaft sind historische Kulturlandschaftselemente nur noch in geringem Maße erhalten geblieben.

Der Höhenzug des Dorm bildet den östlichen Abschluss der naturräumlichen Einheit. Geologisch ist der bis 181 m ü. NN hohe Schmalsattel überwiegend aus mesozoischen Gesteinen aufgebaut, die in den Unterhangbereichen von tertiären Sanden sowie Geschiebelehmen und Fließerden aus dem Quartär überdeckt sind. Die Nutzung des Dorm ist vergleichsweise eng an die standörtlichen Verhältnisse angepasst. Die zur Schunter- bzw. Uhrauniederung orientierten Hangbereiche werden landwirtschaftlich genutzt, während der Kamm und die Oberhänge bewaldet sind. Darüber hinaus nimmt der Erwerbsgartenbau bei Groß Steinum beachtliche Flächen ein. Besonders bei Beienrode sind kleinflächige, durch Hecken unterteilte Nutzungsstrukturen mit Bereichen extensiver Nutzung aus kulturhistorischer Sicht von Bedeutung. Im 18. Jahrhundert waren weite Teile der Dorm-Südhänge mit Laubwald oder Buschwerk bestanden, wo heute äcker sind. Zwischen Beienrode und der Rabenbeck, wo überreste einer Wüstung vermutet werden, zog sich Grünland von der Schunterniederung hangaufwärts. Einige der kleinen Dormbäche sind zu Teichen aufgestaut. Der nördliche, bei Trendel liegende Hangbereich ist aufgrund der anstehende Sande als Heide wiedergegeben. Bis 1900 ist durch Rodungen an der Südseite bzw. Aufforstungen auf der Nordseite die heutige Waldfläche hergestellt worden. Weitere Veränderungen haben sich durch den Kalibergbau in Beienrode ergeben, darüber hinaus ist die Ackernutzung immer weiter in die Schunterniederung hineingeschoben worden, so dass der deutliche Nutzungswechsel zwischen Hanglage und Niederung z.T. völlig aufgehoben wurde. Gliedernde Strukturen sind vor allem in den Hanglagen und entlang der Wege erhalten geblieben. Entsprechend dem kleinräumig raschen Wechsel der Ausgangssubstrate weist der Dorm eine Vielfalt an Bodentypen und Pflanzengesellschaften auf. Prägend für den oberhalb von Groß Steinum gelegenen Teil des Dorm sind Tone und Mergel (Keuper) im unteren Hangbereich, an die sich im Bereich des Heineberg Schaum- und Wellenkalk (Muschelkalk) anschließen. Aufgrund der besonderen geohydrologischen Verhältnisse im Muschelkalk sind im Dorm Dolinen als eine Form der Karstbildung zu finden. An Bodentypen treten in Abhängigkeit von der Exposition, Nutzungsgeschichte und Gründigkeit z.T. steinreiche, mittlere Braunerden sowie mittel- bis tiefgründigen Pararendzinen und Rendzinen auf. Begünstigt durch die Exposition traten auf den genannten Muschelkalk-Böden unterschiedliche wärmegetönte Pflanzengesellschaften als Teil der extensiv genutzten Kulturlandschaft auf: die um 1930 beschriebenen Steppenrasenbestände (Fröde 1957) sind durch Aufforstungen erloschen, während Elemente der Kalkackergesellschaften noch anzutreffen sind (Hofmeister 1975: 1f). Entlang der Waldränder oberhalb von Groß Steinum tritt außerdem die Saumgesellschaft des Blutroten Storchschnabel auf, während in den anschließenden Laubwaldbereichen trockene Orchideen-Kalkbuchenwälder sowie seltene Baum- und Straucharten wie Elsbeere und Kreuzdorn zu finden sind. Nach Zacharias (1986) geht der hohe Eichenanteil des Dorm nicht nur auf die schon im Mittelalter urkundlich erwähnte Nutzung (u.a. Waldweide) durch den Johanniterorden in Süpplingen sowie bäuerlicher Genossenschaften angrenzender Dörfer zurück, sondern ist auch standortbedingt durch stauende Tone entstanden. Eichen-Hainbuchenwälder, anteilig mit Apfel- und Birnenbäumen waren neben Buchenwäldern und kleinen Erlen-Ulmen-Bruchwaldbeständen über Jahrhunderte für den Dorm prägend, bis übernutzung im 18. und 19. Jahrhundert zu Auflichtungen und Devastierungen geführt hat. Durch Regelungen der Forsteigentümer mit den Hütungsberechtigten nahm der Weideumfang ab 1845 wieder ein vertretbares Maß an, ehe er durch die Separation ab 1863 ganz eingestellt wurde. Ein großer Teil der devastierten Flächen wurde aufgeforstet, wobei auch nicht einheimische Nadelhölzer wie die südosteuropäische Schwarzkiefer Verwendung fanden. Im Verlauf des Dorm-Hauptkammes, der sich über den Fuchsberg bis Beienrode erstreckt, bringen die Gesteine des Buntsandstein (Ton-, Kalk- und Sandstein) unterschiedliche Böden hervor. Während flachgründige, als extensive Weide genutzte oder mit bodensaurem Buchen-Eichen-Mischwald bestandene Braunerde-Regosole und Rendzinen für den oberen Kammbereiche charakteristisch sind, treten auf den ackerbaulich benutzten Mittelhängen mittlere Braunerden, Braunerde-Kolluvien und Pseudogleye auf. Nach Nordwesten läuft der Dorm auf die Uhrau-Schunter-Niederung aus, dieser höhergelegen Sporn wird vom Ort Beienrode eingenommen, der in den vergangenen 150 Jahren vom Kalibergbau geprägt wurde. Die an der Dorm-Nordseite befindliche Halde mit Anteilen an Salzvegetation entstammt dieser Phase.

 

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