Böden mit naturhistorischer Bedeutung und geowissenschaftlicher Bedeutung haben ihren besonderen Wert als Zeugen der älteren Landschaftsgeschichte, d.h. vor Einflussnahme durch den Menschen. Zu ihnen werden Paläoböden sowie erdgeschichtliche Bildungen und Landschaftsformen gezählt, die als geowissenschaftlich schutzwürdiges Objekte (Geotope) gelten. Als überschaubare Bausteine und Dokumente der obersten Erdkruste, die die regionalgeologische und erdgeschichtliche Entwicklung wiederspiegeln, bilden sie eine wichtige Grundlage für das Verständnis und den Umgang mit der heutigen Umwelt. Als Anschauungs-, Lehr- und Forschungsobjekte sind sie deshalb als schutzwürdig einzustufen.[1]
Die Geologischen Landesämter der Bundesländer, für Niedersachsen das NLfB, haben die bis 1982 vorliegenden Beobachtungen und Untersuchungen von Paläoböden zusammengestellt (BGR & GLä 1982). über Paläoböden des südniedersächsischen Berglandes enthält diese Inventur keine Aussagen (Roeschmann et al. 1982). In den Lössgebieten sind fossile Paläoböden durchaus verbreitet. Da sie jedoch nicht systematisch erfasst werden, können keine verlässlichen Angaben über ihre Verbreitung und typische bzw. seltene Ausprägungen gemacht werden (Gehrt 2000).
Als Objekte von naturhistorischer und geowissenschaftlicher Bedeutung sind im Plangebiet Erdfälle (Dolinen) [2], Quellen sowie Aufschlüsse mit altpleistozänen bzw. elsterzeitlichen und kreidezeitlichen Sedimenten vertreten.
Erdfälle werden zu den typischen Karsterscheinungen gezählt. Gebunden an das Vorkommen von löslichen Gesteinen, haben sich Erdfälle in den Aufwölbungen des Elms und Dorms gebildet, wo neben Sedimenten aus Calziumcarbonat auch Calciumsulfat (Gips) aus dem Oberen und Mittleren Muschelkalk sowie Buntsandstein anstehen. Die genannten Gesteine unterliegen bei einsickernden Niederschlägen Lösungs- und Auslaugungsprozessen, so dass ein beständiger Materialverlust zur Bildung von Klüften, Hohlräumen bis hin zu Höhlensystemen führen kann. Erdfälle entstehen über den sich bildenden Hohlräumen, wenn die verbliebenen Gesteinsmaterialien einbrechen. Je nach Umfang der Hohlraumbildung entstehen neben flachen Mulden auch tiefere, z.T. periodisch wassergefüllte Trichter von beachtlichem Durchmesser. Der Einsturztrichter verfüllt sich nach dem Einbrechen wieder mit angewehtem oder eingeschwemmten Substrat, so dass sich am Grunde der Doline i.d.R. fossile Böden finden. Zusammen mit den häufig ebenfalls eingelagerten und konservierten Pflanzen- und Tierreste können Erdfälle ein Archiv der Naturgeschichte darstellen (vgl. FEMO 2000, Grote 1998, Nielbock 1998).
Hervorzuhebende Bildungen im Elm sind aufgrund ihrer Größe der Erdfall bei Bornum und die Gütte nördlich von Langeleben. Sie führen meist nach größeren Niederschlagsereignissen periodisch Wasser ebenso wie die Kette von Dolinen im Erosionstal des Dorms nördlich von Groß Steinum, die sich direkt über einem Gipsvorkommen aus dem Oberer Buntsandstein gebildet hat. Kleinere Erdfälle, sog. Schüsseln, im Umfeld von Langeleben im Elm sind aufgrund des muldenartigen Reliefs eher unauffällig, sie sind überwiegend ohne Wasseransammlungen.
Quellen treten im Plangebiet schwerpunktmäßig im Ostbraunschweigischen Hügelland (512) auf, die sich nach Drachenfels (1994) in Naturnahe Quellbereiche (Sturzquellen, Sicker- und Rieselquellen, Tümpelquellen) sowie ausgebaute Quellbereiche differenzieren lassen.
Der überwiegende Teil der Quellen im Plangebiet steht in Verbindung mit den bedeutsamsten Grundwasserleitern der Region, die sich im Kluft- und Hohlraumsystem der triassischen Gesteine gebildet hat. Die Wechselfolge von durchlässigen Kalk- und Sandsteinschichten mit undurchlässigen Tongesteinschichten führt zur Bildung mehrerer Grundwasserstockwerke. An Stellen, wo reliefbedingt u.a. in Taleinschnitten oder Unterhängen wasserdurchlässige Kalkgesteinsschichten des Oberen Muschelkalk auf undurchlässige Ton- und Schluffgesteine des Unteren Keuper treffen, tritt das Grundwasser in Form von sog. Schicht- oder überlaufquellen zu Tage, insbesondere am Nord- und Nordostrand des Elms und im Westteil des Dorms.
Die Schüttungsleistung der Schichtquellen ist beachtlich, die Lutterquelle mit durchschnittlich 20.000 Kubikmeter Wasser pro Tag wird deutschlandweit nur von Riesenquellen wie dem Aachtopf oder der Rhumequelle übertroffen. Das Volumen der unterirdisch abfließenden Wassermengen wird durch die jährlich erlaubte Fördermenge verdeutlicht, die im Gebiet der Wassergewinnungsanlage Königslutter am Standort Lutterspring bei 700.000 Kubikmeter liegt, am Brunnen Lelm bei 120.000 Kubikmeter und in Sunstedt bei 100.000 Kubikmeter. Je nach Zusammensetzung der gelösten Mineralien (ins. Sulfate und Hydrogencarbonate) eignet sich das Quellwasser ohne weitere Filterprozesse zur Trinkwassernutzung. Da die genannten Quellbereiche Lelm und Sunstedt durch Anlagen zur Wassergewinnung technisch überprägt sind, ist nur der Bereich Lutterspring als geowissenschaftlich bedeutsames Objekt in der Karte 3a „Besondere Werte von Böden“ aufgeführt.
Aufgrund der hohen Kalkgehalte haben sich im elmnahen Niederungsbereich der Elmabflüsse Kalktufflager gebildet von mehr als drei Metern Mächtigkeit, die als „Duckstein“ in den Bauwerken der Region bis in die heutige Zeit Verwendung finden. Die Quellen stehen dadurch in enger Bindung zur Kultur- und Siedlungsgeschichte der Region; außerdem bilden sie den Kern der Ortsgründungen von Lelm, Bornum und Königslutter (Röhr 1956).
Weitere geowissenschaftlich bedeutsame Quellen im Elm sind die Kreuzquelle (südlich Bornum), Kuhspring (Schoderstedterholz), Osterspring (westlich Langeleben) sowie eine Quelle in Langeleben. Im Elmvorfeld liegt angrenzend zum Erdfall ein weiterer Quellbereich, den periodische Schüttung kennzeichnet ebenso wie die salzhaltigen Sickerquelle entlang einer Verwerfungslinie im südwestlichen und südlichen Randbereich des Rieseberges. Die im Untergrund anstehenden Salze (Buntsandstein) speisen vorrangig im Frühjahr in kleinere Salzsümpfe ein. Von geringerer Schüttleistung ist auch die Tümpelquelle angrenzend zum Hofgelände Hagenhof.
Nach den Angaben der Geologischen Karte von Niedersachsen (NLFB2003) und der Geologischen Wanderkarte (NLfB 1986) wurden für das Plangebiet folgende Aufschlüsse mit elsterzeitlichen bzw. altpleistozänen und kreidezeitlichen Sedimenten ermittelt:
Westlich von Puritzmühle stehen altpleistozäne Kiese, Sande und Gerölle an, der Elster-Kaltzeit werden Schluffe im Nordhangbereich der Schunter oberhalb von Glentorf zugewiesen.
Im Raum Uhry ist das Vorkommen von Quarzsanden (Glassand) von geowissenschaftlicher Bedeutung belegt, sie gehen auf Flussablagerungen gegen Ausgang des Kreidezeitalters vor 70 Millionen Jahren (Maastricht) zurück [3].
[1] Boden-Dauerbeobachtungsflächen, anhand derer die aktuell stattfindenden Prozesse der Bodenentwicklung in Niedersachsen an ausgewählten Leitprofilen repräsentativer Böden erfasst werden, und die als Forschungsobjekte ebenfalls als schutzwürdig einzustufen sind, sind im Planungsgebiet nicht vorhanden.
[2] Die Begriffe Erdfall und Doline werden synonym verwendet.
[3] Das genannte Glassandvorkommen wird unter www.nlfb.de/geologie/downloads/geotope/Infoblatt_Uhry.pdf detailliert beschrieben.