Ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Sicherung des Naturhaushaltes ist die Minderung des oberflächenabflussbedingten Wasser- und Stoffaustrags. Indem der Direktabfluss verlangsamt oder verringert und so Niederschlagswasser zurückgehalten wird, können kleinräumige Wasserkreisläufe geschlossen und damit auch Stoffverluste (Nährstoffe, Mineralstoffe) an benachbarte Landschaftsräume vermindert werden (Marks et al. 1992). Die Ermittlung der Bereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag beruht auf der in der Arbeitshilfe (Arum 2003) empfohlenen Methodik (vereinfacht nach Gänsrich und Wollenweber 1995), die im Anhang dargestellt ist (vgl. Anhang A-3.3.4.5)
Günstig hinsichtlich Wasser- und Stoffrückhalt werden Standortverhältnisse und Nutzungen bewertet, die den Oberflächenabfluss mindern, also bewirken, dass Niederschlagswasser entweder versickert, verdunstet oder gespeichert wird. In erster Linie werden diese günstigen Effekte durch Dauervegetation erzielt.
Relevant für die Landschaftsplanung sind aber auch Problembereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag, da hier vordringlicher Handlungsbedarf besteht. Bereiche hoher Wassererosionsgefährdung sind in der Regel auch Bereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag, letztere gehen jedoch noch über die erosionsgefährdeten Bereiche hinaus (vgl. Karte 3b - Wasser und Stoffretention).
In Bereichen mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag ist die Nutzungsart/ der Biotoptyp
Aufgrund der hohen Niederschläge und der starken Hangneigungen sind vor allem die Kamm- und Oberhanglagen von Elm, Dorm und Rieseberg Bereiche mit potenziell hohem Direktabfluss. Die steilen und flachgründigen Standorte sind in der Regel nicht für eine ackerbauliche Nutzung geeignet, so dass fast alle Kamm- und Oberhanglagen von Dauervegetation (Wald, Grünland) bedeckt und somit im Hinblick auf die Wasser- und Stoffretention optimal genutzt sind.
Problembereiche ohne Dauervegetation befinden sich unmittelbar angrenzend an die Bereiche mit besonderer Funktionsfähigkeit im Bereich der Mittlhanglagen und z.T. auch Unterhanglagen von Elm, Dorm und Rieseberg. Auf diesen Hängen liegt die Hangneigung noch über dem für die Wasser- und Stoffrückhaltung kritischen Wert von mehr als 7 ° (Neigungsstufe 3.2), lässt aber eine intensive ackerbauliche Nutzung zu.
Hackfruchtanbau und andere Bewirtschaftungsformen, die mit geringer Bodenbedeckung und zudem starken Belastungen der Bodenstruktur (Pflugsohlenverdichtung) verbunden sind, können zu einer erheblichen Verschärfung des Oberflächenabflusses führen. Je nach Verdichtungsempfindlichkeit des Bodens, Radlasten und Befahrenshäufigkeit sowie Bodenfeuchte zum Befahrenszeitpunkt kommt es zu Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention. Aus Erhebungen kann abgeleitet werden, dass Anbauverhältnis und Fruchtfolge, insbesondere der Anteil Hackfrüchte (Zuckerrüben, Kartoffeln, Silomais) die Dichtlagerung der Böden am stärksten beeinflussen (Blume 1990: 153).
In den Problembereichen wie am Elm-Nord- und -Osthang ist daher der Anteil von Hackfrüchten an der Fruchtfolge nach Möglichkeit zu reduzieren. Darüber hinaus ist eine weitgehende Bodenbedeckung anzustreben. Bei Ackernutzung kann durch konservierende Bodenbearbeitung die Funktionsfähigkeit für Wasser- und Stoffretention verbessert werden [1].
In der Karte 3b „Wasser- und Stoffretention“ sind sowohl die Bereiche mit potentiell hohem Wasser- und Stoffaustrag dargestellt, die derzeit von Dauervegetation bedeckt sind (hellblaue Senkrechtschraffur) als auch die ackerbaulich genutzten Bereiche, in denen der potenziell hohe direktabflussbedingte Wasser- und Stoffaustrag aufgrund der Nutzungsstruktur aktuell nicht gemindert wird (rosa Senkrechtschraffur).
[1] Bei konservierender Bodenbearbeitung mit Mulchsaat im Ackerbau lässt sich gegenüber der konventionellen Bodenbearbeitung der Bodenabtrag auf ein Zehntel vermindern, der Abfluss auf ein Siebtel vermindern und die Infiltrationsrate auf das Doppelte erhöhen (BMVEL 2001).