Die Naturräumliche Einheit Lehrer Wold ragt mit ihrem
östlichen Ausschnitt in das Planungsgebiet hinein. Sie umfasst
den westlich im Planungsgebiet liegenden Teil zwischen der
Schunteraue im Norden und Nordosten und dem Elmhang bei Bornum
im Süden. Der Verlauf der Scheppau-Niederung bildet die Grenze
zum Ostbraunschweigischen Hügelland. Charakteristisch für die
Naturräumliche Einheit ist die Dominanz von schweren, stark
tonhaltigen Böden (Pseudogleye, Pelosole). Sie bilden in ihrem
flachwelligen Relief das Gegenstück zu den herausgehobenen
Rücken von Elm und Rieseberg innerhalb der Sattel- und
Muldenlandschaft des Landkreises Helmstedt. Die standörtlichen
Gegebenheiten haben zu der langen Tradition als Wald-,
Waldweide- und Grünlandstandort geführt, in der
Elemente der Kulturlandschaft in Abschnitten des nördlich der
Autobahn gelegenen Teilraumes einschließlich der
Scheppauniederung erhalten geblieben sind. Für den Nordteil
typisch sind außerdem Obstbaumalleen, breitere Heckenriegel in
den Hangbereichen und nasse Quellmulden. Der Nutzungswandel der
vergangenen Jahrzehnte hat im südlichen Abschnitt verstärkt zur
Nivellierung feuchter Standorte geführt, so dass in weiten
Teilen eine intensiv genutzte Ackerlandschaft entstanden ist.
An strukturierenden Elementen sind erhalten geblieben in diesem
Teil des Lehrer Wolds wegebegleitende Baumreihen, insbesondere
durch Eschen aufgebaut. Im Mittelteil wird der Lehrer Wold von
der BAB 2 durchquert, die stark zerschneidend wirkt.
Zur Naturräumlichen Einheit Lehrer Wold werden die Ortschaften Glentorf, Boimstorf, Rotenkamp, Scheppau und Bornum gezählt.
Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Nutzungsgeschichte und standörtlichen Gegebenheiten kann innerhalb der Naturräumlichen Einheit Lehrer Wold zwischen folgenden Teilräumen unterschieden werden:
Auf den naturraumtypischen schweren Tonböden setzte die ackerbauliche Nutzung erst mit der Einführung der Dräntechniken ein; sie hatte dann allerdings weitreichende Rodungen des Beienroder Holzes zu Folge. Vor 220 Jahren reichte das Waldgebiet im Süden noch bis zum Roten Berg nordwestlich von Bornum, im Norden bis an die Schunteraue südlich von Heiligendorf. Der Mergelsteinrücken von Rotenkamp bis Glentorf bildete zu dem Zeitpunkt die Grenze zwischen Wald und Acker. Ein geschlossener Baumbestand fand sich nur im Waldinnenbereich – anzunehmen ist aufgrund des Standortes feucht-nasser Eichen-Hainbuchen-Mischwald. Zu den Rändern lockerte der Wald durch die Beweidung rasch auf, worauf die Signatur Anger/ Trift/ Busch hinweist. 1842 bestanden innerhalb der Waldflächen etliche künstliche Wasserflächen: Im Quellbereich im Osten kleine Stauteiche der Schunterzuflüsse, die außerhalb des Planungsgebietes bei Lehre weite Flächen einnahmen. Sie sind um 1900 in Grünland umgewandelt worden wie auch weite Teile der tiefer gelegenen Waldweidebereiche. Die anfänglich erstellte kleinparzellierte gemischte Nutzungsstruktur der Rodungsflächen westlich des Ziegenhorst-Berges wird nach 1950 weitestgehend in größere Ackerschläge umgewandelt. Zur Jahrhundertwende war der Wald auf das heutige Ausmaß reduziert, lediglich nördlich des Langenberg sind seither Flächen im Bereich der Wohldrühme erhalten geblieben. Die traditionellen Nutzungsformen wie Waldweide in den natürlichen Eichen-Hainbuchen-Wäldern sowie Grünlandwirtschaft haben das Landschaftsbild dieses Landschaftsauschnittes geprägt, der durch die historische Kontinuität der Landschaftselemente von hohem kulturhistorischen Wert ist. Nach 1990 erfolgte mit der Aufforstung von Ersatzflächen im Zuge des Autobahnausbaus weitere Veränderungen des Landschaftsbildes im Lehrer Wold, die vor allem die Bereiche nordwestlich von Rotenkamp betreffen (u.a. Tränkel- Berg).
Als markante Erhebung des Lehrer Wolds zieht ein langgestreckter Mergelsteinrücken aus der Oberkreide vom Langenberg bei Rotenkamp über den Klei bis Glentorf. Die Pararendzinen sind im Gegensatz zu den östlich angrenzenden Podsol-Braunerden günstigste Ackerstandorte, in der Landschaft erlebbar durch den Wechsel von Weizenfeldern zu Spargelkulturen oder Bodenabbau. Trotz der natürlichen standörtlich bedingten Nährstoffarmut stellt der östliche Hangbereich seit alters her die Ackerflächen von Boimstorf und Glentorf, da mit der nahen Schunteraue, dem Sundern und dem Beienroder Holz ausreichend Allmendeflächen zur Beweidung vorlagen. Heideflächen wie z.B. auf den Sanden bei Lauingen finden sich lediglich angrenzend zum Sundern. Insofern kennzeichnet diesen Bereich eine gewisse Kontinuität in der Art der Flächennutzung.
Neben den Mulden und Rücken stellt die Niederung der Scheppau zwischen Rieseberg und Scheppau einen weiteren, abgrenzbaren Landschaftsausschnitt dar. Als sanft eingesenktes, grünlandgeprägtes Band hebt sie sich deutlich von den angrenzenden Ackerflächen ab. Anteilig finden sich in der Niederung Brachflächen, Rieder, Feuchtgebüsche und Teichanlagen. Für die Niederung sind grundwassergeprägte Gleyböden charakteristisch, die südlich von Boimstorf an staufeuchte Pseudogleye grenzen. Weite Flächen dieses übergangsbereiches zwischen Scheppau- und Schunterniederung werden seit Jahrhunderten von Laubmischwäldern des Sundern eingenommen. Die Besonderheit dieses historisch alten Waldstandortes zeigt sich in seiner Naturnähe mit entsprechend schützenswerter Artenausstattung (Fledermäuse, Feuchtwälder).
Der südliche Teil der Scheppauniederung zwischen Scheppau und Bornum erstreckt sich als ackergenutzte flache Mulde zwischen dem Rieseberg im Osten und der Kreide-Aufwölbung (mit Mehl-Berg) im Westen. Sie war im 18. Jahrhundert in weiten Teilen noch eine Bruchlandschaft. Die Kultivierung erfolgte von den südlichen Randbereichen und hatte 1842 die Niederung der unbegradigten, z.T. aufgestauten Scheppau in Grünland ungewandelt. Durch flächenhafte Drainage ist der Bodenwasserhaushalt dahingehend reguliert worden, dass eine annährend flächendeckende Ackernutzung möglich ist. Flurbezeichnungen wie „das Bruch“ zeichnen den Nutzungswandel nach. Auch die Namensbezeichnungen „Mühlenteich“ oder „Salzwanne“ lassen auf dem westlich angrenzenden Höhenzug zwischen Mehlberg und der Mühle Gerhardt auf andere Nutzungen als Acker schließen.