Verteilung der Biotoptypen und deren Beeinträchtigungen durch Nutzungen
Die Kartierung der
Biotoptypen erfolgte nach dem Kartierschlüssel der Biotoptypen in Niedersachsen
(Drachenfels, 1994) bis zur Ebene der Haupteinheiten. Grundlage war die für das
Kreisgebiet flächendeckende Color-Infrarot-Befliegung vom Juli 2001. Auf ca.
20 % der Landkreisfläche erfolgte zusätzlich eine Feldkartierung zur
Eichung der Interpretation.
In Anlehnung an die Gliederung des Kartierschlüssels für Biotoptypen in
Niedersachsen (Drachenfels,1994) werden die einzelnen Biotoptypen aufgelistet.
Ihr Vorkommen, ihre räumliche Ausdehnung und Ausprägung sowie - sortiert nach
Naturräumen[1]
- das jeweilige schwerpunktmäßige Vorkommen werden in den Tabellen 1 – 10 (S. 2
– 18) beschrieben.
Die Vorkommen im Kreisgebiet werden in drei Gruppen unterteilt: sehr selten, selten und häufig.
Sehr selten bedeutet, dass dieser Biotoptyp nur an 1 bis 5 Standorten im Kreisgebiet vorkommt.
Selten bedeutet, der Biotoptyp ist auf 6 bis 15 Standorten nachgewiesen.
Häufig bedeutet, dass dieser Biotoptyp auf mehr als 16 Standorten vorkommt.
In den Spalten ohne Angabe sind Biotoptypen benannt, die nicht im Interesse des Naturschutzes sind.
Zum Abschluss jeder
Obergruppe (z. B. Wälder) werden die aktuellen und möglichen Beeinträchtigungen
durch Nutzungen aufgelistet.
Von den 151 Biotoptypen in Niedersachsen sind 90 im Kreisgebiet vorhanden.
Die Entwicklung im Vergleich
zum LRP 1995 zu dokumentieren, ist nur im Einzelfall möglich, da,
unterschiedliche Kartierschlüssel verwendet wurden.
Die räumliche Verteilung der Biotoptypen im Kreisgebiet wird für die Wälder und das
Grünland in Textkarten (wie im LRP 1995) dargestellt.
Im
Unterschied zum LRP 1995 liegt eine aktuelle, vom Landkreis in Auftrag gegebene
Kartierung der Wallhecken im Schwerpunktraum nördlich des Fleckens Ottersberg
vor (von Bargen, 2001).
Durch den späten Befliegungszeitraum im Juli war eine Differenzierung
bestimmter Grünlandtypen im Gegensatz zum LRP 1995 äußerst schwierig.
Insbesondere die Unterscheidung zwischen früh im Jahr gemähtem Intensivgrünland
und extensiver genutzten Grünlandflächen war mit Ausnahme der den Mitarbeitern
des Fachdienstes Naturschutz bekannten Flächen nicht möglich.
Tabelle 3.1.1‑1: Verteilung der Biotoptypen: Wälder
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
1 |
Wälder |
|
|
1.5 |
Bodensaurer Buchenwald (WL) |
sehr selten, schlecht ausgeprägt |
Zevener Geest: vereinzelt, kleinflächig Aller Talsandebene: kleinflächig östl. Stedorf und Diensthoper Holz Achim-Verdener-Geest: tlw. relativ großflächig Lindhoop, südwestl. Kirchlinteln, östl. Völkersen, nordöstl. Holtum (Geest), Wedeholz Mittelweser: etwas großflächiger südl. Barme |
1.6 |
Bodensaurer Eichen-Mischwald (WQ) |
selten |
Zevener Geest: zerstreut, etwas größer Kreuzbuchen Wümmeniederung: relativ großflächig westl. Fischerhude Achim Verdener-Geest: kleinflächig verteilt Bereich Bassen/Ottersberg, Geesthang zwischen Daverden und Etelsen, großflächig nördl. Odeweg und Spanger Holz Aller Talsandebene: Einheiten in größeren Waldgebieten östl. Dörverden, Diensthoper Holz Verdener Wesertal: kleinflächig südl. Blender, bei Döhlbergen Thedinghäuser Vorgeest: kleinflächig, zerstreut westl. Emtinghausen, westl. Einste |
1.7 |
Mesophiler Eichen-Mischwald (WC) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: vereinzelt in großflächigen Waldgebieten Bereich Etelsen Daverden, Etelser Holz, östl. Emsholz (sehr alte Bestände Eichen-Hainbuchenwälder) Thedinghäuser Vorgeest: waldbauliche Einheit westl. Thedinghausen, Willenbruch Aller Talsandebene: relativ großflächig östl. Stedorf (licht- / altholzreicher Eichen-Hainbuchenbestand) |
1.8 |
Hartholzauwald (WH) |
sehr selten, auf den potenziellen Standorten der gelegentlich überschwemmten Flussauen von Aller und Weser nur noch in kleinen Relikten |
Verdener Wesertal: Eichen-Auwald Relikt am Hangfuß südl. Eitze, gut ausgeprägter Auwald bei Barnstedt, Auwald-Rest westl. Klein Hutbergen |
1.9 |
Weiden-Auwald (WH) |
sehr selten |
Wümmeniederung: vereinzelt Verdener Wesertal: neu entwickelt bei Ahnebergen |
1.10 |
Erlen- und Eschenwald der Auen und Quellbereiche (WE) |
selten |
Zevener Geest: kleinflächig westl. Benkel Achim-Verdener-Geest: vereinzelt, kleinflächig nördl. Schülingen, östl. Eitze am Gohbach, südwestl. Klein Sehlingen Aller Talsandebene: mehrere größere Standorte im Otersener Bruch, großflächig im Höpen |
lfd. Nr. |
Biotoptyp / Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
1.11 |
Erlen-Bruchwald (WA) |
nur noch kleinflächig erhalten, intakte, nasse Ausprägungen sehr selten |
Zevener Geest: kleinflächig westl. Benkel, westl. Narthauen, westl. Otterstedt Wümmeniederung: kleinflächig westl. Oyten Achim-Verdener-Geest: etwas großflächiger, gut ausgeprägt Dauelser Bruch, etwas großflächiger Hühnermoor Aller Talsandebene: geringe Ausbreitung Otersener Bruch in der Nähe von Fliessgewässern: Lehrde, Hakenbach, Gohbach, Halse und Mesegraben |
1.12 |
Birken- und Kiefern-Bruchwälder (WB) |
selten |
Zevener Geest: kleinflächig südl. Otterstedt Wümmeniederung: klein- und großflächig Königsmoor, nördl. Oyter See Achim-Verdener-Geest: großflächig nördl. Odeweg, östl. Schafwinkel; kleinflächig Tüchtener Moor, östl Hintzendorf, Waller Moor |
1.13 |
Sonstiger Sumpfwald (WN) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: zerstreut, kleinflächig südl. Scharnhorst, südl. Groß Eissel Verdener Wesertal: zerstreut, kleinflächig Döhlbergen (an mehreren Standorten) Aller Talsandebene: kleinflächig östl. Stedorf |
1.14 |
Erlenwald entwässerter Standorte (WU) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: kleinflächig westl. Kirchlinteln Aller Talsandebene: großflächig östl. Diensthop; kleinflächig östl. Dörverden (Stedorfer Bruch) |
1.15 |
Birken- und Kiefernwald entwässerter Moorstandorte (WV) |
häufig |
Achim-Verdener-Geest: Kiebitzmoor, Ottersberger Moor, Badener Moor |
1.18 |
Kiefernwald armer Sandböden (WK) |
häufig |
Zevener Geest: großflächig südl. Quelkhorn Achim-Verdener-Geest: tlw. sehr großflächig Weihbusch, Umgebung Kirchlinteln, Verdener Stadtwald, südl. Bendingbostel, Bereich Neddenaverbergen Thedinghäuser Vorgeest: vereinzelt westl. Einste |
1.19 |
Sonstiger Pionierwald (WP) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: zerstreut, meist relativ kleinflächig Holtumer Moor, bei Kirchlinteln aus Sand- Zwergstrauchheide Aller Talsandebene: Otersen aus Ruderalflächen, nördl. Diensthop Thedinghäuser Vorgeest: nordwestl. Einste |
1.20 |
Sonstiger Laubforst (WX) |
häufig |
Wümmeniederung: nordwestl. Fischerhude aus Sandheide Achim-Verdener-Geest: großflächig östl. Holtum (Geest), östl. Völkersen aus Nadelforst / Ruderalflächen Aller Talsandebene: nördl. Otersen aus Nadelwald |
1.21 |
Sonstiger Nadelforst (WZ) |
häufig |
Achim-Verdener-Geest: tlw. sehr großflächig Aller Talsandebene: tlw. sehr großflächig |
1.22 |
Laubwald-Jungbestand (WJL) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig aus Acker, Grünland, Nadelwald und Ruderalflächen |
1.23 |
Nadelwald-Jungbestand (WJN) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig aus Ruderal- und Ackerflächen |
1.25 |
Waldlichtungsflur (UW) |
selten |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig |
Bei der Luftbildauswertung
der Waldstandorte wird nur die erste Baumschicht der Wälder erfasst. Durch die
Begehung einiger Waldgebiete (bei der Eichung mit Hilfe der Feldkartierung) konnte
aber festgestellt werden, dass an vielen Waldstandorten der Laubholzanteil in
der zweiten Baumschicht und/oder der Strauchschicht höher liegt, als bei der
„Betrachtung von oben“. Da die Begehungen jedoch nur punktuell erfolgten, wird
diese Veränderung bei der vorliegenden Bestandsaufnahme nicht berücksichtigt.
Flächenmäßige Veränderungen im Vergleich zum LRP 1995 haben insbesondere bei
den naturnahen Wäldern (WL, WQ, WC, WH , WW , WE, WA) nur in sehr geringem
Ausmaß stattgefunden. Größere Veränderungen ergaben sich vereinzelt bei den
naturfernen Waldbeständen (Forsten).
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Wäldern:
- Umwandlung von Laub- und Mischwäldern in Nadelforst (u. a. Kiefer und Fichte), im Staatsforst sind derartige Umwandlungen durch Waldbauerlasse ausgeschlossen
- Beimengung von ertragsreichen aber nicht einheimischen, standortfremden Baumarten (Nadelhölzer, Hybridpappeln etc.)
- Kurzfristige Abräumung von Altholzinseln auf großer Fläche zur Bestandsverjüngung ohne Erhaltung einer größeren Zahl von Überhältern
- Absenkung des Grundwassers infolge Beregnungs- und Trinkwasserentnahmen und Entwässerung durch Gräben und landwirtschaftliche Nutzung (besonders bei Aue- und Bruchwäldern, z. B. Erlen-Eschenwälder im Höpen)
- Eintrag von Bioziden und Nährstoffen in die Waldbestände durch angrenzende Ackernutzung und im Rahmen der Forstbewirtschaftung
- Erschließung der Wälder durch Forstwege
- Zerstörung von Waldbereichen - auch Waldränder- durch Verkehrseinrichtungen und Siedlungsbau und dadurch Isolations- und Zerschneidungseffekte in Wäldern (betrifft u. a. die Waldfauna)
- Starke Erholungsnutzung (Wegeerschließung, Störung der Tierwelt, Trittbelastung außerhalb von Wegen)
- Immissionsbelastung („saurer Regen“)
- Wildverbiss an Bäumen durch überhöhte Wildbestände, wodurch die natürliche Waldverjüngung gefährdet ist
- Kalkung und Düngung von Wäldern (Beeinträchtigung der Krautschicht und der Bodenfauna) auf von Natur aus armen Standorten (z. B. Dünen, arme Sande und Moorstandorte)
- Zu geringer oder kein Alt- und Totholzanteil als spezieller Tierlebensraum
- In fast allen Wäldern fehlen natürliche Waldsäume (mit reichstrukturierter Strauch- und Krautzone)
Tabelle 3.1.1‑2: Verteilung der Biotoptypen: Gebüsche und Gehölzbestände
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
2 |
|
|
|
2.1 |
Gebüsch trockenwarmer Standorte (BT) |
sehr selten |
Wesermarschen: Naturschutzgebiet Sandtrockenrasen Achim Achim-Verdener-Geest: Bierdener Mühle und an der Aller bei Eitze Verdener Wesertal: Nähe Eitermündung |
2.3 |
Wacholdergebüsch bodensaurer Standorte (Wacholderheide) (BW) |
Achim-Verdener-Geest: Ramelsen und kleinflächig im Hühnermoor |
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
2.5 |
Weidengebüsch der Auen und Ufer (BA) |
selten |
Verdener
Wesertal:
vereinzelt entlang der Weser von Uphusen bis Etelsen an Altwässern und in
Verlandungszonen kleinerer Gewässer, Aller-Talsandebene: an der Aller neue Ausbildung von Weidengebüsch der Auen und Ufer, vor allem im Bereich Westen und Otersen Wümmeniederung: entlang von Wümmenord- und -mittelarm durch reduzierte Unterhaltung und Abtrag der Sommerverwallung |
2.6 |
Moor- und Sumpfgebüsch (BN) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: kleinflächig nördlich von Armsen und im Waller Moor (Gagelgebüsch) Verdener Wesertal: östlich von Bollen (Pannen) relativ großflächig und südlich von Cluvenhagen an Altarmen der Aller |
2.7 |
Sonstiges Feuchtgebüsch (BF) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: vereinzelt südwestlich von Holtum (Geest), Dauelser Bruch Verdener Wesertal: vereinzelt, kleinflächig bei Morsum und nördlich von Thedinghausen Aller-Talsandebene: nördlich Hülsen und bei Hiddinghausen an der Wätern |
2.8 |
Ruderalgebüsch/Sonstiges Gebüsch (BR) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig, zerstreut (z. B. östlich von Stedorf, im Abbaugebiet Achim-Baden) |
2.9 |
Wallhecke (HW): nach Vorauswahl in historischen Karten nur im Bereich Ottersberg kartiert; CIR-Luftbildinterpretation auf Grund der Belaubung nicht möglich! |
selten |
Zevener Geest: relativ dichtes Wallheckennetz im nördlichen Bereich des Flecken Ottersberg Achim-Verdener-Geest: eine Wallhecke bei Kreepen |
2.10 |
Feldhecke (HF) |
häufig |
Verdener
Wesertal/Thedinghäuser Vorgeest: engmaschiges Netz aus Weißdorn nördlich von Riede, in der
Umgebung von Morsum/ Aller-Talsandebene: nordwestlich von Otersen Feldhecken mit Weißdorn, Kreuzdorn, Wildrose; als Überhälter Eschen, Eichen und Pappeln sowie Baumreihen aus Eichen |
2.11 |
Naturnahes Feldgehölz (NH)
|
selten |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig |
2.12 |
Standortfremdes Feldgehölz (HX)
|
häufig |
|
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
2.13 |
Einzelbaum/Baumbestand (HB) bzw. Baumreihen Hinweis: Bei mehreren linienhaften Gehölzstrukturen in einem Schwerpunktgebiet gab der am häufigsten vorkommende Biotoptyp den Ausschlag für die Zuordnung. |
häufig |
Verdener Wesertal: landschaftsprägender, abschnittsweise linienhafter, 3.000 Bäume umfassender Kopfbaumbestand aus Weiden, Eschen aber auch Pappeln, besonders ausgeprägt in den Bereichen um Oiste, Reer, Intschede, Morsum und Beppen Zevener Geest: östlich Otterstedt Gebiet mit Baumreihen aus Eichen Wümmeniederung: östlich Sagehorn Grünland mit Baumreihen aus Erlen und Birken Achim-Verdener-Geest: südlich/westlich Posthausen (Birken und Eichen) südlich Neddenaverbergen Grünland mit Baumreihen aus Erlen Aller-Talsandebene: östlich Stedorf Gebiet mit Baumreihen (aus Eichen, Birken), Feldhecken (z. B. Weißdorn, Wildrosen und Holunder), Einzelsträuchern und kleinen Wäldern, südlich Hülsen Baumreihen aus Eichen; nordwestlich Geestefeld kleinflächiges Gebiet mit Reihen alter Kopfeschen entlang der Ackergrenzen |
2.14 |
Einzelstrauch (BE)
|
|
|
2.15 |
Obstwiese (HO) Hinweis: Zu dem Biotoptyp zählen Obstbaumbestände (mindestens 6 Bäume) aus älteren Hochstämmen (Stammhöhe über 160 cm) innerhalb von Grünland, Magerrasen oder deren Brachestadien. An dem Standort liegen außer einer eventuell stattfindenden Beweidung keine weiteren Nutzungen vor, und es gibt auch keine weiteren Anpflanzungen. In der vorliegenden Biotoptypenkartierung sind Obstwiesen teilweise auch als PHO und HB gekennzeichnet. |
selten |
Achim-Verdener-Geest: Borstel bei Achim, Allerdorf, Klein Linteln, Schafwinkel Verdener Wesertal: Hagen-Grinden, Rieda, Döhlbergen, Reer, Oiste, Ritzenbergen, Intschede, Stedebergen Thedinghäuser Vorgeest: Morsum, Beppen Aller-Talsandebene: Diensthop; einige der Obstwiesen weisen einen abgängigen Bestand auf, und vielfach sind keine Neuanpflanzungen für abgestorbene Bäume vorhanden
|
2.16 |
Junge Gehölzpflanzung (HP) |
häufig |
Achim-Verdener-Geest: Oyten, Völkersen und nördlich Achim-Baden zwischen Grünland |
- Beseitigung durch Zusammenlegung oder Ausdehnung von landwirtschaftlichen Nutzflächen (z. B. bei Flurbereinigung)
- Beseitigung von Obstwiesen durch Siedlungserweiterung/Neuausweisung von Gewerbegebieten
-
Vollständige Beseitigung der Hecken
durch Rodung
(aktuell im Steinkauzgebiet bei Reer und punktuell im gesamten Kreisgebiet)
- Zerstörung bzw. Vernichtung der Saum-, Trauf- und Mantelzone der Hecke durch unsachgemäße Heckenpflege (Entstehung von wertlosen nur bis ein Meter schmalen „Gardinenhecken“). Zunahme diese Phänomens durch zunehmenden Maschineneinsatz und ausschließlich seitliches Hochschneiden bei der Heckenpflege
- Keine traditionelle Heckenpflege mehr („auf-den-Stock-setzen“ ) der Niederhecken und plenterartige Nutzung der Baum- und Strauchhecken) und dadurch Verlust der typischen Struktur von Hecken
- Abmähen der Vegetation am Heckenrand (Verlust der Samen) und Pflügen bis unmittelbar an den Gehölzrand und z. T. in den Wurzelbereich
- Verbiss und Trittbelastung durch Weidevieh
- Pestizideinwirkung
- Anpflanzen von nicht standortgerechten Pflanzen
- Schädigung von Feuchtgebüsch durch Entwässerungsmaßnahmen
Tabelle 3.1.1‑3: Verteilung der Biotoptypen: Binnengewässer
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
4 |
Binnengewässer |
|
|
||
4.1.3 |
Sicker- und Rieselquellen (FQR) |
sehr selten |
Achim-Verdener-Geest: südlich von Eversen (Auequelle) Hohenaverbergen, Quellhang Scharnhorst |
||
|
|
|
|||
4.4 |
Naturnaher Bach (FB) |
sehr selten |
Achim-Verdener-Geest: Abschnitte des Hakenbachs, des Gohbachs, des Everser Baches und gut ausgeprägt an längeren Bachstrecken der Lehrde Zevener Geest: Abschnitte der Otterstedter Beeke, der Walle |
||
4.5 |
Ausgebauter Bach (FX) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: die Mehrzahl der kleineren Fließgewässer ist zumindest in Teilabschnitten ausgebaut bzw. begradigt |
||
4.6 |
Naturnaher Fluss (FF) |
sehr selten |
Wümmeniederung: Abschnittsweise der Mittel- und Nordarm der Wümme |
||
4.7 |
Ausgebauter Fluss (FZ) |
häufig |
Aller-Talsandebene/Verdener Wesertal: Aller und Weser weisen auf weiten Strecken fast keine natürlichen Uferstrukturen mehr auf, sondern sind mehr oder weniger stark befestigt (Steinschüttungen, Buhnen). Die ; Weser zeigt zwischen Achim-Baden und Intschede größere naturnahe Uferbereiche (Weidengebüsche, Sandbänke, Uferabbrüche). Die Ufervegetation beider Flüsse hat sich seit 1987 teilweise, z. B. durch Schutz der Ufer vor Beweidung, recht gut entwickelt (z. B. bei Westen ein Weidengebüsch der Auen und Ufer). |
||
4.7.5 |
Hafenbecken an Flüssen (FZH) |
|
Verdener Wesertal: Ueser Hafen, Höltenwerder |
||
|
|
|
|
|
|
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
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4.8 |
Graben (FG) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: Entwässerungsgräben befinden sich in den Niederungen von Weser, Aller und Wümme (teilweise in Verbindung mit Altwassern) sowie in Moorgebieten. An einigen Gräben ist eine vielfältige und naturnahe Wasser-, Röhricht- und Riedvegetation vorhanden (z. B. Landwehr zwischen Einste und Thedinghausen, Kleine Eiter bei Emtinghausen) |
||
4.9 |
Kanal (FK) |
|
|
||
|
|
|
|||
4.10 |
Naturnahes nährstoffarmes Kleingewässer (SO) |
sehr selten |
Wümmeniederung: Teich im Mahndorfer Moor Wesermarschen: Ellisee, Achim Achim-Verdener-Geest: südlich Grasdorf, Waller Flachteiche, östlich Bendingbostel, Torfstichgewässer im Verdener Moor, kleinere Torfstichgewässer im Waller Moor (teilweise von UNB durch Handarbeit neu geschaffen), diverse Kleingewässer im Holtumer Moor |
||
Naturnahes nährstoffreiches Kleingewässer (SE) |
häufig |
Verdener Wesertal/Aller-Talsandebene: im Niederungsbereich von Weser und Aller eine Vielzahl von Altwässern in ehem. Tonabbaugrube bei Döhlbergen Achim-Verdener-Geest: in ehem. Tonabbaugrube Eitzer Tonkuhle |
|||
4.12 |
Tümpel (ST) |
häufig
|
Verdener Wesertal/Aller-Talsandebene: in den Niederungsbereichen von Aller und Weser. Zu einem sehr hohen Prozentsatz (ca. 90 %) sind die Uferbereiche durch Viehtritt bzw. durch landwirtschaftliche Nutzung wenig gut ausgeprägt. |
||
4.15 |
Offene Wasserfläche größerer naturnaher nährstoffreicher Stillgewässer (SR) |
selten |
im gesamten Kreisgebiet: Oyter See, Behlingsee und ein Altarm zwischen Etelsen und Daverden |
||
4.17 |
Verlandungsbereich nährstoffreicher Stillgewässer (VE) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: an einem Altarm der Aller südlich Cluvenhagen, an der Steinkuhle, in der Nähe der Weser an Altgewässer, am Hutberger Stau, zu einem hohen Prozentsatz durch Viehtritt bzw. landwirtschaftliche Nutzung wenig gut ausgeprägt / zerstört |
||
4.18 |
Naturferne Stillgewässer (SX) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet: verteilt |
||
|
|
|
|
|
|
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Quellen/Quellfluren:
- Bau von Quellfassungen
- Absenkung des Grundwasserspiegels, z. B. bei Trockenlegungsmaßnahmen für landwirtschaftliche Zwecke oder bei Wassergewinnung
- Entwässerung von Quellsümpfen durch Gräben
- Anlage von Fischteichen
- Aufschüttungen, auch Müll- oder Bauschuttablagerungen
- Verschlechterung der Wasserqualität durch Grundwasserverschmutzung und Gewässerversauerung (z. B. durch Anlage von Nadelholzbeständen im engeren Einzugsgebiet)
- Zerstörung von Quellsümpfen durch Viehtritt (Beweidung)
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Fließgewässern:
- Teil-Verrohrung des Gewässerverlaufs bei Bächen
- Ausbau, Begradigung und Uferverbau
- Beeinträchtigung der Wasserqualität durch Eintrag von verschmutztem und belastetem Oberflächenwasser oder Nährstoffeintrag aus angrenzender Flächennutzung
- Anlage von Fischteichen (Wasserentnahme, Gewässerverschmutzung)
- Intensive Gewässerunterhaltung (Beeinträchtigung der Gewässermorphologie und der Gewässerflora und –fauna)
- Beweidung und Beackerung der Uferbereiche und dadurch Zerstörung der Ufervegetation (speziell die Beweidung der Ufer von Weser und Aller verhindern bis auf kleinere Bereiche das Aufkommen typischer Weidengebüsche auf gesamter Uferlänge
- Einleitung von eutrophiertem und einsenhaltigem Wasser über Drainagen
- Freizeitaktivitäten (z. B. Wasserskifahren und Freizeitbootsverkehr auf der Weser, insbesondere im naturnahen Abschnitt zwischen Achim und Intschede)
- Trittschäden durch Angler
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von naturnahen Stillgewässern:
-
Zerstörung von kleinen Stillgewässern
durch Verfüllung, Einebnen, Drainage etc.
(z. B. Altarmreste, Tümpel)
- Beschleunigte Verlandung durch Nährstoffeintrag
- Gewässerverschmutzung durch Abwassereinleitung und Einschwemmen von Düngemitteln
- Zerstörung der Uferzone durch Uferbefestigung, Bebauung, Viehtritt, Freizeitaktivitäten etc.
- intensive Fischereinutzug (z.B. hoher Fremdfischbesatz, Eutrophierung, Gewässerkalkung oder Entfernen von Gewässervegetation)
- Störung durch Sport- und Erholungsaktivitäten (u. a. Beeinträchtigung des Bruterfolges bei Wasservögeln)
Tabelle 3.1.1‑4: Verteilung der Biotoptypen:
gehölzfreie Biotope der Sümpfe,
Niedermoore und Ufer
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
5 |
Gehölzfreie Biotope der Sümpfe, Niedermoore und Ufer |
|
|
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5.1 |
Seggen-, Binsen- und Stauden-Sumpf (NS) |
selten |
im gesamten Kreisgebiet: verteilt, meist relativ kleinflächig Verdener Wesertal: an der Alten Aller Thedinghäuser Vorgeest: an der Alten Eyter, im Dauelser Bruch Aller-Talsandebene: am Mühlensee nördlich Hülsen Zevener Geest: östlich von Quelkhorn entlang der Walle und Otterstedter Beeke, großflächig westlich und südlich von Ottersberg am Wümme-Nordarm neu entwickelt Wümmeniederung: westlich Fischerhude großflächig an der Kreisgrenze, entlang des Wümmemittelarms und der Kronslake neu entwickelt |
||
Landröhricht (NR) |
selten |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächig verteilt südlich von Uphusen, am Teich nördlich von Oiste Zevener Geest: entlang der Walle relativ großflächig neu entwickelt Verdener Wesertal: an der Alten Aller im Bereich der Steinkuhle und am Mauloher Graben relativ großflächig (Flächenzunahme) Wümmeniederung: Entwicklung nach Ausdeichung |
|||
5.3 |
Pioniervegetation |
häufig |
Verdener Wesertal: in der Nähe der Ueserhütte und südlich Achim an der Weser an der Alten Aller zu NU, NR entwickelt an der Alten Eyter bei Thedinghausen zu NS, BA, BF entwickelt |
||
5.3.3 |
Vegetationsarmer Uferbereich (NPU) |
selten |
Verdener Wesertal: an der Weser vereinzelt und an der Alten Aller kleinflächig |
||
5.4 |
Uferstaudenflur (NU) |
selten |
Zevener Geest: östlich von Quelkhorn an der Walle und an der Otterstedter Beeke neu entwickelt Wümmeniederung am Wümme-Mittelarm und Verbindungsarm aus Grünland Verdener Wesertal: häufig an der Weser (aus Grünland), an Altarmen der Aller südlich von Cluvenhagen Achim-Verdener-Geest: am Gohbach (aus Grünland) |
||
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|
|
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Röhrrichten und Uferhochstauden:
- Grundwasserabsenkung durch Entwässerungsmaßnahmen und dadurch einsetzende Verbuschung
- Zerstörung von Röhrichtbeständen und Uferhochstauden durch Freizeitaktivitäten, wie z. B. Angeln (Trittbelastung)
- direkte Vernichtung von kleinflächigen Schilfbeständen auf grundwasserfernen Standorten
- Aufforstung von Schilfbeständen bzw. Überführen in Grünland
- Gewässerverbauung und Uferbefestigung
Tabelle 3.1.1‑5: Verteilung der Biotoptypen: Hoch- und Übergangsmoore
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
6 |
Hoch- und Übergangsmoore |
|
|
||
6.1 |
Naturnahes Hoch- und Übergangsmoor des Tieflandes (MH) |
sehr selten |
Hamme-Oste Niederung: kleinflächig nordwestlich von Quelkhorn Zevener Geest: kleinflächig in der Nähe der Walle südlich von Otterstedt Achim-Verdener-Geest: Waller Moor, ansonsten kleinflächig westlich von Kreepen, östlich von Armsen und Hühnermoor; nicht mehr im Ottersberger Moor und im Verdener Moor |
||
Wollgras-Stadium von Hoch- und Übergangsmooren (MW) |
sehr selten |
Achim-Verdener-Geest: kleinflächig östlich von Bendingbostel |
|||
6.4 |
Moorheide-Stadium von Hoch- und Übergangsmooren (MG) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: relativ großflächig im Ottersberger Moor und im Verdener Moor |
||
6.5 |
Pfeifengras- Moordegenerationsstadium (MP) |
selten |
Wümmeniederung: im Mahndorfer Moor Achim-Verdener-Geest: kleinflächig Berkelsmoor, Badener Moor und östlich von Hintzendorf; am Oyter See, im Uesener Moor, im Etelser Moor, im Kiebitzmoor und südlich von Grasdorf weniger Fläche als 1987 |
||
6.7 |
Anmoorheide (MZ) |
selten |
im gesamten Kreisgebiet: kleinflächigverteilt Achim-Verdener-Geest: auf ehemaligen Hochmoorbereichen des Kreisgebietes im Uesener Moor, Hühnermoor und kleinflächig in Eitze |
||
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Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Hoch- und Übergangsmooren:
- Entwässerung und z. T. Abtorfung und dadurch Veränderung der typischen Hochmoorvegetation und –fauna
- Nährstoffanreicherung (Eutrophierung) durch angrenzende landwirtschaftliche Nutzung (Einwehung von Dünger und Feinerde) und allgemeine Luftverschmutzung (Stickstoffeintrag)
- Erholungsnutzung (Trittschäden, Beunruhigung der Moorfauna)
- Aufforstung bzw. Verbuschung (Folge von Entwässerungen)
- Ablagerung von Bauschutt, Müll oder organischen Abfällen
Tabelle 3.1.1‑6: Verteilung der Biotoptypen: Fels-, Gesteins- und Offenbodenbiotope
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
7 |
Fels-, Gesteins- und Offenbodenbiotope |
|
|
||
7.3.6 |
Salzgesteinshalde (RGS) |
sehr selten |
Aller-Talsandebene: in Hülsen |
||
7.5 |
Offene Binnendüne (DB) |
sehr selten |
Achim-Verdener-Geest: im Naturschutzgebiet bei Neumühlen |
||
7.7 |
Unbefestigter Weg |
|
|
||
7.8 |
Sonstiger Offenbodenbereich (DO) |
selten |
Achim-Verdener-Geest: große Sandabbauvorhaben im Bereich Achim/Baden und Langwedel (seit ’87 erweiteter Abbau); mehrere Bereiche bei ehemaligen Sandabbauvorhaben (z. B. in Achim Baden, in Düvelshagen 1987 offene Sandflächen, Ruderalflächen und Grünland komplett zu DO) |
||
|
|
|
|
|
|
Tabelle 3.1.1‑7: Verteilung der Biotoptypen: Heiden und Magerrasen
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
8 |
Heiden und Magerrasen |
|
|
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8.1 |
Sand-/Silikat-Zwergstrauchheide (HC) |
sehr selten |
Wesermarschen: großflächig im NSG „Sandtrockenrasen Achim“ Wümmeniederung: Bohnenberg (westl. Fischerhude),ehemals ausgedehnte Flächen, nur noch kleinflächig vorhanden, seit Erstaufstellung zu WQ / WX entwickelt Achim-Verdener-Geest: kleinflächig im NSG südlich von Kirchlinteln (regelmäßig Pflegemaßnahmen), bei Tüchten, östlich von Walle, in der Sehlinger Heide (im Gegensatz zur Befliegung 1987 stark überaltert und vergrast), südlich vom Verdener Moor und im Holtumer Moor kleinflächig; seit 1987 teilweise weiterentwickelt (z. B. im Uesener Moor zu WV, in Daverden zu WJN, östlich von Kirchlinteln im Naturschutzgebiet zu WP) Aller-Talsandebene: in Dünengebieten bei Dörverden, Barme und südwestlich Hülsen (durch Pflegemaßnahmen sehr vitale Bestände) |
||
8.2 |
Borstgras-Magerrasen (RN) |
sehr selten |
Achim-Verdener-Geest: östlich von Walle kleinflächig |
||
|
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|
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lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
8.3 |
Sand-Magerrasen (RS) |
sehr selten |
Wümmeniederung: westlich von Fischerhude relativ großflächig zu WQ Wesermarschen: großflächig im NSG „Sandtrockenrasen Achim“, Achim-Verdener-Geest: großflächig in Achim/Baden, in Binnendünengebieten (im NSG “Dünengebiet bei Neumühlen/Verden“ südlich von Uhlemühlen)und an der Aller/Alten Aller , ansonsten kleinflächig zerstreut (z. B. Baggersee südlich von Cluvenhagen, im ehemaligen Sandabbaugebiet südlich von Völkersen) Verdener Wesertal: südlich von Bollen und am Deich in Achim Baden Aller-Talsandebene: südlich von Dörverden und östlich von Barme großflächig Thedinghäuser Vorgeest: bei Bahlum kleinflächig |
||
|
|
|
|
|
|
Beeinträchtigungen von Heiden, Magerrasen und Offenbodenbiotopen:
- Aufforstungen
- Innutzungsnahme als Acker oder Intensivierung (Düngung, Beweidung)
- Sandabbau
- Aufgabe der extensiven Nutzung und dadurch Vergrasung und Verbuschung
- Eutrophierung durch angrenzende, intensive landwirtschaftlich genutzte Flächen (Einwehung von Düngemitteln und Feinerde) und Stickstoffeintrag aus der Luft
- starke Erholungsnutzung (Trittschäden, Störung der Tierwelt)
- Ablagerung von Schutt und Abfällen
- Bebauung von Dünengebieten (Siedlung, Gewerbe), (aktuelle Planung Victoria Garden östlich von Barme)
9. Grünland
9.1 Mesophiles Grünland (GM)
9.1a Grünland mit tendenziell mesophiler Ausprägung (G!)
9.3 seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Nasswiese (GN)
9.4 sonstiges artenreiches Feucht- und Nassgrünland (GF)
9.5 artenarmes Intensivgrünland (GI)
9.6 Grünland-Einsaat (GA)
9.7 sonstige Weidefläche (GW)
Im Folgenden wird die flächenmäßige Entwicklung der im Kreisgebiet vorhandenen Grünlandschwerpunkträume (SPR) im Zeitraum zwischen 1987 und 2001 dargestellt.(Bezug: Textkarte 3.1‑1: Grünland, S.255, LRP 1995). Dabei wurden die Bilder der Infrarot-Luftbildbefliegung von 1987 und 2001 verglichen und eventuell eingetretene Flächenverluste und Flächenzunahmen beschrieben. Die Grünlandbereiche wurden, beginnend im Norden des Kreisgebietes, mit Gebietsnummern versehen und die jeweiligen Veränderungen beschrieben.
Auf
qualitative Veränderungen konnte auf Grund des späten Befliegungszeitraumes
2001 und der damit einhergehenden nicht möglichen Unterscheidung von intensiv
und extensiv genutzten Flächen nicht eingegangen werden.
SPR |
Naturraum |
Textkarte
im
LRP 1995 |
Textkarte
im
LRP 2008 |
Bemerkungen |
1 |
Zevener Geest/ Wümme-niederung |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
leichter Rückgang des Grünlandanteils in einigen
Teilbereichen, so z. B. in der Umgebung von Otterstedt, östlich von Sagehorn
und zwischen Ottersberg und Bassen; daher neue Einstufung. |
2 |
Wümme-niederung |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Das Königsmoor weist weiterhin einen sehr hohen
Grünlandanteil auf, im eigentlichen Moorteil ca. 50 %, südlich angrenzend
75 % Grünlandanteil. |
3 |
Achim-Verdener-Geest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem
Grünlandanteil |
Grünlandflächen zwischen Achim und Bassen, leichter
Rückgang des Grünlandanteils in einigen Teilbereichen; daher neue
Einstufung. |
4 |
Achim-Verdener-Geest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Grünland sehr weitläufig über die naturräumlichen
Einheiten Langwedeler Niederung, Ahauser Geest und Achim Badener Geestinsel;
das Grünland an diesem Standort ist für die Fauna eine wichtige
Verknüpfung zwischen der Wümmeniederung und der Weser-Aller-Aue; an
verschiedenen Stellen ist das Grünland zurückgegangen, daher neue
Einstufung. |
5 |
Wümme-niederung |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Achimer Bruch und nördlich der A 27, Grünlandanteil ist
gleich geblieben |
6 |
Achim-Verdener-Geest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Im Holtumer Moor (Ahauser Geest) ist der Grünlandanteil
immer noch sehr hoch, allerdings ist der Grünlandanteil leicht gesunken
(ca. 5 % der Grünlandflächen wurden in Acker umgewandelt), daher
neue Einstufung. Extensiv genutzte Grünlandflächen sind nur noch auf
landkreiseigenen bzw. im Eigentum des NABU befindlichen Flächen vorhanden. |
SPR |
Naturraum |
Textkarte
im
LRP 1995 |
Textkarte
im
LRP 2008 |
Bemerkungen |
7 |
Verdener Wesertal |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Bereich südlich von Achim, der 1987 noch 75 %
Grünland aufwies, ist der Grünlandanteil teilweise stark zurückgegangen
(ca. 40 % der Flächen wurden umgebrochen); nordwestlich und östlich
von Riede sind vor allem binnendeichs neue Ackerstandorte entstanden.
Zwischen Weser und Kanal wurden mehrere der dort ehemals vorhandenen
Grünlandflächen umgebrochen. Nordöstlich von Werder ist in der Weserschleife
außendeichs die Hälfte des Grünlandes nicht mehr vorhanden; daher neue Einstufung. |
8 |
Verdener Wesertal |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Im Bereich Cluvenhagen wurden im Vergleich zu 1987 ca.
20 % des Grünlandes in Ackerflächen umgewandelt. Im Gebiet zwischen
Weser und Schleusenkanal kamen 5 % Gründlandflächen hinzu; daher
neue Einstufung. |
9 |
Verdener Wesertal |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Im Bereich zwischen Dauelsen und Langwedel ist das
Grünland im Westen zurückgegangen, zwischen dem Grünland sind einige Lücken
durch ackerbauliche Nutzung entstanden. Im Polderbereich westlich von
Dauelsen hat der Grünlandanteil zugenommen. ca. 30 %ige Zunahme von
Grünlandflächen, in der Summe jedoch eine Reduzierung, daher neue
Einstufung. |
10 |
Achim-Verdener-Geest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
Grünlandstreifen von Groß Sehlingen bis nach Eitze
(Niederung des Gohbaches) ist noch fast unverändert vorhanden. Bei Brunsbrock
wurden 20 % der Ackerflächen in Grünland umgewandelt; daher neue
Einstufung Feucht- und Nassgrünland im Hühnermoor |
11 |
Theding-häuser Vorgeest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
gestrichelte Darstellung |
Bereich nordwestlich
Emtinghausen war 1987 ein hoher Grünlandanteil von ca. 60 % zu verzeichnen;
leichte Verlust max. 5 % und einige Flächenverlagerungen. Der Grünlandflächenanteil sank auf unter50 % und somit ist der Bereich kein Schwerpunktraum mehr. |
12 |
Theding-häuser Vorgeest |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
gestrichelte Darstellung |
1987 Bereiche mit hohem Grünlandanteil (ca. 40 %). Im Dreieck Beppen, Wulmstorf und Morsum ist der
Grünlandanteil annähernd gleich geblieben (teilweise haben Flächenverlagerungen
stattgefunden). Im Bereich Lunsen ist der Grünlandanteil leicht gesunken
(ca. um 10 %). Ebenso verhält es sich nordwestlich von Thedinghausen auf
Grund von Bebauung. Östlich von Beppen sind zusammenhängende Grünlandbereiche
entstanden (Zunahme von 10 %). Der Grünlandflächenanteil sank auf unter 50 % und somit ist der Bereich kein Schwerpunktraum mehr. |
SPR |
Naturraum |
Textkarte
im
LRP 1995 |
Textkarte
im
LRP 2008 |
Bemerkungen |
13 |
Verdener Wesertal |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
gestrichelte Darstellung |
1987 in der Umgebung von Oiste kaum verändert. Bei Groß
Hutbergen wurden 20 % der Grünlandflächen im Überschwemmungsbereich zu
Acker umgewandelt. Der Grünlandflächenanteil sank auf unter 50 % und somit ist der Bereich kein Schwerpunktraum mehr. |
14 |
Verdener Wesertal und Aller-Talsandebene |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
entlang
der Weser und der Aller sind noch weitere Grünlandflächen hinzugekommen,
z. B. westlich von Groß Eissel (15 %) und nordwestlich von
Verden im Überschwem-mungsbereich (20 %). Diese Zunahme ist auch
nördlich von Hülsen und nördlich von Westen im Überschwemmungsbereich
kleinflächig (ca. 5 %) zu verzeichnen. Bei Winkel sind binnendeichs
einige Flächen weniger vorhanden. kleinflächig Feucht- und Nassgrünland in der
Allerniederung (Große Lüthe/ bei Ahnebergen) |
15 |
Achim-Verdener-Geest |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
Im
Bereich Neddenaverbergen/Armsen Grünlandanteil mit 75 % unverändert sehr
hoch. Nördlich von Wittlohe sind südlich angrenzend an die Lehrde und den
Vethbach ca. 80 % der vorherigen Ackerflächen in Grünland umge-wandelt
worden. Auch östlich von Otersen hat der Grünlandanteil um 10 % zugenommen. kleinflächig Feucht- und Nassgrünland im Lehrdetal |
16 |
Aller-Talsandebene |
Bereich mit hohem Grünlandanteil |
gestrichelte Darstellung |
Östlich von Dörverden liegt ein Grünland-schwerpunkt. 1987
lag der Grünlandanteil bei knapp 50 %; im südlichen Bereich einzelne
Umnutzungen von Grünland in Acker, aber auch umgekehrt. Im nördlichen
Bereich, z. B. südwestlich von Barnstedt, sind ca. 25 % an
Grünlandflächen hinzugekommen. Der Grünlandflächenanteil sank auf unter 50 % und somit ist der Bereich kein Schwerpunktraum mehr. |
17 |
Aller-Talsandebene |
Bereich mit sehr hohem Grünlandanteil |
gestrichelte Darstellung |
In den drei südlichsten Schwerpunkträumen bei Hülsen gab
es ca. 5 % Grünlandverluste durch Umbruch in Ackerflächen. Der Grünlandflächenanteil sank auf unter 50 % und somit ist der Bereich kein Schwerpunktraum mehr. |
Zusammenfassend
ist festzuhalten, dass es im Vergleich zum LRP 1995 in einigen großflächigen
Grünlandgebieten mehr oder weniger deutliche Flächenverluste gegeben hat (siehe
Nr. 11, 12, 13, 17). Insbesondere die starken Flächenverluste im Bereich der
nördlichen Weserniederung, die wichtiges Weißstorchnahrungshabitat und
Vogelrastgebiet im Kreisgebiet ist, sind ausgesprochen negativ zu beurteilen.
Weiterhin gab es in den
wenigen im Kreisgebiet noch vorhandenen zusammenhängenden
Feuchtgrünlandbereichen wie z. B. Fischerhuder Wümmewiesen (außerhalb des
geplanten Naturschutzgebietes), im Walle- und Beeketal nördlich von Ottersberg,
im Langwedeler Moor, kleinflächig im Lehrdetal, im Kleinen Moor bei Bassen
sowie im Gohbachtal aktuelle Flächenverluste. Besonders im Beeketal nördlich
von Ottersberg werden aktuell wertvolle Feuchtwiesenflächen durch Tiefumbruch
zerstört. Da sich in diesen Bereichen ein Teil der wenigen, aktuellen
Brutgebiete gefährdeter Wiesenvogelarten im Kreisgebiet befinden, sind bereits
kleine Verluste schwerwiegend.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigung von Grünland:
- Für alle Grünlandtypen:
- Umwandlung von Grünland in Acker
- Intensivierung der Nutzung durch Zufuhr von Düngemitteln und Gülle, durch Herbizidanwendung und durch vermehrte Mahd
- Hoher Viehbestand bzw. Erhöhung des Viehbestandes auf Weiden
- Umbruch mit Neueinsaat von Futtergrassorten, geringe Anzahl von Arten
-
Nivellierung des Kleinreliefs (z. B.
Verfüllung feuchter Senken,
Einplanierung kleiner Kuppen)
-
Freileitungen in Grünlandbereichen mit
Vorkommen von Wiesenvögeln
(Tod der Vögel durch Drahtanflug)
Für Feucht-, Nassgrünland und mesophiles Grünland mäßig feuchter Standorte
- Entwässerung
- Aufforstung (z. B. durch Pappeln, Erlen)
- Nutzungsaufgabe (Wegfallen der Bewirtschaftung) und dadurch Verbrachung und Verbuschung
Tabelle 3.1.1‑8: Verteilung der Biotoptypen: Acker- und Gartenbau-Biotope
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
||
10 |
Acker- und Gartenbau-Biotope |
|
|
||
10.1 |
Acker (A) |
häufig |
|
||
10.2 |
Gartenbaufläche (EG) |
|
|
||
10.3 |
Baumschule (EB) |
|
|
||
10.4 |
Obstplantage (EO) |
|
|
||
10.5 |
landwirtschaftliche Lagerfläche (EL) |
|
|
||
|
|
|
|
|
|
Tabelle 3.1.1‑9: Verteilung der Biotoptypen: Ruderalfluren
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
|||
11 |
Ruderalfluren |
|
|
||
11.1 |
Ruderalflur (UR) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet |
||
11.2 |
Halbruderale Gras- und Staudenflur (UH) |
häufig |
im gesamten Kreisgebiet |
||
|
|
|
|
|
|
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von Ruderalfluren.
- Umwandlung von Feldrainen in Nutzflächen
- Einwirkungen von Herbiziden und Insektiziden und Eintrag von Düngemitteln aus angrenzenden intensiv ackerbaulich genutzten Bereichen
- Beseitigung von Ruderalvegetation in Dörfern durch Versiegelung
Tabelle 3.1.1‑10: Verteilung der Biotoptypen: Grünanlagen der Siedlungsbereiche
lfd. Nr. |
Biotoptyp/Code |
Vorkommen im Kreisgebiet |
Schwerpunkte im Kreisgebiet/Naturräume |
|
12 |
Grünanlagen der Siedlungsbereiche |
|
|
|
12.1 |
Scherrasen (GR) |
|
|
|
12.2 |
Ziergebüsch/Hecke (BZ) |
|
|
|
12.3 |
Gehölz des Siedlungsbereichs (HS) |
häufig |
|
|
12.4 |
Einzelbaum/Baumbestand des Siedlungsbereichs (HE) |
häufig |
|
|
12.6 |
Hausgarten (PH) |
|
|
|
12.6.2 |
Obst- und Gemüsegarten (PHO) |
|
|
|
12.6.3 |
Hausgarten mit Großbäumen (PHG) |
|
|
|
12.7 |
Kleingartenanlage (PK) |
|
|
|
12.8 |
Parkanlage (PA) |
häufig |
|
|
12.9 |
Friedhof (PF) |
häufig |
|
|
12.11 |
Sport-/Spiel-Erholungsanlage (PS) |
|
|
|
12.12 |
Sonstige Grünanlage (PZ) |
häufig |
|
|
|
|
|
|
|
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen von sonstigen vegetationsbestimmten Flächen.
- Intensive Pflege und damit verbundener Herbizid- und Düngemitteleinsatz
- Intensive Nutzung (u. a. Erholungsnutzung)
- Pflanzung von nicht standortheimischen Gehölzen/Pflanzen
Verteilung der im Kreisgebiet vorkommenden Tierarten(Gruppen) und Pflanzenarten/Vegetation (ausgewählte Arten) und
deren Beeinträchtigungen durch Nutzungen
Von ausgewählten
Tierarten(Gruppen) werden Vorkommen im Kreisgebiet, Biotopansprüche sowie
aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen beschrieben. Es werden
Artengruppen ausgewählt, die für das Kreisgebiet typisch sind, hohe
Biotopansprüche besitzen und naturnahe, meist großflächige Lebensräume
besiedeln. Viele der genannten Arten sind in ihrem Bestand gefährdet und
charakterisieren als sog. Leitart den Lebensraum bzw. Biotop vieler anderer
dort vorkommender Arten. Die Biotope, die besiedelt werden, sind im Kreisgebiet
ebenfalls selten geworden.
Für die Auswahl der Arten ist eine ausreichende Datenbasis über die Verbreitung
im Kreisgebiet ausschlaggebend.
Im Unterschied zum LRP 1995 wird auf eine weitere Art, den Steinkauz, Bezug
genommen. Für diese vom Aussterben bedrohte Charakterart der
kopfbaumbestandenen Weserniederung existiert seit 2000 ein spezielles
Artenschutzprogramm mit guter Datenbasis. Die Wiesenweihe ist ebenfalls
hinzugekommen. Die Wiesenvögel werden am Beispiel des Großen Brachvogels
abgehandelt. Auf einige Arten, wie Libellen, wird z.B. aufgrund des Fehlens
aktueller Daten bzw. Untersuchungen verzichtet.
Im Zuge der Fortschreibung sind keine Untersuchungen der Arten durchgeführt
worden; die ausgewerteten Datenquellen werden im Absatz 3.1.3 aufgelistet.
Abschließend
werden die im Kreisgebiet vorkommenden gefährdeten Pflanzenarten dargestellt.
Säugetiere:
Fischotter (Lutra lutra)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Der Fischotter erobert zurzeit das nordwestdeutsche Tiefland zurück. Im
Kreisgebiet haben vor allem die Niederungen von Aller und Wümme für den
Fischotter eine besondere Bedeutung, wobei die Aller vorrangig als Wanderweg
dient.
Im Niedersächsischen Fischotterprogramm (Nieders. Ministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Forsten, Nieders. Umweltministerium, 1989) werden auf Grund
ihrer naturnahen und vielfältigen Gewässerstruktur und der sie umgebenden Aue
für das Kreisgebiet folgende Fließgewässer als Fischotterlebensräume
eingestuft:
- Nord- und Mittelarm der Wümme mit Teilen der Zuflüsse Wieste, Walle und Otterstedter Beeke,
- Lehrde von Kettenburg (Landkreis SFA) bis zur Einmündung in die Aller und
- Gohbach
Aktuelle Nachweise des vom Aussterben bedrohten Fischotters aus den Jahren 2001 und 2002 sowie 2004 liegen für den Bereich der Fischerhuder Wümmewiesen vor. Die Otternachweise beschränkten sich auf den Nord- und Mittelarm sowie auf die Walle. Obwohl die Aktivität der Tiere nur periodisch erfolgte, kann davon ausgegangen werden, dass das gesamte Gewässersystem als Jagdgebiet genutzt wird. (M. Götz, 2002). Hier zeigen sich erste positive Auswirkungen der im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Fischerhuder Wümmewiesen“ durchgeführten wasserbaulichen Maßnahmen, durch die eine Entwicklung naturnaher Gewässerstrukturen eingeleitet wurde. Sich abschnittsweise entwickelnde Weidengebüsche und gewässerbegleitende Erlenbestände in einer sonst offenen Wiesenlandschaft bieten inzwischen stellenweise ein reichhaltiges Angebot an Versteck- und Deckungsmöglichkeiten für den Fischotter.
Mehrere
aktuelle Nachweise gibt es aus dem Bereich der Lehrdeniederung aus den
Jahren 1996 bis 2004 (NLÖ). Es ist davon auszugehen, dass der Fischotter das
gesamte Lehrdetal auf Grund der vorhandenen vielfältigen ottergerechten
Biotopstrukturen nicht nur regelmäßig durchstreift, sondern auch tatsächlich
besiedelt und sich hier reproduziert.
Für das obere Gohbachtal liegen aktuelle Einzelnachweise aus dem Jahr
2000 vor, und zwar aus den Bereichen um Brunsbrock und Gohbeck.
Vergleicht man die vorhandenen Gewässerstrukturen am Gohbach mit denen der
Lehrde, so schneidet der Gohbach erheblich schlechter ab. Zu nennen sind in
diesem Zusammenhang der hohe Ausbaugrad und die Intensität der
Gewässerunterhaltung, in weiten Abschnitten fehlen uferbegleitende Gehölze,
nicht vorhandene Auskolkungen und Schwemmbänke.
Das Potenzial als Fischotterlebensraum der Gohbach- Aue ist aufgrund der sehr
guten Wasserqualität als sehr hoch einzustufen. Allerdings wären hier
erhebliche finanzielle Mittel erforderlich für den Ankauf von ausreichend
breiten Gewässerrandstreifen und biotopverbessernde Gewässerbaumaßnahmen, um
die Intensität der Gewässerunterhaltung reduzieren zu können und eine
erforderliche Eigendynamik des Baches zu gewährleisten.
Biotopansprüche:
- Dichter Gehölzbewuchs, hohe alte Bäume mit starkem Wurzelwerk, Hochstauden im Uferbereich als Deckung für ungestörte Ruheplätze und für die Anlage von Bauen und Unterschlupfen
- durch die natürliche Gewässerdynamik entstehende Strukturen, wie z. B. Uferabbrüche, Steilufer, Uferausbuchtungen an unverbauten Ufern (Anlage von Bauen), Schwemmbänke, Flachwasserbereiche (Paarung, Nahrungssuche, Nahrungsaufnahme, Jungenaufzucht).
- ausreichendes Nahrungsangebot in den Fließgewässern selbst (Hauptnahrung Fisch)
- hohe Gewässergüte (mindestens Gewässergüteklasse 2)
- höhere Anzahl von stehenden Kleingewässern in der Niederung in deckungsreicher Umgebung (Nahrungssuche)
- hoher Anteil von Wald, insbesondere Moor, Röhricht, Sumpf in der Flussumgebung und über Nebenbäche und Gräben erreichbare und ungestörte, weitgehend unzugängliche Ausweichinseln in der Flussumgebung, insbesondere für die Anlage von Bauen und für die Jungenaufzucht (möglicherweise Schlüsselfunktion bezüglich der Eignung des Lebensraumes zur Ottervermehrung)
- Störungsarmut in der Gewässeraue (geringe Zersiedelung und gewerbliche Nutzung, niedriger Ausbaugrad der Verkehrswege: 80 % der Fischottertodfunde sind auf den Straßenverkehr zurückzuführen)
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
- Gewässerausbau und intensive Gewässerunterhaltung (starke Einschränkung der Unterschlupf-, Nahrungs- und Wandermöglichkeiten des Fischotters)
- Zersiedelung der Gewässeraue
- Störungen durch Erholungssuchende (z. B. Kanuten)
- Entfernung der Ufergehölze
- Straßenverkehr (Tod durch Überfahren)
- Eutrophierung der Fischottergewässer durch Eintrag von Düngemitteln aus landwirtschaftlich genutzten Flächen, durch fehlende ungenutzte Gewässerrandstreifen
- Störungen durch Angler während der Dämmerung und in den Abendstunden
Fledermäuse
Vorkommen im Kreisgebiet:
Kenntnisse über die Verbreitung von Fledermäusen im Kreisgebiet sind auf Grund
fehlender Detailkartierungen gering. Im Vergleich zum LRP 1995, in dem genauere
Angaben zu Fledermausvorkommen völlig fehlten, gibt es aktuell mehrere, neuere
Kenntnisse über Vorkommen von Fledermäusen, darunter Nachweise von sehr
seltenen Arten, wie Braunes Langohr und das streng geschützte Große Mausohr
(Mitteilung von S. Schnitter, März 2004). Diese Nachweise beruhen
ausschließlich auf Zufallsbeobachtungen.
Alle
im Kreisgebiet nachgewiesenen Fledermausarten sind in ihrem Bestand gefährdet.
Folgende Arten sind im Kreisgebiet nachgewiesen (Fachliche Vorgaben der Fachbehörde für Naturschutz, Schreiben vom 26.09.2002)
|
[2]Gefährdungskategorie |
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) |
RL 2 |
Großes Mausohr (Myotis myotis) |
RL 2 (FFH-RL, Anhang II) |
Braunes Langohr (Plecotus auritus) |
RL 2 |
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) |
RL 3 |
Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) |
RL 3 |
Bartfledermaus (Myotis spec.) |
RL 2 |
Abendsegler (Nyctalus noctula) |
RL 2 |
Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) |
RL 1 |
Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) |
RL 2 |
Zweifarbfledermaus (Vespertilio discolor) |
RL 1 |
Im Folgenden werden Vorkommen und Biotopansprüche im Kreisgebiet bedeutender Arten
(grau hinterlegt) näher beschrieben. Für diese Arten gibt es zudem genauere,
aktuelle Hinweise auf Jagdbiotope und Sommer- bzw. Winterquartiere.
Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)
Die
Breitflügelfledermaus hat, bezogen auf das Bundesgebiet in Niedersachsen, ihren
Verbreitungsschwerpunkt. Als typische Art der nordwestdeutschen Dörfer ist die
Breitflügelfledermaus die häufigste Art im Kreisgebiet, unterliegt allerdings
starken Rückgangstendenzen in ganz Niedersachsen. In nicht zu stark anthropogen
überformten Dorflandschaften können sich Breiflügelfledermäuse viele
Nahrungsquellen erschließen. Besonders wichtig sind hierbei agrochemisch nicht
behandelte dörfliche Ruderalflächen, Heckenstrukturen unterschiedlicher
Exposition, unbebaute Flugschneisen zur Bejagung von Fluginsekten sowie
naturnahe Gärten. Sommerquartiere bezieht die Breitflügelfledermaus auf für sie
zugänglichen Dachböden, dort aber in Ritzen versteckt. Auch die Winter
verbringt diese Art in unseren Breiten. Sie jagt in unmittelbarer Nachbarschaft
der Hangplätze in reichstrukturierten Landschaften, gerne in Nähe von
Gewässern, aber auch in Parks, Gärten und entlang von Straßenlaternen.
Im Kreisgebiet sind Breitflügelfledermaus-Jagdbiotope nachgewiesen in
den Gebieten:
- Schlosspark Etelsen
- Blender See
- Bredenau bei Fischerhude (Wümmearme)
- Westen ( Im Umkreis der Kirche)
- Völkersen
- Lichte, alte Eichenbestände bei Holtum, Brammer und Kirchlinteln
- Ortslagen Fischerhude, Narthauen und Ottersberg (mündliche Mitteilung Schneider Höke)
Sommerquartiere wurden
gefunden in Holtum, Fischerhude und Neddenaverbergen.
Großes Mausohr (Myotis myotis)
Das
Mausohr ist in Niedersachsen stark gefährdet und streng geschützt (FFH-RL,
Anhang II).Es hat im Kreisgebiet seine nördlichsten Vorkommen. Die
kopfstarke Mausohr-Wochenstube auf dem Dachboden der Kirchlintelner Kirche ist
eines der vier nördlichsten Mausohrquartiere dieser Art und das einzige
Vorkommen im Kreisgebiet.
Die Hauptnahrung des Mausohres sind überwiegend flugunfähige Laufkäfer, denen
diese Art auf dem Boden nachstellt. Mausohren jagen zumeist in naturnahen
Waldgebieten, die lichte Bereiche aufweisen müssen, damit die Beute auf dem
Boden erbeutet werden kann. Alle im Umkreis von 5 bis 10 km der Ortschaft
Kirchlinteln gelegenen naturnahen Wälder sind potenzielle Jagdgebiete des
Mausohres und für den Erhalt dieser Art besonders bedeutsam. Um genauere
Erkenntnisse über die Nahrungsbiotope des Mausohres zu erlangen, sind spezielle
Untersuchungen (Telemetrie) dringend durchzuführen.
Braunes Langohr (Plecotus auritus)
Eine weitere gefährdete Art
ist das Braune Langohr. Es bezieht seine Sommerquartiere in Baumhöhlen sowie
Vogel- und Fledermauskästen. Den Winterschlaf verbringen Langohren in Höhlen
und Stollen.
Aus dem Kreisgebiet sind zwei Quartiere bekannt:
- Siedlungsbereich Verdener Moor
- Otersen
Im
Bereich Verdener Moor befindet sich das einzige bekannte Langohrwinterquartier
in einem Überwinterungskasten.
Langohren wurden jagend im Schlosspark in Etelsen beobachtet.
Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)
Die Sommerquartiere dieser im Kreisgebiet noch recht verbreiteten Art befinden sich in und an Häusern. Hier verbringen die Tiere auch den Winter. Zwergfledermäuse wurden bei der Jagd beobachtet in den Bereichen:
- Etelser Schlosspark
- Bredenau (Fischerhude)
- an sämtlichen Teichen und Altgewässern der Allerniederung zwischen Langwedel und Verden
Wasserfledermaus (Myotis daubentoni)
Wasserfledermäuse, die flach, in einer Höhe von 10 bis 30 cm über die Wasseroberfläche fliegen und Insekten erbeuten, sind sperlingsgroß und an ihren relativ großen Füßen und der für Myotis-Arten typischen hellen Brust- und Bauchfärbung gut zu erkennen. Sie wurden im Gebiet der Allerniederung zwischen Verden und Langwedel und am Blender See regelmäßig bei der Jagd beobachtet. Potentielle Jagdreviere sind insbesondere größere und kleinere Altgewässer an Aller, Weser und Wümme (auch in der Ortslage Fischerhude, Mittelarm).
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen (für alle vorkommenden Arten):
- Zerstörung der Sommer- und Winterquartiere z. B. durch Isolierung und Abdichtung oder Abriss von Gebäuden und Rückgang bzw. Abholzung alter, höhlenreicher Bäume.
- Aufforstung von Lichtungen innerhalb von Waldgebieten und von extensiv genutzten Grünlandflächen bzw. Bracheflächen (Mausohr!)
- Nahrungsverknappung und –vergiftung durch Anwendung von Insektiziden in Gärten und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
- Bebauung von insektenreichen Nahrungsflächen im Umkreis von 5 bis 10 km um vorhandene Sommerquartiere
- Vernichtung von Heckenstrukturen und Ersatz durch monotone Nadelbaumreihen
-
Veränderungen in den dörflichen
Vorgärten und Randbereichen, z. B. durch Anpflanzung standortfremder und
ökologisch nahezu wertloser Gehölze,
wie z. B. Rhododendron, Sitka-Fichte, Zierkirschen oder Forsythie.
- Fehlen von ausreichend breiten, unbebauten Flugschneisen zur Bejagung von Fluginsekten.
- Abholzung großer, insektenreicher Baumbestände, wie z. B. Eichen, Weiden, Birken, Weißdorn, Schlehe.
Avifauna:
Steinkauz (Athene noctua)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Das 170 bis 200 Quadratkilometer große Verbreitungsgebiet des in Niedersachsen
vom Aussterben bedrohten Steinkauzes im Kreisgebiet beschränkt sich
ausschließlich auf die Verdener Weserniederung.
Seit Beginn des Steinkauzhilfsprojektes im Jahr 2000 stieg die Anzahl der
Brutpaare kontinuierlich von nur noch 2 - 3 Brutpaaren auf 12 im Jahr
2005 an (siehe Textkarte 3.1‑2: Steinkauz).
Aktuelle
Nachweise liegen vor aus den Ortsrandlagen von Oiste (3 Brutpaare), Amedorf,
Ritzenbergen, Döhlbergen (2 Brutpaare), Rieda, Blender, Intschede, Emtinghausen
und Morsum .
Als Brücke zu den Restpopulationen an der Elbe und in Sachsen-Anhalt hat der an
der östlichen Verbreitungsgrenze Niedersachsens befindliche Steinkauzbestand
des Landkreises eine sehr hohe, bundesweite Bedeutung.
Biotopansprüche:
Die bekannten Steinkauzreviere im Kreisgebiet befinden sich in den
unmittelbaren Ortsrandbereichen der o. g. Dörfer in direkter Nähe zu
landwirtschaftlichen Gehöften mit alter nischenreicher Bausubstanz, Obstgärten
mit alten (> 50 Jahre) höhlenreichen Apfelbäumen, Kopfbaumbeständen und
Heckenzügen. Als Höhlenbrüter bieten diese Strukturen dem Steinkauz Brut- und
Unterschlupfmöglichkeiten. Ausreichend große Nahrungsflächen spielen für das
Überleben des Steinkauzes eine herausragende Rolle. Von besonderer Bedeutung
ist hier das dorfnahe, als Viehweide oder Obstwiese genutzte, extensive
kurzrasige Grünland, welches der Steinkauz als Bodenjäger zur Nahrungssuche
benötigt.
Steinkäuze zeigen nach DAHLBECK et al (1999) eine ausgeprägte Präferenz für
Dörfer mit einem großen Anteil an mit Vieh bestandenem Grünland. Die zur
Verfügung stehende Grünlandfläche, insbesondere die Obstwiesen eines Dorfes,
korreliert mit der Siedlungsdichte des Steinkauzes, wobei ein zu geringer
Anteil dieses Biotoptyps zum gänzlichen Verschwinden der Art führen kann.
Der Steinkauz ist also nicht nur der Charaktervogel der Kulturlandschaft Verdener Wesermarsch, sondern auch ein wichtiger Indikator für die Qualität einer dörflichen Kulturlandschaft sowie vielfältig gestalteter Ortsränder. Im Kreisgebiet nimmt die Ortschaft Oiste mit zwei nachgewiesenen Brutpaaren eine besondere Stellung ein. Insbesondere die Vielzahl an alten Obstgärten, halb verfallenen Schuppen, alten Mauern und dem durch eine Vielzahl an Kopfbäumen kleinräumig gegliederten Grünlandgebiet „Buschort“ machen es zurzeit zu dem besten Steinkauzlebensraum im Landkreis.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
Entsprechend der genannten Lebensraumansprüche und seiner Lebensweise ist der Steinkauz
durch verschiedene den Lebensraum zerstörende Eingriffe in die
Landschaftsstruktur gefährdet.
- Verminderung von nutzbarem (Obstbaum bestandenem) Dauergrünland, insbesondere in Brutplatznähe in Dorfrandlagen, durch Intensivierung, Umbruch und/oder Bebauung
- Zunehmende Eutrophierung der Nahrungsflächen und damit einhergehendes, übermäßiges Pflanzenwachstum, welches die Erreichbarkeit der für den Steinkauz notwendigen Beutetiere verhindert
- fehlende Bewirtschaftung (insbes. Beweidung) des (Obstbaum bestandenen) Grünlandes, so dass dieses als Nahrungsfläche nicht mehr zur Verfügung steht
- Reduzierung des Kopfbaumbestandes durch Rodung bzw. Aufgabe ihrer Pflege (regelmäßige Scheitelung)
-
Der Erhalt des Kopfbaumbestandes von
über 3.000 Bäumen in der Verdener Weserniederung ist eng verknüpft mit dem
Erfolg des Steinkauzschutzes.
Nach einer 2001 durchgeführten Kopfbaumkartierung und der Beurteilung des
Pflegezustandes ergab sich ein dringender Handlungsbedarf. Ca. 36 %
des Bestandes sind stark und 32 % dringend pflegebedürftig.
- Sanierung, Abriss oder Nutzungsänderungen von alten Gebäuden führen zu Verlusten von Brutmöglichkeiten in Ortsrandlagen
-
allgemeine Ausräumung der Landschaft und
Beseitigung der Strukturvielfalt
Neben der Rodung von Kopf- und Obstbäumen werden in Steinkauzhabitaten immer
noch Heckenrodungen durchgeführt. Im Jahr 2001 wurden im bedeutenden Brutareal
Amedorf/Ritzenbergen ca. 700 m Weißdornhecke gerodet.
- Straßenverkehr führte im besten Steinkauzrevier Oiste 2001 zu einem direkten Verlust eines Altvogels auf der Straße Oiste - Magelsen (L 201).
Weißstorch (Ciconia ciconia)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Die räumliche Verteilung der Weißstorchbrutplätze und der Nahrungshabitate im Kreisgebiet
konzentriert sich auf die grundwassernahen, hochwasserbeeinflussten und
wechselfeuchten Grünland-Niederungsbereiche von Aller, Weser und Wümme. Weitere
Brut- und Nahrungsgebiete in Embsen, Armsen und Bassen befinden sich in
unmittelbarer Nähe (Entfernung vom Horst < 3 km) von
schützenswerten Feuchtgrünlandgebieten außerhalb der großen Flussniederungen.
Alle Neststandorte befinden sich in unmittelbarer Nähe menschlicher Siedlungen.
(siehe Textkarte 3.1‑3: Weißstorch)
Als Nestunterlagen sind Leitungsmasten gegenüber Dächern in der Mehrheit.
Im Kreisgebiet wurden im Jahr 2002 24 Nestpaare des Weißstorches mit 34
ausgeflogenen Jungvögeln festgestellt. Bezieht man die sog. Klammerstörche, d.
h. diejenigen Brutpaare, die auf dem Gelände der niedersächsischen
Storchenpflegestation in Verden Dauelsen brüteten und von der Fütterung dort
abhängig waren, mit ein, erhöht sich die Zahl der Nestpaare auf 33 mit
insgesamt 44 ausgeflogenen Jungvögeln (Angaben der Staatlichen Vogelschutzwarte
Niedersachsen, 2002).
Der erfolgreichste Neststandort im Landkreis befindet sich in Barnstedt.
Dieser Horst war in den letzten 40 Jahren ohne Unterbrechung besetzt und
produzierte mit Ausnahme von zwei Jahren regelmäßig ausfliegende Jungvögel.
Fast ebenso erfolgreich, aber mit einer geringeren Reproduktionsrate, ist der
Standort in Ahnebergen. Beide Standorte befinden sich in unmittelbarer
Nähe der regelmäßig überschwemmten Allerniederung, die in diesem Abschnitt noch
größere Feuchtgrünlandbereiche sowie Röhrichte und Kleingewässer aufweist.
Weitere in den letzten 5 bis 10 Jahren regelmäßig besetzte Horste befinden sich
in Armsen, Bassen, Daverden, Fischerhude, Holtorf, Hönisch, Reer, Sagehorn
(seit 1996 ständig ausfliegende Jungvögel) und Walle. Das
Naturschutzgroßprojekt „Fischerhuder Wümmewiesen“ hatte mit seinem Beginn 1992
sicherlich positive Auswirkungen auf den Weißstorchbestand. Die Brutpaare in
Sagehorn und Fischerhude profitieren wohl von der dort eingeleiteten
großflächigen extensiven Grünlandnutzung und den dort vorgenommenen
Biotopbaumaßnahmen sowie von den neu errichteten Nisthilfen.
Der Horst in Oiste, seit 1962 ähnlich erfolgreich wie Barnstedt, wurde 1999 von
einem Jahr zum anderen aufgegeben und nicht mehr angeflogen. Die Ursachen
hierfür könnten die Beunruhigung des Neststandortes durch eine Ausbaumaßnahme
an einem Wohnhaus oder aber negative Veränderungen in den Nahrungsräumen
gewesen sein.
Ein
weiterer in der Vergangenheit sehr erfolgreicher Horstplatz in Stedebergen wird
seit 1998 nicht mehr angeflogen. Die Ursache hierfür wurde nicht untersucht.
Im Zeitraum von 1992 bis 2002 wurden 9 Horste in Embsen, Sagehorn, Dibbersen,
Hönisch, Dörverden, Armsen, Ottersberg, Achim und Westen neu besetzt.
Biotopansprüche:
Weißstörche sind in der Wahl ihrer Lebensräume recht anpassungsfähig, solange
diese ihnen genug Nahrung bieten. Sie kommen sowohl in trockenen
Savannengebieten Afrikas als auch in feuchten Sumpflandschaften und
Auenbereichen vor.
Der Weißstorch, ehemals Charaktervogel der gesamten Norddeutschen Tiefebene,
wurde durch großflächige Flurbereinigungs- und Wasserbaumaßnahmen und eine sich
daran anschließende Umwandlung von Grünland- in Ackerflächen aus weiten Teilen
Niedersachsens verdrängt (Heckenroth et al.,1997, Atlas der Brutvögel
Nieders.). Der Brutbestand von 1905 mit insgesamt 4.500 Paaren ist auf nur noch
10 % des Ausgangswertes zusammengeschrumpft. Neben der Elbeniederung ist
die Aller-Weserniederung heute eines der Hauptverbreitungs-gebiete des in
Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Weißstorches, da in diesen Bereichen
noch geeignete Nahrungsflächen auf regelmäßig überschwemmten, teilweise
staunassen, feuchten und extensiv genutzten Grünlandflächen vorhanden sind.
Zusätzlich müssen während der ersten Lebenstage der Jungen geeignete
Nahrungsflächen in unmittelbarer Nähe des Horststandortes vorhanden sein, so
dass dem dorf- und horstnahen, extensiv genutzten Grünland eine besondere
Bedeutung zukommt. Für eine erfolgreiche Jungenaufzucht ist das Vorhandensein
geeigneter Nahrungsflächen im Umkreis von maximal 3 km notwendig, bei
größeren Distanzen wird die Nahrungsaufnahme ineffektiv (PLACHTER in lit.
1983, zit. in BLAB 1993).
Schwarzstorch (Ciconia nigra)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Im Kreisgebiet gibt es einen aktuellen Brutplatz des Schwarzstorches in einem
Waldgebiet bei Odeweg im Staatsforst Schafwinkel: Dieser Brutplatz wurde im Zuge
der deutlich zunehmenden Ausbreitung dieser Art in Niedersachsen (1971
15 Paare, 2001 43 Paare, Angaben der Staatl. Vogelschutzwarte im NLÖ) ab
1990 ständig besetzt und produzierte regelmäßig ausfliegende Jungvögel.
Aufgrund von Störungen des Horstpaares durch forstwirtschaftliche Aktivitäten
zog sich das Brutpaar 2001 auf eine kurzfristig neu errichtete künstliche
Nistunterlage in einen ruhigeren Teil des Waldbereiches zurück und hatte im
Jahr 2004 3 Jungvögel.
Im Jahr 2001 kam es dort trotz Wegesperrungen und aufgestellten
Hinweisschildern wahrscheinlich durch menschliche Störungen zu keinem
Bruterfolg. Auch 2002 blieb der Bruterfolg wegen des zu späten Eintreffens der
Altvögel aus den Überwinterungsgebieten aus.
Einen Hinweis auf ein weiteres Brutgebiet gibt es aus dem Waldbereich NW
Kreepen, südlich vom Wedehof. Hier wurden im März 2002 zwei kreisende
Schwarzstörche (Balzflug) von Mitarbeitern des Forstamtes Rotenburg beobachtet
(mündliche Mitteilung von Chr. Rotfuchs, FOA Rotenburg).
Ein weiteres potenzielles Brutareal, wo eine Besiedlung in nächster Zeit
denkbar erscheint und einzelne Schwarzstörche wiederholt beobachtet wurden, ist
das Waldgebiet Höpen in räumlichem Zusammenhang mit dem sich nördlich
anschließenden Stedorfer Bruch östlich von Dörverden. 2002 wurde in diesem
Bereich ein Kunsthorst errichtet. Den Höpen durchziehen zwei bis drei längere,
grabenartig ausgebaute, aber oberflächennahe Gewässer, die von sehr wertvollen,
schützenswerten und nassen Erlenbruchwaldbeständen mit teilweisen sehr alten
Bäumen begleitet werden. Diese Strukturen deuten in Zusammenhang mit den sich
anschließenden Waldbereichen auf ärmeren Böden (größerer Eichenbestand,
ansonsten Kiefern- und anderer Nadelwald) sowie charakteristisches Vorkommen
einzelner alter Buchen auf sehr kleinräumigen, leicht erhöhten
Mineralbodeninseln auf potenzielle Nahrungs- und Brutmöglichkeiten für den
Schwarzstorch hin.
Nahrungssuchende Schwarzstörche wurden wiederholt im Niederungsgebiet der
Aller, Wümme, Otterstedter Beeke und Walle (mündliche Mitteilung von Arkenau)
beobachtet. Nach mündlicher Mitteilung der Naturschutzbeauftragten Frau
Schneider-Höke sind das Verdener und Rotenburger Lehrdetal, das Beeketal
unterhalb von Otterstedt, die Dieker Wiesen und der Bereich um den Dieker
Graben weitere Nahrungsbereiche des Schwarzstorches.
Der Hakenbach und die obere Gohbach-Niederung nördlich von Schafwinkel sind
Schwarzstorchnahrungsflächen von nationaler Bedeutung (NLÖ, 3/97).
Biotopansprüche:
Der Schwarzstorch brütet in großen, urwüchsigen, sumpfigen und von Auen
eingeschlossenen Wäldern. Er nistet auf hohen, alten Bäumen innerhalb von
Altholzbeständen. Als Nahrungsflächen benötigt er Feuchtwiesen, Sumpfbereiche,
Waldteiche und Altgewässer.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
- Störungen durch Fotografen und Vogelbeobachter (Verlassen der Brut)
- Selten sind Störungen durch die Forstwirtschaft, z. B. Freistellen oder Fällen von Brutbäumen.
- Tod an Freileitungen beim Anflug des Nestes
- Speziell im Bereich Höpen sind die wertvollen Wassergräben durch Versandung nicht mehr so fischreich wie für den Schwarzstorch erforderlich. Hier ist eine behutsam durchgeführte Handräumung durch die Unterhaltungsverbände erforderlich. Eine Grabenräumung mit Gerät würde zu schnellerem Wasserabfluss und damit zu negativen Austrocknungserscheinungen im Erlenbruchwaldbereich führen.
Wiesenvögel
Klassische Wiesenvogelgebiete, die typischen Arten wie Uferschnepfe,
Rotschenkel, Bekassine, Kiebitz und den Großen Brachvogel ausreichend großen
Lebensraum und eine erfolgreiche Reproduktion ermöglichen, sind im Kreisgebiet
sehr selten geworden. Entsprechende Gebiete lassen sich an einer Hand abzählen.
Im Nordkreis sind es die Niederungsbereiche von Wümme, Walle und
Otterstedter Beeke , im Südkreis Bereiche im Lehrde- und Allertal
(hier insbesondere der Bereich Große Lüthe/Eitzer See).
Eine
potenziell hohe Wertigkeit aufgrund der noch vorhandenen Feucht- und Nasswiesenbereiche
besitzt das sog. Langwedeler Moor/Kiebitzmoor sowie der Embser Bruch und das
Kleine Moor bei Bassen. Leider fehlen hier genauere Bestandsaufnahmen der
Wiesenvogelarten.
Stellvertretend für die im Kreisgebiet vorkommenden Wiesenvögel soll hier
speziell auf den Großen Brachvogel eingegangen werden, da er der noch am
wenigsten anspruchvolle Vertreter dieser an hohe Bodenfeuchte und extensive
Grünlandnutzung angewiesenen Vogelgruppe ist. Er neigt zudem zu
ausgesprochener Reviertreue über Jahre hinweg, auch wenn die Brutbedingungen
eine erfolgreiche Reproduktion nicht mehr erlauben (z. B. auf
Ackerflächen).
Vorkommen im Kreisgebiet:
Im Kreisgebiet kommt der in Niedersachsen stark gefährdete Große Brachvogel nur
noch in einigen wenigen Bereichen vor und zwar in den Fischerhuder
Wümmewiesen (14 Paare, 2001, Eikhorst), in den Niederungsgebieten
von Walle und Otterstedter Beeke sowie östlich von Narthauen im
Einzugsbereich des Wischhofsgrabens (ca. 5 Paare, 2002,
mündliche Mitteilung Ibold und Schneider-Höke, 2003) und auf einigen wenigen
Flächen im Lehrdetal (Neddener Bruch, 2 – 3 Brutpaare, 2002, mündliche
Mitteilung Schneider-Höke).
Nach Campe (2000) war der Große Brachvogel in den 50er Jahren noch über das
gesamte Kreisgebiet in allen Naturräumen verbreitet.
Biotopansprüche:
Der Große Brachvogel besiedelt ausgedehnte, Grünlandgebiete mit einem hohen
Anteil extensiv genutzter, feuchter bis mäßig feuchter Flächen, die als Wiese,
Weide oder Mähweide genutzt werden. In den Fischerhuder Wümmewiesen beträgt die
Reviergröße eines Brachvogelpaares ca. 20 ha. (Eikhorst/Mauruschat,
1991). Er bevorzugt dabei feuchtes, artenreiches Grünland, da dort zu Beginn
der Brutzeit eine lockere und niedrige Vegetation vorherrscht. Die Beweidung
bzw. Mahd des Grünlandes darf dabei nicht zu früh im Jahr erfolgen, da sonst
die Gelege durch die Bearbeitung bzw. Viehtritt zerstört werden. Auf
„Silageflächen“, welche bereits Mitte Mai gemäht werden, hat der Brachvogel
keine Chance, seine Jungen erfolgreich aufzuziehen.
Das Vorkommen des Großen Brachvogels auch auf intensiv landwirtschaftlich
genutzten Flächen ist vielfach auf die hohe Standorttreue und Langlebigkeit (20
Jahre) dieser Vogelart zurückzuführen. Der Bruterfolg in solchen Räumen
tendiert allerdings gegen 0.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
- Fortschreitender Verlust geeigneter bzw. vorhandener Brutbiotope infolge der Abnahme des Grünlandanteils, insbesondere des Feuchtgrünlandanteils, durch fortschreitende Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung (Erhöhung der Düngergaben, frühere Mähtermine, Umbruch von Grünland in Acker, Entwässerung)
- hohe Verluste von Gelegen und Jungvögeln auf konventionell genutzten Acker- und Grünlandflächen durch häufige Bearbeitungsgänge und hohen Viehbesatz
- Maßnahmen, die den Lebensraum verkleinern, z. B. Bebauung, Windenergieanlagen, Straßenbau, Freizeitaktivitäten wie z. B. Modellflugsport.
Wiesenweihe (Circus pygargus)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Die Wiesenweihe ist vom Aussterben bedroht (RL 1). Nur noch etwa 300
Wiesenweihenpaare brüten in Deutschland, davon 40 bis 60 in Niedersachsen.
Das einzige aktuelle Brutvorkommen der Wiesenweihe im Kreisgebiet befindet sich
in den Fischerhuder Wümmewiesen. Hier wurden sie 2004 und 2005
nachgewiesen.
Im Beppener Bruch,
der südlich des Thedinghauser Grabens in den Schwarmer Bruch (Landkreis
Diepholz) übergeht, wurden bis zum Jahr 2000 drei Paare der Wiesenweihe
beobachtet (Korn, 2003).
Im Jahr 2000 wurden nur 2 Brutpaare festgestellt, wobei es vor der Aufstellung
eines Schutzzaunes um das Gelege in einem Wintergerstefeld zum Brutverlust
kam. Auch das Brutpaar in Schwarme war in diesem Jahr erfolglos.
Ab
2001 konnte nur noch ein Brutpaar im südlich angrenzenden Schwarmer Bruch
festgestellt werden. Den Beppener Bruch, der sich heute durch umfangreiche
Entwässerungsmaßnahmen hauptsächlich als eine große ackerbauliche Nutzfläche
darstellt, suchten die Wiesenweihen nur noch als Nahrungsgäste auf.
Biotopansprüche:
Wiesenweihen lebten früher in weiträumigen, weitestgehend baumfreien Mooren,
Heiden und Nasswiesen. Da diese ursprünglichen Lebensräume zerstört bzw. immer
weiter reduziert wurden, brüten Wiesenweihen seit Mitte der 80er Jahre in Niedersachsen
fast ausschließlich in Getreidefeldern, vor allem in Wintergerste- und –
Winterweizenfeldern.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
- Nahrungsmangel, schlechte Witterungsbedingungen im Überwinterungsgebiet, während des Zuges und im Brutgebiet (wie in den Jahren 2002 und 2003 der Fall) können zur Verringerung des Wiesenweihenbestandes führen.
- Verlust von Jungvögel durch Ernte der Getreidefelder ohne spezielle Nestschutzmaßnahmen,
- in der Gelegezeit extrem empfindlich, sie reagieren auf anthropogene Störungen, wie Freizeitaktivitäten, Bootsverkehr, Spaziergänger. Im Beppener Bruch hat sich die Zahl der Spaziergänger und Radfahrer in den letzten fünf Jahren fast verzehnfacht. Besonders entlang der Eyter laufen fast permanent Fußgänger mit ihren Hunden. Hier befanden sich die wichtigsten Nahrungs- und Brutplätze (Korn, 2003).
-
Es wird vermutet, dass die errichteten
fünf Windkraftanlagen negative Auswirkungen auf die Wiesenweihenbrutplätze
haben; seit der Erstaufstellung von Windkraftanlagen 1998 erfolgt ein von den
Betreibern finanziertes Vogel-Monitoring. In enger Zusammenarbeit mit dem
Landkreis als untere Naturschutzbehörde, den Betreibern und den betroffenen
Landwirten erfolgt ein Schutz des Wiesen-weihennestes während der Brut– und
Aufzuchtzeit (Brutbeginn bis Ende August) durch Aufstellung eines Zaunes im
Umkreis von 10 x 10 m um das Nest. Es hat sich gezeigt, dass dieses Areal in
der Zukunft auf mindestens 20 x 20 m zu vergrößern ist, um Verluste bei den
Jungvögeln weiter zu minimieren.
Amphibien:
Vorkommen im Kreisgebiet:
Im Kreisgebiet kommen 11 Amphibienarten vor.
Genaue Angaben zur Verbreitung einzelner und besonders der in ihrem Bestand
bedrohten Arten sind aufgrund nicht vorhandener detaillierter Bestandsaufnahmen
für das gesamte Kreisgebiet nicht möglich. Insbesondere für die Arten von
gemeinschaftlichem Interesse, die im Anhang II/IV der FFH-Richtlinie aufgeführt
sind, sind flächendeckende Detailkartierungen dringend nachzuholen.
Konkrete Bestandszahlen liegen ausschließlich für die Amphibienlebensräume vor,
in denen der Landkreis alljährlich im Frühjahr Amphibienfangzäune aufstellt, um
die zu ihren Laichgewässern wandernden Tiere vor dem Straßentod zu bewahren.
Genaue Daten gibt es auch von seit langem bekannten Amphibienlaichgewässern.
Laichgewässer sind die zentralen Teilhabitate von Amphibien, bei deren Verlust
ist ein Überleben nicht möglich. Für die Amphibienfauna haben sämtliche
Kleingewässer aufweisende Abgrabungsflächen eine potenziell außerordentlich
hohe Bedeutung und sollten daher besonders geschützt und nach Beendigung der
Rohstoffentnahme als Amphibienlebensraum hergerichtet werden.
Die „Waller Flachteiche“ bilden den bedeutendsten Laichbiotop im
Kreisgebiet; sie sind durch Sandabbau entstanden. Hier werden 9 der insgesamt
11 vorkommenden Arten regelmäßig nachgewiesen. Darunter sind in ihrem Bestand
gefährdete und streng zu schützende Arten (Anhang II/IV der FFH –Richtlinie)
wie Kamm-Molch, Kreuzkröte, Knoblauchkröte, Moorfrosch und der stark gefährdete
Laubfrosch, welcher bisher nur noch an einigen weiteren Stellen, wie an einem
künstlich angelegten wasser- und uferpflanzenreichen Kleingewässer im Holtumer
Moor (wahrscheinlich durch Einbringen von Laich), einem Teich bei Ottersberg
und im Sietmoor (Oyten) nachgewiesen wurde.
Um die „Waller Flachteiche“ als Laichplatz für die verschiedenen Arten zu
erhalten, sind regelmäßig Entkusselungsarbeiten zur Zurückdrängung der
natürlichen Sukzession und kleinflächige Bodenverwundungen zur Schaffung
offener, vegetationsarmer Sandflächen durchzuführen.
Die bedeutendsten Amphibienlaichplätze im Kreisgebiet befinden sich fast ausschließlich in den o. g. Abgrabungsflächen; Beispiele: Ziegeleikuhlen bei Kirchlinteln, Tonkuhlen bei Eitze, Mergelkuhlen bei Armsen, Tonabbaugelände Stedebergen sowie Moorfrosch- und Kreuzkrötenbiotop nördlich von Groß Sehlingen.
Erdkröte (Bufo bufo)
Die häufigste Amphibienart im Landkreis ist die Erdkröte, die relativ geringe
artspezifische Ansprüche an Laich- und Landhabitate stellt. Durch ihre hohe
Laichplatztreue sind Erdkrötenpopulationen allerdings von Zerschneidungen
ihrer Winter- und Laichhabitate durch Straßen besonders gefährdet. Im
Kreisgebiet werden individuenreiche Erdkrötenbestände, z. B. im Bereich
des Brammer Sees (K 18), der Waller Flachteiche (K 11), Neddenaverbergen (K
30), Völkersen (K 24), Einste (K 20) und Klein Heins (K 22) . durch das
Aufstellen der o. g. Fangzäune vor dem völligen Erlöschen bewahrt. Am
Brammer See wird jährlich eine Gesamtzahl von über 1.000gesammelten Tieren
erreicht.
Kreuzkröte (Bufo calamita)
Die in Niedersachsen stark vom Rückgang betroffene Kreuzkröte ist
im Kreisgebiet ebenfalls äußerst selten. Es sind nur zwei Laichplätze in
Abgrabungsflächen (Waller Flachteiche, Sandentnahmestelle Völkersen (schriftl.
Mitteilung Maaß) und Heidefläche bei Groß Sehlingen) bekannt. Die Kreuzkröte
laicht bevorzugt in flachen, sonnenexponierten Gewässern mit geringem
Pflanzenwuchs, welche sie heute fast nur noch in Abgrabungsflächen findet, da
natürliche, z. B. durch Fließgewässerdynamik entstehende offene Flächen fast
völlig verschwunden sind bzw. nicht mehr zugelassen werden.
Die Hauptursache für die Gefährdung der Kreuzkröte liegt in der Vernichtung
ihrer Laichbiotope durch Verfüllung oder sonstige Rekultivierung von
Sandgruben. Auch die natürlich einsetzende Sukzession in Abgrabungsflächen
stellt ein großes Problem dar.
Seefrosch (Rana ridibunda)
Der in Niedersachsen gefährdete und in der Bundesartenschutzverordnung
besonders geschützte Seefrosch besiedelt größere, pflanzenreiche,
eutrophe Gewässer in den Flussauen, z. B. Seen, Altarme und seenartige
Erweiterungen der Flüsse. Bedeutsam sind dabei auch die als Ersatzlebensräume
fungierenden älteren Baggerseen in den Flussniederungen.
Es ist davon auszugehen, dass der Seefrosch im Bereich der Weser-Allerniederung
noch relativ weit verbreitet ist. Die 1988 nachgewiesen Populationen in den
größeren Kiesbaggerseen und Altgewässern im Überschwemmungsbereich der Weser
zwischen Ahausen und Horstedt, in der Ratskuhle nördlich Thedinghausen, in
einigen Teichen in der Niederung der kleinen Eiter südlich Thedinghausen sowie
in einem Teichgebiet in der Allerniederung südlich von Otersen und im Oterser
See bedürfen dringend der Überprüfung.
Moorfrosch (Rana arvalis)
Kreisweit liegen zurzeit nur noch vereinzelte Nachweise des streng geschützten
Moorfrosches (FFH, Anhang IV) aus den Bereichen Brammer See, Waller
Flachteiche, Heidefläche Groß Sehlingen und Buller See (Uesener Moor) und
Holtumer Moor vor.
Offenbar findet der Moorfrosch im Kreisgebiet kaum mehr geeignete Lebensräume
vor, obwohl er in Norddeutschland als euryöke Art die verschiedensten Habitate
besiedelt, wobei er allerdings Bereiche mit hohem und gleich bleibendem Grund-
bzw. Stauwasserstand bevorzugt. Dies sind vor allem Sumpfwiesen, Flach- und
Zwischenmoore sowie Au- und Bruchwälder.
Solche
Lebensräume waren im Kreisgebiet ehemals großflächig vorhanden. Es ist davon
auszugehen, dass durch die in den vergangenen Jahrzehnten vorgenommenen
großflächigen Entwässerungsmaßnahmen, die Intensivierung der Landwirtschaft,
die Vernichtung und Eutrophierung (Einleiten von Abwässern, Düngemitteleintrag)
der vorhandenen Stillgewässer und das Einsetzen von Fischen geeignete
Moorfroschhabitate zum großen Teil vernichtet wurden.
Neben dem Erhalt der vorhandenen Moorfroschbiotope sollte in potenziell
geeigneten Lebensräumen, wenn möglich in der Nähe der vorhandenen
Populationen, meso- bis dystrophe Laichgewässer neu angelegt werden. Eine
umfassende Kartierung der Moorfroschbestände ist auch hier dringend
erforderlich.
Kamm-Molch (Triturus
cristatus)
Über den streng geschützten (FFH, Anhang II/IV) Kamm-Molch gibt es wie bei den
anderen Amphibienarten nur sehr wenige und lückenhafte Erkenntnisse zur
Verbreitung im Kreisgebiet. Aktuelle Nachweise gibt es nur für die Waller
Flachteiche, die Laubfroschtümpel im Holtumer Moor, die Abbautümpel
Kirchlinteln (schriftl. Mitteilung Maaß), die Stedeberger Abbautümpel sowie
1988 vom Landkreis angelegten Tümpeln südlich von Grasdorf.
Als relativ euryöke Art besiedelt der Kamm-Molch die offene Landschaft ebenso
wie größere geschlossene Waldgebiete. Als Laichgewässer werden
sonnenexponierte, offene, tiefere Tümpel und Weiher mit gut entwickelter
Unterwasserpflanzenwelt in kleinstrukturiertrer, offener Kulturlandschaft
(Grünlandbereiche) bzw. Waldrandbereichen bevorzugt.
Der Kamm-Molch ist insbesondere durch den Fischbesatz von Kleingewässern
bedroht (insbesondere Raubfische, wie Barsch und Hecht), da die Molchlarven oft
geräubert werden. Da nahezu alle größeren Gewässer im Kreisgebiet
fischereilich genutzt werden und einen Fischbestand (natürlich oder durch
Besatz) aufweisen, kommt es nur in wenigen, meist für den Amphibienschutz
angelegten Teichen zum Aufbau größerer Bestände.
Eine intensive Nutzung oder Vernichtung des umgebenden Grünlandes stellt ebenso
eine große Gefahr dar, da als Landlebensraum die unmittelbarer Umgebung (meist
bis ca. 1.000 m) aufgesucht wird.
Knoblauchkröte (Pelobates
fuscus)
Über das Vorkommen der streng geschützten Knoblauchkröte (FFH, Anhang IV) gibt
es im Kreisgebiet nur wenig Kenntnisse. Ein Vorkommen ist für das Gebiet
„Waller Flachteiche“ bekannt. Detailkartierungen sind erforderlich. Laicht in
flachen, vegetationsarmen, sonnenexponierten Gewässern ab. Ehemalige
Abgrabungsflächen stellen wichtige Lebensräume für die Knoblauchkröte dar.
Bergmolch (Triturus alpestris)
Aus tiergeographischer Sicht ist das Vorkommen des Bergmolches besonders zu
erwähnen. Nachweise liegen aus zwei Bereichen vor, einem Tümpel SW Walle,
nördlich der Bahnlinie, sowie einem ehemaligen laubbaumbestandenen
Feuerlöschteich, in dem der Bergmolch allerdings 2001 nicht mehr nachgewiesen
werden konnte.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
Für die oben beschriebenen Arten der FFH-Richtlinie wurden aktuell bestehende
Beeinträchtigungen bereits näher erläutert. Für alle im Kreisgebiet
vorkommenden Arten gelten insbesondere folgende Beeinträchtigungen:
- Beseitigung von Kleingewässern
- Fischbesatz von Laichgewässern (insbesondere auch von nicht heimischen Arten)
- Gewässereutrophierung durch Düngereintrag (z. B. landwirtschaftliche Nutzung bis direkt an die Gewässerkante)
- Biozideintrag
- negative Veränderungen in den Sommerlebensräumen (z. B. Rodung von Hecken, Gebüschen, Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung, Umwandlung von Grünland in Acker, Entwässerung)
- Straßenverkehr und Zerschneidung von Laich- und Winterhabitaten
- Zerstörung von Sekundärlebensräumen, wie Sand- bzw. Kiesgruben, z. B. Aufforstung, fortschreitende Sukzession
- Flussregulierungsmaßnahmen, insbesondere Zerstörung bzw. Verhinderung der Bildung von Kies- und Sandbetten in und an Fließgewässern; Uferverbau
Reptilien:
Im Kreisgebiet kommen alle 6 in Niedersachsen heimischen Reptilienarten vor:
Blindschleiche, Waldeidechse, Zauneidechse, Ringelnatter, Schlingnatter und
Kreuzotter.
Die stark gefährdeten (Schlingnattern) sowie gefährdeten Arten (Ringelnatter,
Zauneidechse und Kreuzotter) sind in Niedersachsen stark vom Rückgang
betroffen (in den letzten 100 Jahren landesweit um 30 bis 40 %). Auf
Grund dieser starken Bestandseinbrüche und für das Kreisgebiet flächendeckend
fehlender Reptilienbestandsaufnahmen sind die wenigen noch im Kreisgebiet
vorhandenen mageren Offenlandbiotope als potenzielle Reptilienlebensräume
besonders zu schützen. Diese Biotope spielen auch für viele gefährdete
Sandinsekten und Pflanzenarten eine besondere Rolle.
Die in ihrem Bestand gefährdete Ringelnatter besiedelt im Gegensatz zu
den o. g. Arten feuchte Lebensräume, vor allem Ufer stehender und
fließender Gewässer, kommt aber auch in Mooren, Auwäldern, lichten Laubwäldern,
Parks und Gärten vor.
Zauneidechse (Lacerta
agilis)
Vorkommen im Kreisgebiet:
Es gibt nur wenige aktuelle Nachweise der Zauneidechse, da Detailkartierungen
der Herpetofauna für das gesamte Kreisgebiet fehlen. Vorhandene Kenntnisse
sind nur durch Zufallsfunde entstanden.
Aktuelle Nachweise gibt es für einen Bahndammabschnitt bei Verden–Walle im
Bereich Poggenmoor (1998) und für das NSG Hügelgräberheide Kirchlinteln (1995).
Bei den genannten Fundstellen handelt es sich um große Populationen von
landesweiter Bedeutung.
Weitere Vorkommen gibt es in einer Heidefläche SW Hülsen sowie in einer
Sandabbaugrube nördlich von Völkersen. Da diese Art recht schwer nachzuweisen
ist, scheinen weitere Vorkommen möglich.
Da es sich bei der Zauneidechse um eine Anhang IV - Art der
FFH-Richtlinie ‑ handelt, sind sämtliche Vorkommen streng zu schützen.
Flächendeckende Kartierungen der Offenlandhabitate (speziell Sandtrockenrasen,
Bodenabbaugebiete) sind daher dringend nachzuholen, um die
Zauneidechsenpopulationen zu erfassen.
Biotopansprüche:
Da die Zauneidechse im Gegensatz zu den meisten anderen einheimischen
Reptilienarten Eier legt, welche von der Sonne ausgebrütet werden müssen, ist
sie auf teilweise offene, trockene, sich gut erwärmende und grabfähige
Sandböden angewiesen. Bevorzugte Habitate sind Magerrasen, Heideflächen, lichte
und sonnige Waldränder, aber auch Böschungen von Bahndämmen. Ideale
Zauneidechsenbiotope weisen ein Mosaik aus vegetationsarmen Stellen, Bereiche
mit einer geschlossenen Pflanzendecke sowie Gehölzstrukturen auf.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
Hauptursache für den starken Rückgang der Zauneidechse, wie allgemein für fast
alle Reptilienarten, ist der fast vollständige Verlust von Heide- und
Magerrasenbiotopen sowie die Vernichtung von lichten, nährstoffarmen und
besonnten Waldrandbereichen durch zu dichte Aufforstung und eine intensive
Landwirtschaftliche Nutzung an die Waldkante heranreichender
landwirtschaftlicher Flächen.
Schlingnatter (Coronella
austriaca)
Eine weitere Art, die im Anhang IV der FFH- Richtlinie aufgenommen wurde und
streng geschützt ist, ist die Schlingnatter. Im Vergleich zum
Landschaftsrahmenplan 1995 sind keine neuen Nachweise der Schlingnatter bekannt
geworden, da wie oben bereits erwähnt, es keine flächendeckenden Untersuchungen
über die Reptilienfauna gibt.
Die von der Fachbehörde für Naturschutz genannten Vorkommen im Verdener Moor,
Badener Moor, Ottersberger Moor, bei Haberloh/Weitzmühlen und bei
Ueserdicken sowie andere potenzielle Lebensräume bedürfen der dringenden
Nachkartierung.
Schlingnatterhabitate stimmen mit Ausnahme der Hochmoordegenerationsstadien der
Moorrandbereiche mit strukturreichen Moorheideflächen, eingestreuten
Pfeifengras-Rasen und angrenzenden Moor-Kiefern-Buschwäldern weitgehend mit
denen der Zauneidechse überein.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
Hauptursache
für den starken Rückgang der Schlingnatter, wie allgemein für fast alle
Reptilienarten, ist der fast vollständige Verlust von Heide- und
Magerrasenbiotopen sowie die Vernichtung von lichten, nährstoffarmen und
besonnten Waldrandbereichen durch zu dichte Aufforstung und eine intensive
landwirtschaftliche Nutzung an die Waldkante heranreichender
landwirtschaftlicher Flächen.
Negativ für die Schlingnatter ist zudem die natürliche Sukzession (Verbuschung
und Bewaldung) in Moorrandbereichen aber auch in Sandgruben oder Übergangszonen
von Heide zu Wald und an südexponierten Bahndämmen.
Kreuzotter (Vipera berus)
Die in ihrem Bestand als gefährdet eingestufte Kreuzotter ist in Niedersachsen
besonders stark vom Rückgang betroffen. Ihr Bestand hat sich landesweit in den
letzten 100 Jahren um ca. 40 % verringert. Aufgrund flächendeckend
fehlender Detailkartierungen können keine konkreten Aussagen über das Vorkommen
der Kreuzotter im Kreisgebiet gemacht werden.
Als Bewohner sog. Wald-Moor-Heide-Komplexe war sie früher in allen Moorgebieten im Kreisgebiet häufig. Durch großräumige, teilweise völlige Zerstörung der Hochmoore tritt sie heute nur noch selten auf. Bekannte Habitate, wie u. a. das Waller Moor, Verdener Moor, Ottersberger Moor, Kiebitzmoor, Langwedeler Moor, Hügelgräberheide bei Kirchlinteln und das Hohe Moor bei Quelkorn bedürfen der dringenden Nachkartierung.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen
(mündliche Mitteilung von R. Podloucky, NLÖ, Oktober 2003):
- Abtorfungen von Hochmoorkomplexen
- Aufforstung bzw. Umwandlung der Moorrandbereiche zu Grün- bzw. Ackerland
- Zerstörung von Randzonen entlang von Waldsäumen oder auch die Beseitigung von als Unterschlupf benötigten Strukturen (Feldsteinhaufen, Totholz, Hecken )
- mehrmals im Jahr stattfindende Mahd von Randstreifen und Grabenböschungen entlang von Straßen bzw. Feld-/Forst-/Wander-Wegen führt nachweislich zum Verlust der sich in diesen Bereichen bevorzugt sonnenden Tiere
- Aufforstungen erfolgen bis unmittelbar an die Wege heran, damit kommt es zum Verlust früher noch häufig vorhandener besonnter Weg- und Waldränder.
- Vor Aufforstungen werden Flächen mit Planierraupen abgeschoben und eingeebnet, so dass keine Versteckmöglichkeiten bleiben.
- Neue Aufforstungen erfolgen großflächig und sehr dicht, so dass besonnte Lichtungen fehlen.
- Während der Wintermonate durchgeführte Renaturierungsmaßnahmen auf abgetorften Hochmoorkomplexen, wie Aufstau von Flächen, Abtragen von Torfdämmen und ‑kanten können zu erheblichen Verlusten führen, besonders dann, wenn es sich um von mehreren Tieren genutzte Winterquartiere handelt.
- Die zunehmende Eutrophierung der Lebensräume führt zu einer Verschlechterung der Kreuzotterhabitate (Überwachsung der offenen Sonnenplätze)
- Emotional bedingtes Töten einzelner Tiere
Pflanzenarten/Vegetation:
Angaben
über Vorkommen gefährdeter Gefäßpflanzenarten liegen für ca. 92 % des
Kreisgebietes vor. Zum Zeitpunkt der Erstaufstellung des
Landschaftsrahmenplanes waren es nur ca. 50 %. Damit gehört der Landkreis
Verden zu den am besten kartiertesten Kreisen in ganz Niedersachsen (NLÖ,
schriftliche Mitteilung Vom 26.09.02).
Von den im Kreisgebiet vorkommenden Rote-Liste-Arten sind folgende Arten in der
Kategorie: vom Aussterben bedroht und in der Artenschutzdatei der
Gefäßpflanzen des NLÖ verzeichnet, in der die seltensten und am stärksten
gefährdeten Pflanzenarten in Niedersachsen aufgeführt sind:
- Flohsegge (Carex pulicaris)
- Mauer-Gänsefuß (Chenopodium murale)
- Acker-Rose (Rosa agrestis)
- Gestreifter Klee (Trifolium striatum)
Alle Wuchsorte der o. g. Arten sind auf Grund ihrer Seltenheit von landesweit herausragender Bedeutung. Für diese Arten trägt der Landkreis als untere Naturschutzbehörde eine ganz besondere Verantwortung.
- Die Flohsegge (Carex pulicaris) wächst nur noch an einem einzigen Standort in einem quelligen Hangmoor bei Scharnhorst/Kirchlinteln.
- Der Mauer-Gänsefuß (Chenopodium murale) besiedelt eine Hofflur und alte Feldmieten in bzw. am Rand von Hilgenberg (Achim).
- Die zum Zeitpunkt der Erstaufstellung des LRP verschollen geglaubte Acker–Rose (Rosa agrestis) wurde an einer kalkreichen Geestkante im Bereich des Übergangs zur Weserniederung bei Achim-Uesen nachgewiesen. Es ist nicht nur die einzige Fundstelle im Kreisgebiet, sondern auch in ganz Niedersachsen.
- Der gestreifte Klee (Trifolium striatum) hat in Niedersachsen neben den Vorkommen im Elbtal sein Hauptverbreitungsgebiet im Landkreis Verden. Diese Art kommt an mehreren Stellen im Kreisgebiet vor, z.B. im Bereich der Allerniederung (Große Lüthe, Eitzer See) sowie in großer Individuenzahl auf dem Corporalsdeich bei Bierden sowie dem dortigen Deichvorland.
Darüber hinaus sind Pflanzenarten, die in der Roten Liste in der Kategorie: stark gefährdet eingestuft werden, von besonderer Bedeutung. Im Kreisgebiet sind folgende Vorkommen bekannt:
- Der Corporalsdeich zwischen Bierden und Clüverswerder sowie das angrenzende Deichvorland. Es handelt sich hier um den artenreichsten Deich in ganz Niedersachsen mit Arten, wie z. B. Trifolioum striatum, Rhinantus angustifolius, Ononis spinosa (siehe Tab. 17, S. 53ff ;Nr.20).
- Deichabschnitte bei Bollen, Baden, Horstedt Ahnebergen und Otersen (Standort von Trifolium striatum).
-
Quellhang Scharnhorst:
Hier kommen mehrere stark gefährdete und eine vom Aussterben bedrohte Art aus
verschiedenen Pflanzengesellschaften des Feuchtgrünlandes und der Sümpfe vor
(z. B. Pedicularis sylvatica, Dactylorhiza maculata, Gentiana
pneumonanthe, Carex pulicaris )
- Hochmoore bzw. Zwischenmoore, wie beispielsweise das Waller Moor, Hühnermoor, Ottersberger Moor, Verdener Moor beherbergen stellenweise mehrere gefährdete und stark gefährdete Arten (z. B. Gentiana pneumonanthe, Drosera ssp., Narthecium ossifragum, Vaccinium oxycoccus, Dactylorhiza sphagnicola).
- In einem alten bäuerlichen Sandstich im Holtumer Moor befindet sich die einzige Fundstelle von Arnica montana und Scorzonera humilis im Kreisgebiet.
- Die Fischerhuder Wümmewiesen, insbesondere das Nasse Dreieck, wo zahlreiche gefährdete Arten der Sümpfe und des Feuchtgrünlandes sowie in trockeneren, mageren Bereichen des mesophilen Grünlandes vorkommen (Lathyrus palustris, Montia fontana, Lysimachia thyrsiflora, Senecio aquaticus, u. a.).
Ackerwildkräuter
Unter den Ackerwildkräutern, die unregelmäßig auftreten, und u. a. sehr stark von der Bewirtschaftung der Ackerflächen abhängen, finden sich im Kreisgebiet folgende stark gefährdete Arten:
- Anthemis cotula (Stinkende Hundskamille)
- Arnoseris minima (Lämmersalat)
- Bromus arvensis (Acker-Trespe)
- Euphorbia exigua (Kleine Wolfsmilch)
- Filago arvensis (Acker –Filzkraut)
- Galeopsis segetum (Saat-Hohlzahn)
- Hypochoeris glabra (Kahles Ferkelkraut)
- Lilium bulbiferum s.l. (Feuerlilie)
- Stachys arvensis (Acker-Ziest)
- Veronica polita (glänzender Ehrenpreis)
Die am stärksten gefährdete Pflanzengesellschaft im Kreisgebiet ist das Teesdalio-Arnoseridetum, die sog. Lammkraut-Gesellschaft mit der Charakterart Arnoseris minima und den Differentialarten Hypochoeris glabra und Galeopsis segetum. Diese früher auf Getreidesandäckern weit verbreitete und im nordwestdeutschen Raum typische Ackerbeikrautgesellschaft findet man heute nur noch kleinflächig, insbesondere im Bereich des Finkenbergs, einem Gewerbegebiet bei Verden-Borstel und im Bereich des Walletals bei Quelkorn.
Weitere Bereiche z. B. im Bereich Groß Heins und Klein Heins, Neddenaverbergen, Wahnebergen, Ahnebergen, Westen, Borstel, Walle, Achim-Baden, Scharnhorst, Stedebergen, Ueserdicken, Nindorf und Bendingbostel haben für den Schutz gefährdeter Ackerbegleitarten auf für den Getreideanbau genutzten Sandböden eine besondere Bedeutung.
Orchideen
Im Kreisgebiet kommen folgende Orchideenarten vor:
- Dactylorhiza maculata (Geflecktes Knabenkraut)
- Dacytyorhiza sphagnicola (Torfmoos-Knabenkraut)
- Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut)
- Epipactis palustris (Sumpf-Stendelwurz)
- Epipactis helleborine (Breitblättrige Stendelwurz)
- Listera ovata (Großes Zweiblatt)
Sämtliche
heimische Orchideen sind durch die Bundesartenschutzverordnung besonders
geschützt und kommen im Kreisgebiet nur noch sehr selten vor (isolierte
Restvorkommen)
Das Torfmoos-Knabenkraut (Dactylorhiza sphagnicola) kommt noch im Waller Moor
und im Hühnermoor vor. Für das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza
majalis) wurden noch mehrere Vorkommen, beispielsweise im Tal der Otterstedter
Beeke im Bereich Otterstedt, Wümmewiesen bei Nadah und Schülingen nachgewiesen.
Auch Bahnanlagen und magere, sandige Straßen- bzw. Wegeränder
sind im Kreisgebiet für den Pflanzenartenschutz besonders wertvoll. Es kommen
an verschiedenen Streckenabschnitten über das Kreisgebiet verteilt zahlreiche
gefährdete Arten, wie z. B. Artemisia campestris, Thymus serphyllum,
Genista pilosa, Epipactis helleborine, Potentilla neumanniana, Koeleria
cristata, Galium verum, Sedum reflexum u. a. vor.
Herausragend sind in diesem
Zusammenhang die Wegeränder im Bereich Hilgenberg/Achim-Uphusen, Achim-Bierden,
Wege und Bahndämme im Bereich Cluvenhagen, Nindorf, Stedebergen, Geestefeld,
Stedorf, Straßenränder L 159 , K 19, L160 im Bereich Stemmen, Wittlohe und
Otersen. Aufgrund ihrer linienförmigen und geringen Ausdehnung können diese
Standorte kartographisch nur sehr unvollständig dargestellt werden. Sie bilden
allerdings wichtige Ausbreitungslinien für diese gefährdeten Arten im
Kreisgebiet. Ein Mähmanagement für Straßenränder mit gefährdeten Arten ist
dringend aufzustellen, um das Überleben dieser Arten dauerhaft zu sichern.
Gleiches gilt für die sog. dörflichen und gewerblichen Ruderalfluren, alten
Parkanlagen, Friedhöfe und alte Kalkmörtel-Mauern. Die oben genannten
Pflanzengesellschaften sind durch den oft übertriebenen Ordnungssinn und die
Versiegelung von Plätzen und Wegen in den Dörfern besonders beeinträchtigt.
Besonders hervorzuheben in diesem Zusammenhang sind die Vorkommen des Guten
Heinrichs (Chenopodium bonus-henricus) aus dem Bereich Bollen, seit 1850 das
größte und nordwestlichste Vorkommen dieser Art in Niedersachsen. Aus Intschede
wurde das einzige Vorkommen des Kleinen Flohkrautes (Pulicaria vulgaris) im
Kreisgebiet und im ganzen mittleren Niedersachsen gemeldet.
Aktuelle und mögliche Beeinträchtigungen durch Nutzungen:
Dem überwiegenden Teil der oben genannten gefährdeten Arten ist gemeinsam, dass sie an sog. Extremstandorte (nass, feucht, trocken, nährstoffarm) gebunden sind, die in unserer Landschaft insbesondere durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung, Gewässerausbau und -unterhaltung und Bebauung sehr selten geworden sind.
Standorte gefährdeter Pflanzenarten sind beispielsweise extensiv genutzte Nass- und Feuchtwiesen, Sandtrockenrasen, Wege-, Bahn- und Grabenränder, sandige nicht mit Pestiziden behandelte Ackerflächen, extensiv unterhaltene Bach- und Flussläufe und nährstoffarme Stillgewässer. Aus diesem Grund können alle Maßnahmen, die zu einer Nährstoff-anreicherung, Entwässerung und Nutzungsintensivierung in den letzten Rückzugsgebieten führen, Auslöser für das völlige Verschwinden dieser Pflanzenarten sein.
[1] Die Abgrenzungen der Naturräume sind im Vergleich zum LRP 1995 teilweise verändert.