Zur Ermittlung der Bereiche mit potentiell hohem Wasser- und Stoffaustragwurde die Methodik zur Ermittlung des Retentionsvermögens nach Gänsrich & Wollenweber (1995) modifiziert. Dieser Methodikliegt eine Untergliederung in ein Basispotential und eine aktuelle Funktion zugrunde.
Das Basispotential wird aus den Gebietsparametern Relief, Bodenart und Grund- bzw. Stauwassereinfluss abgeleitet und ergibt eine 5-stufige Einteilung (sehr gering bis sehr hoch).
Aus einer Verknüpfung des Basispotentials mit der gegenwärtigen Nutzungsstruktur lässt sich die aktuelle Funktion in 5 Stufen bewerten (sehr gering bis sehr hoch).
Dieser zweite methodische Schritt ermöglicht es, den Einfluss der Nutzungsstruktur bzw. des Biotoptyps (Oberflächenrauhigkeit, Infiltrationsleistung, Evapotranspiration) nachzuvollziehen und so Ansatzpunkte für eine planerische Steuerung der Nutzung nach Art und Intensität zu finden.
Zur Ermittlung der Bereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag in der Landschaftsrahmenplanung wurde eine vereinfachte Vorgehensweise gewählt („Arbeitshilfe“, Arum 2003). Dabei wurde das folgende Bewertungsschema (vgl. Tabelle A 3.3-18) zu Grunde gelegt. Statt einer fünfstufigen Bewertung des Basispotenzials (Gänsrich & Wollenweber 1995) erfolgt die direkte Ableitung von Bereichen mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag aus den Kombinationen geoökologischer Landschaftsfaktoren.
In der vereinfachten Umsetzung der Methodik beschränkt sich der zweite methodische Schritt (Einfluss der Nutzungsstruktur) auf die Unterscheidung der Bereiche mit Dauervegetation von denen ohne Dauervegetation. Aus Tabelle A 3.3-19 wird deutlich, dass Dauervegetation - mit Ausnahme von Intensivgrünland - eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für die Minderung des Direktabflusses hat.
Hangneigung |
Terrestrische Böden (ohne Stauwassereinfluss, GW-Flurabstand > 1,5m) |
Böden über Festgestein (Ranker, Rendzinen) |
Stauwassereinfluss bzw. GW-Flurabstand |
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In ° (NLfB 2001) |
Stufe (AG Boden 1994) |
sandig
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lehmig, schluffig
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tonig (u.a. Pelosole)
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bis 1,5 m unter Flur |
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< 0,5 – 1 |
0 |
I
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1 - 2 |
1 |
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II mögliche Problembereiche |
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2 - 3 |
2.1 |
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3 - 5 |
2.2 |
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5 - 7 |
3.1 |
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7 – 10 |
3.2 |
II mögliche Problembereiche |
III Bereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag (vgl. Karte 3b – Wasser- und Stoffretention) |
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10 - 15 |
4 |
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15 - 20 |
5 |
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> 20 |
6 |
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Gruppierung der Bodenarten (AG Boden 1994): sandig: ss, Su2, St2, Sl2, Sl3 (Reinsande und Lehmsande) tonig: Tt, Tl, Tu2, Ts2 (Lehmtone) lehmig-schluffig: übrige Bodenarten |
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I Bereiche mit überwiegend geringem bis mittlerem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag
Diese Bereiche bieten naturrumlich bedingt überwiegend günstige Voraussetzungen für die Wasser- und Stoffretention.
II Mögliche Problembereiche
Die möglichen Problembereiche sind keine Handlungsschwerpunkte des Landschaftsplans, es kann jedoch örtlich und zeiltich begrenzt zu Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit für Wasser und Stoffretention kommen.
In Gebieten mit lehmig-schluffigen Böden bei Hangneigungen zwischen 1 und 7° kann es im Zusammenhang mit Bodenverdichtung zu einer erheblichen Verschärfung des Direktabflusses kommen. Im Plangebiet handelt es sich um Böden aus tonigem, lehmigem Schluff und sandigem Schluff, die z.T. hoch verdichtungsempfindlich sind. Sandige Böden mit mehr als 7° Hangneigung, die auch mögliche Problembereiche darstellen können, kommen im Plangebiet praktisch nicht vor.
III Bereiche mit potenziell hohem direktabflussbedingtem Wasser- und Stoffaustrag (vgl. Karte 3b – Wasser- und Stoffretention)
Terrestrische Tonböden, sowie grund- und stauwasserbeeinflusste Böden sind als Bereiche mit potenziell hohem Wasser- und Stoffaustrag einzustufen. Flachgründige Böden über Festgestein (Ranker, Rendzinen) sind im Plangebiet verbreitet. Lehmige und schluffige terrestrische Böden weisen bei Hangneigungen größer 7° relativ hohe Direktabflüsse auf. Auch diese Standorte sind zu den Problembereichen zu rechnen. Damit sind praktisch alle Hanglagen mit Neigungen größer 7° (N 3.2) als Bereiche mit potenziell hohem Wasser- und Stoffaustrag einzustufen.
Vegetations-/ Nutzungsstruktur |
Minderung des potenziellen direktabflussbedingten Wasser- und Stoffaustrags |
Nadelwald *, Mischwald * |
Sehr hoch/ hoch |
Laubwald * |
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Gebüsch *, Dauerbrache * |
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Extensivgrünland*, Wiesen |
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Intensivgrünland*, Weiden, konservierende |
Mittel |
Konventionell bewirtschafteter Acker (Getreideanbau) |
Gering |
Konventionell bewirtschafteter Acker (Hackfruchtbau, Sonderkulturen) |
Sehr gering |
* Einstufung nach Gänsrich/ Wollenweber 1995
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Dauervegetation |
[1] Bei konservierender Bodenbearbeitung mit Mulchsaat im Ackerbau lässt sich gegenüber der konventionellen Bodenbearbeitung der Bodenabtrag auf ein Zehntel vermindern, der Abfluss auf ein Siebtel vermindern und die Infiltrationsrate auf das Doppelte erhöhen (BMVEL 2001).