Als regelmäßig wiederkehrende Landschaftsbestandteile oder aufgrund ihrer Lage in landschaftsprägender oder ortsbildwirksamer Situation sind die durch die Kulturtätigkeit des Menschen entstandenen Landschaftselemente in ihrer Gesamtheit und regionaltypischen Ausprägung ein wichtiger Bestandteil der Eigenart der Landschaft. Sie sind Spiegel der Landschaftsgeschichte, die neben der naturräumlichen auch immer eine siedlungs-, wirtschafts- und sozialgeschichtliche Komponente besitzt.
Im Stadtgebiet gibt es eine ganze Reihe bedeutsamer landschaftsprägender Bauwerke und baulicher Anlagen bzw. Gruppen baulicher Anlagen (Ensemble). Beispielhaft werden ausgewählte Objekte nachfolgend kurz beschrieben:
Die Mehrzahl der im Stadtgebiet Königslutter kulturhistorisch bedeutsamen, besonders auffälligen Objekte stellen die Kirchen. Mit ihren Kirchtürmen (romanische Kirche Ochsendorfs aus dem 12. Jhd., Westtürme des Doms Königslutter aus dem 15. Jhd., neo-gotische Kirche Groß Steinums) prägen sie die Landschaft, insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Gehölze nicht verdeckend wirken. Bei näherer Betrachtung enthalten auch die Kirchhöfe kulturhistorisch interessante Elemente, z.B. die Einfriedung aus großen Sandsteinplatten in Glentorf und Ochsendorf.
Als herausragende Einzelobjekte sind die um 1700 errichteten barocken Quellhäuser am Lutterspring und in Langeleben zu nennen. In Langeleben sind noch Teile der 1626 zerstörten Burgruine mit Burggraben zu sehen. Im Norden des Stadtgebietes sind bei Glentorf noch drei Eisenbahnbrücken einer stillgelegten Strecke über der Schunterniederung erhalten. Diese Brücken sind landschaftsbildprägend. Wenige hundert Meter weiter unterhalb liegt der Ballwall, eine Wallanlage, die früher wohl einen heute nicht mehr erhaltenen Beobachtungsturm umschloss. Erwähnenswert sind darüber hinaus die Gutsanlagen Bisdorf, das Klostergut Hagenhof, das Rittergut Rottorf und der Gutshof mit Park in Schickelsheim.
An zwei Stellen im Stadtgebiet sind aus der jüngeren Vergangenheit kleine Feldschuppen (an der L 291 und K 4) erhalten geblieben, die während der Spargelernte benötigt wurden. Diese stehen vermutlich im Zusammenhang mit den um 1900 errichteten Konservenfabriken in Königslutter, die von dem verbreiteten Spargelanbau profitierten[1].
Im Stadtgebiet ist noch eine, allerdings flügellose, Windmühle erhalten, die nordwestlich von Scheppau auf dem Sand-Berg steht. Durch ihre Lage auf der Erhebung fällt das Gebäudeensemble im Landschaftsbild auf. Reste wassergetriebener Mühlen mit entsprechenden wasserbaulichen Anlagen existieren in Königslutter, Rottdorf und Glentorf.
Ein Beispiel für die Verwendung landschaftstypischer Baumaterialien ist die weit verbreitete Nutzung des Ducksteins. Er dient als Gebäudesockel, Torpfeiler und Mauer. Besonders verbreitet ist die Verwendung dieses grobporigen Kalksteins in der unmittelbaren Umgebung des Elms, wo er das Ortsbild z.T. klar prägt.
An zwei Stellen in Königslutter existieren noch Grabhügelfelder. Nordwestlich von Lauingen liegt ein Brandgräberfeld in einem Kiefernbestand, was die Erkennbarkeit für den Laien einschränkt. Am südlichen Rand des Planungsgebietes liegt, ebenfalls im Wald, ein Urnenfriedhof mit einem Grabhügelfeld. Das einzige Grossteingrab Königslutters (und des Landkreises Helmstedt) liegt im Norden von Groß Steinum am Waldrand des Dorms. Das Alter des Grabes, der „Lübbensteine“, wird mit 3500 Jahre v.Chr. angegeben. 1952 wurde das Grab, nach seiner archäologischen Erfassung, von seinem ursprünglich Standort in einem Acker um gut 200 Meter nordöstlich versetzt.
Die maßgeblich landschaftsgliedernden, regelmäßig wiederkehrenden Gehölzstrukturen sind in die Beschreibung der Landschaftsbildtypen und Landschaftsbildeinheiten unter Angabe der jeweils charakteristischen Baumarten einbezogen. Gesondert erfasst sind daher nur die besonders prägenden Strukturen und Einzelelemente. Dazu gehören besonders prägende Alleen (z. B. die Ahornallee südöstlich von Lauingen, die Lindenallee nördlich von Bornum und die Kastanienallee bei Lelm) und auffällige Solitärgehölze in den Ortschaften (z.B. die Kaiser-Lothar-Linde in Königslutter) und in der freien Landschaft (z.B. die Esskastanie südlich von Schickelsheim) sowie Restbestände oder Einzelobjekte in gering strukturierten Landschaften. Zur Gewinnung von Laubheu und Flechtmaterial wurden Weiden als Kopfbäume geschneitelt.
Im Untersuchungsgebiet sind unterschiedliche historische Siedlungsformen vorzufinden. Typisch für die Gegend und am verbreitetsten im Stadtgebiet sind die geschlossenen Haufendörfer. Sie bestehen ursprünglich aus mehreren Höfen, die unregelmäßig angeordnet von einer ausgedehnten unbesiedelten Flur umgeben sind. Durch den unregelmäßigen Zuschnitt der Grundstücke entstehen zum Teil enge und winklige Straßen, Gassen und Zufahrten. Das geschlossene Haufendorf entsteht dort wo eine weitere Besiedlung aufgrund der umgebenden wertvollen landwirtschaftlichen Flächen zu einer Nachverdichtung der Orte führt. Schlechtere Böden lassen hingegen eine Besiedlung am Ortsrand zu, womit eine insgesamt lockere Bebauung entsteht. Lelm, das in der Börde liegt und von sehr guten Böden umgeben ist, ist ein gutes Beispiel für eine relativ stark verdichtete Ortschaft. Weiter im Norden werden die Orte etwas offener, so dass die Ortslagen insgesamt stärker durchgrünt sind. Zu den regelmäßig wiederkehrenden Elementen gehören hofnahes, von Obstbäumen bestandenes Wiesen- und Weideland sowie ländlich geprägte Nutz- und staudenreiche Ziergärten.
Eine Besonderheit für den Raum sind die vier Rundlingsdörfer, die den Sundern umgeben. Rundlingsdörfer wurden „zu Beginn der Ostkolonisation zwischen 1150 und 1200 planmäßig angelegt“ (Wiegand 2002) und sind typisch für das Wendland. Man vermutet, dass nicht-christliche Slawen die Siedlungen gründeten. Die meist sechs bis 15 Höfe wurden hier hufeisenförmig um einen mehr oder weniger runden Platz angeordnet. Dieser Platz wurde gemeinschaftlich genutzt, erst sehr viel später, nach der Christianisierung der Wenden, wurde auf diesen zentralen Plätzen jeweils eine Kirche erbaut. Die Ortschaften Boimstorf, Rotenkamp, Rieseberg und Scheppau wurden historisch als „die vier freien wendischen Dörfer“ bezeichnet (Naturpark Elm-Lappwald, o.J.).
Die dritte historische Siedlungsform des Stadtgebietes ist die Arbeitersiedlung. Dieser Siedlungstyp fällt durch regelmäßige angelegte und stilistisch einheitliche Wohnhäuser auf. Zu finden ist er in der Nähe industrieller oder, wie in Beienrode, bergbaulicher Anlagen. Die kurze industrielle Blütezeit Beienrodes, die eng mit der Förderung von Kalisalzen verbunden war, begann 1890 und endete schon 1926 mit der Schließung des Werkes. Noch heute sind die zwei Werkssiedlungen nordwestlich des alten Kerns in ihrem Charakter erkennbar. Die Villen der ehemaligen Direktoren und leitenden Angestellten grenzen unmittelbar an und sind mit alten Bäumen umgeben (Urbisch et al. 1998).
Neben den besonders auffälligen kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerken existieren eine ganze Reihe einfacher Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die aufgrund ihrer regionaltypischen Bauformen und ihrer Anordnung maßgeblich das Bild der Landschaft bzw. der Siedlungen prägen. Zu den regelmäßig wiederkehrenden Besonderheiten des Kreisgebietes gehören die vielen Fachwerkbauten, die häufig auf einem Ducksteinsockel ruhen. Insbesondere in Königslutter gibt es eine Vielzahl z.T. von Pflanzen besiedelter Mauern (v.a. die Mauerraute Asplenium ruta-muraria), die ebenfalls aus Duckstein errichtet wurden. Das Material wirkt hier ortsbildprägend. Diese prägenden Gebäudebestände schließt die Einheit „SO“ mit ein; sie werden daher in der Karte 2 „Landschaftsbild“ nicht eigens durch ein Punktsymbol hervorgehoben.
Ortschaften mit harmonischem übergang in die umgebende Landschaft sind im Ortsrandbereich vielfältig strukturiert und weisen überwiegend landschaftstypische Gebäudestrukturen und Nutzungsmuster mit den entsprechenden Grünelementen auf. Kennzeichnend für gut ausgeprägte Ortsränder sind allmähliche, fließende übergänge, die in wahrnehmbarer Beziehung zur Geländegestalt (Topographie) stehen. So ergibt sich in der Regel eine geschlossene Ortssilhouette, die harmonisch in die umgebende Landschaft eingebunden ist. Gut ausgeprägte, harmonische Ortsrandbereiche finden sich zum Beispiel im Süden Rottdorfs, sowie im Osten von Boimstorf und Glentorf.